Hollisch verliebt
es könnte sein, dass es noch genauso aussieht wie vor seinem Tod.“ Victoria zeigte Aden die Zeitschriften.
„Hm. Interessant.“
Tonya nahm ihnen gegenüber Platz. „Was wollt ihr?“ Ihre Stimme klang schroff, als würde sie gegen den ihr auferlegten Zwang, die beiden in ihrem Haus zu dulden, ankämpfen. Und die Schatten, die Aden schon beim ersten Besuch bemerkt hatte, tanzten in ihren Augen wie wild.
„Erst mal möchte ich Ihnen sagen, dass ich Ihnen nichts tun werde“, versprach Aden. „Haben Sie verstanden?“
Sie runzelte die Stirn. „Ja, aber ich glaube dir nicht.“
„Das macht nichts. Ich werde es beweisen.“
„Was wollt ihr?“, wiederholte Tonya. Und Wunder über Wunder, sie klang schon weniger feindselig.
„Antworten. Die Wahrheit über Ihren Mann und seinen Bruder. Sagen Sie mir, was ich wissen will, und ich lasse Sie in Ruhe.“
„Ich rede nicht gerne über meinen Darling Daniel und diese Ratte Robert.“ Innige Liebe mischte sich mit Abscheu. Wieder runzelte sie die Stirn, und die Schatten in ihren Augen wirbelten noch wilder. „So nenne ich die beiden immer. Und so empfinde ich es auch, wirklich. Ich habe meinen Mann geliebt und seinen Bruder gehasst, aber …“
„Aber?“, hakte Victoria nach.
„Aber das war nicht immer so. Ich habe Robert nie geliebt, aber ichmochte ihn. Und ich weiß noch, dass ich mich von Daniel scheiden lassen wollte.“ Vor Konzentration gruben sich die Falten tiefer in ihre Stirn. „Vielleicht habe ich das auch nur geträumt. Ich liebe ihn nämlich sehr. Und ich werde ihn immer lieben.“
Aden massierte sich die Schläfen. Schrie Julian da etwas? „Erzählen Sie mir von den beiden.“
„Sie … waren … Zwillinge.“ Tonya sprach, als müsste sie die Worte durch ein zu enges Rohr quetschen. „Daniel hat in der Leichenhalle des Krankenhauses gearbeitet. Robert war ein nichtsnutziger Gauner. Ja. Genauso war es.“ Jetzt kamen die Worte flüssiger. „Mein Daniel war nicht eifersüchtig auf seinen Bruder.“
Die Antwort klang einstudiert, als würde sie etwas wiederholen, das man ihr unzählige Male gesagt hatte. Vielleicht stimmte es sogar. Diese Zauberbücher … die Schatten in ihren Augen … die verwaschene schwarze Aura, die Riley erwähnt hatte.
Vielleicht wurden Tonyas Gefühle und ihre unbeirrbare Treue durch Magie hervorgerufen.
Genau. Das ist es, erkannte Victoria entsetzt.
Aden und sie richteten sich wie auf Kommando auf. „Ich glaube, ich weiß, was passiert ist“, sagten sie, beinahe im Chor.
31. KAPITEL
Erinnerungen stürzten auf Aden ein. Es waren nicht seine eigenen Erinnerungen, sondern Julians, und sie waren niederschmetternd. Er hatte Robert Smart geheißen. Tatsächlich war er der Bruder mit dem schütteren Haar und der Brille gewesen. Daniel hatte zwar gut ausgesehen und war stark und klug gewesen, aber er war nie wirklich geliebt worden, deshalb hatte er Robert sein Talent fürs Übernatürliche geneidet.
Und so wandte er sich der Zauberei zu. Er beschäftigte sich mit Schwarzer Magie und rutschte immer mehr ins Okkulte ab, bis er irgendwann ein Menschenopfer darbrachte.
Bis er Robert opferte.
Normale Menschen hätten von solchen Dingen gar nichts verstanden, aber Daniel war nicht normal. Seine menschlichen Eltern waren auf alles Mystische versessen gewesen und hatten vorbehaltlos an Wahrsager, Hexenbretter und jede Art von Zauberei geglaubt.
Vielleicht liebten sie Robert deshalb mehr. Und vielleicht holte Daniel deshalb irgendwann zum Schlag gegen Robert aus – mit tödlichen Folgen.
Am Abend des zwölften Dezember rief Daniel bei Robert an und bat ihn, ins Krankenhaus zu kommen. In der Hoffnung, seinen Zwillingsbruder zur Vernunft zu bringen, verabredete sich Robert mit ihm. Aber zu einem Gespräch kam es nicht mehr. Daniel stach mehrmals auf Robert ein und versuchte dessen Fähigkeiten auf sich selbst zu übertragen, während sein Bruder im Sterben lag.
Aber bevor er Erfolg hatte, war Robert schon von Aden aufgenommen worden. Er verlor seine Erinnerungen, doch sein Geist erwachte zu neuem Leben.
Und Robert hatte noch ein weiteres Ass im Ärmel, um seinen Bruder in den letzten Minuten seines Lebens zu besiegen. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, seinen Einfluss auf die Toten zu kontrollieren, und in der Leichenhalle ließ er sie auferstehen. Mehrere von ihnen beseitigten seine, Roberts, Leiche, fraßen sie restlos auf, während die anderen Daniel töteten, bevor Hilfe kommen konnte.
Vor dem gesamten
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