Hollisch verliebt
redest.“
„Aber ich dachte … Sie müssten … Vielleicht waren wir … Das kann doch nicht sein!“, rief sie. „Sind wir etwa im falschen Haus?“
„Nein, sind wir nicht“, widersprach Riley.
Sie fiel ihm ins Wort. „Es tut mir leid, wirklich. Wir hätten nicht …“
Rileys primitive Seite hätte dem Mann gern etwas angetan, um ihn dafür büßen zu lassen, dass er Mary Anns Kampfgeist gebrochen hatte. Vielleicht hatte ihr auch die Begegnung mit dem Tod den Mut genommen, aber … Moment. Sie hatte sich gerade vor ihn geschoben. Was zum … Sie wollte ihn beschützen.
So viel zu ihrem gebrochenen Kampfgeist.
Er hätte das als Beweis dafür nehmen können, dass sie ihn irgendwie noch liebte. Aber er konnte nur daran denken, dass sie ihn für nicht stark genug hielt, um sie zu beschützen. Wieso sollte sie auch? Er war nicht stark genug.
Der Mann, der vielleicht Joe war, machte Ernst und spannte den Hahn. „Du hast fünf Sekunden um zu reden, Junge, sonst landet dein Hirn an meiner Wand.“
„Zählst du laut runter, damit ich mit meinen Geheimnissen bis zur letzten Sekunde warten kann?“ Riley würde einfach davon ausgehen, dass der Mann Joe war. Sonst würde er sich nur verhaspeln. „Du weißt genau, wer Aden ist. Er ist dein Sohn.“ Beim Reden schob er Mary Annwieder hinter sich. Er steuerte sie ein, zwei Schritte rückwärts in Richtung Fenster. Wenn sie hinaussprang und weglief, könnte er die Lage klären, ohne sich um sie sorgen zu müssen.
„Ich habe keinen Sohn.“
„Das glaube ich dir nicht.“
„Mir egal. Wieso glaubt ihr, ich bin dieser Joe?“
„Weißt du was? Wenn du Fragen mit Gegenfragen beantwortest, macht dich das weder schlau noch geheimnisvoll.“
Seine dunklen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Pass mal auf, wie du mit mir redest, Kleiner. Ich habe hier die Pistole.“
Ein weiterer Schritt zurück. Fast geschafft.
„Ich weiß, was ihr macht. Kein Stück weiter.“ Joe kam näher, bis er Riley den Pistolenlauf gegen die Brust drückte. „Ihr bleibt schön hier, bis ich ein paar Antworten habe.“
„Als würde zum ersten Mal jemand auf mich zielen. Wenn du mir Angst machen willst, lass dir was Originelleres einfallen. Wenn du Antworten willst, lass das Mädchen gehen.“
„Nein“, widersprach Mary Ann. Er langte hinter sich und drückte ihren Arm, damit sie um Himmels willen ruhig blieb. „Ich bleibe hier.“
„Hör nicht auf sie.“
„Zu spät“, sagte Joe. „Ich habe sie gehört. Sie bleibt hier.“
Nein, verdammt. Da würde er nicht mitspielen. „Das wirst du noch bereuen.“ Riley hob die Hände, als wollte er sich ergeben.
„Das glaube ich eher nicht.“
Blitzschnell packte Riley die Pistole und drückte sie mit aller Kraft nach unten. Joe schoss, aber die Kugel schlug in den Fußboden ein.
Ohne Joe loszulassen, schlug Riley mit der anderen Hand zweimal zu. Als sein Gegner benommen war, wand Riley ihm die Pistole aus der Hand und brach ihm dabei den Zeigefinger. Er hätte selbst schießen können, aber er tat es nicht. Er nahm die Waffe lediglich an sich und zielte. „Hab ich’s nicht gesagt?“
Leise fluchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt Joe die Hände hoch. Im Gegensatz zu Riley war die Geste ernst gemeint. Sein gebrochener Finger stand in einem seltsamen Winkel ab, mit der ganzen Hand konnte er nichts anfangen.
Riley richtete die Pistole weiter auf ihn, denn er war sicher, dass Joe versteckt noch mehr Waffen bei sich trug. „Rühr dich ja nicht, sonst schieße ich. Mary Ann, ruf Aden an.“
„Was? Warum?“
„Er muss herkommen.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie ihr Handy zückte und die Nummern durchging. Einen Moment später flüsterte sie etwas. Riley achtete währenddessen vor allem auf Joe. Abgesehen von einer leichten Kurzatmigkeit und heftigem Zittern zeigte dieser keine Reaktion.
„Wenn du nicht Joe Stone bist, wer bist du dann?“ Riley wollte die Wahrheit herausfinden, bevor Aden herkam.
Joe schluckte schwer. „Na schön. Ich spiele mit. Tun wir so, als wäre ich dieser Joe Stone. Was willst du von mir?“
Okay. Also war er Joe, ohne jeden Zweifel. Wieso hätte er sonst diese Frage stellen sollen? Aber was sollten die Ausflüchte?
„Erst mal eine Entschuldigung.“
„Weil ich mein Zuhause beschütze?“
„Weil du deinen Sohn im Stich gelassen hast.“
Unter Joes Auge zuckte ein Muskel. Vor Wut? Oder aus Schuldgefühlen?
„Mary Ann?“, fragte Riley.
„J…ja?“
„Komm mal
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