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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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Mensch war.
    Dem Verstand nach wusste sie, dass das nicht passieren würde, aber Angst … na ja, Angst war unlogisch und übermächtig.
    „Mary Ann! Ich rede mit dir. Du verschwindest einfach ohne Vorwarnung, rufst nicht an, und ich kann mich zu Tode sorgen. Ich habe dich gesucht, habe die Polizei eingeschaltet, Flugblätter verteilt, und du läufst mit diesem … diesem …“ Es sah aus, als sei er drauf und dran, vor Wut das Lenkrad unter seinen Händen zu zerbrechen.
    Schlechtes Gewissen stieg in Mary Ann auf, dennoch bat sie ihren Vater: „Wir können Riley nicht dalassen. Wir müssen zurück.“ Das hatte sie schon tausendmal gesagt, aber ihr Vater hatte sie ignoriert. Riley kam auch allein zurecht, das wusste sie. Trotzdem. Es war falsch, ihn zurückzulassen, auch wenn er absichtlich dafür gesorgt hatte, dass sie verhaftet wurden.
    Auch das war ihr mittlerweile klar geworden. Sie wusste nur nicht, warum. Bestimmt gab es einen Grund. Bei Riley gab es immer einen Grund. Mary Ann würde ihn herausfinden, wenn sie Riley das nächste Mal sah. Im Moment fiel ihr als einzig möglicher Grund ein, dass er sich ein unangenehmes Trennungsgespräch ersparen wollte. Aber das war nicht seine Art.
    „Bitte, Dad“, sagte sie. „Fahr zurück.“
    Immerhin ignorierte er sie dieses Mal nicht. „Wir können und wir werden ihn dalassen. Dein kleiner Ganovenfreund ist mir so was von egal. Der Junge ist ein Verbrecher, der nur nach seinen eigenen Regeln lebt, und wer weiß, ob er sich wenigstens an die hält. Er hat ein Auto gestohlen, Mary Ann. Als du bei ihm warst! Und fang lieber an zu beten, dass sich die Tätowierungen auf deinen Armen abwaschen lassen.“
    Mary Ann wurde noch schuldbewusster. „Es … es tut mir leid.“
    „Leid? Es tut dir leid? Mehr hast du nicht zu sagen?“
    „Dad …“
    „Nein. Sei still. Nimmst du Drogen?“
    Was wollte er? Sollte sie still sein oder antworten? „Nein, ich nehme keine Drogen.“
    „Soll ich das etwa glauben?“
    „Ja.“
    „Tue ich aber nicht. Ich erkenne dich nicht wieder. Und weißt du, was? Das lassen wir zusammen feststellen. Ohne Zweifel.“
    „Was? Willst du mich testen lassen?“
    Dass er nicht einmal antwortete, traf sie tief. Ihr Vater blickte starr geradeaus.
    Na schön. Dann würde sie ihn auch ignorieren. Sie blickte aus dem Fenster und betrachtete die Bäume, die vorbeihuschten, die Sturmwolken am Himmel, das Straßenschild … mit dem Namen einer Stadt, die nicht auf ihrem Heimweg lag.
    Mary Ann drückte sich in ihren Sitz. Nach einem zweiten Blick auf das Schild sah sie ihren Vater an. Sie konnte ihn wohl doch nicht ignorieren. „Wohin fahren wir?“
    „Ich kann dir ja offenbar nicht helfen. Deshalb bringe ich dich zu Leuten, die das können. Egal, wie lange es dauert.“
    Kalte Angst stieg in ihr auf und schien ihr Inneres mit einer Eisschicht zu überziehen. „Wovon redest du da?“
    „Ich rede von einer psychiatrischen Abklärung. Von Gruppentherapie. Von einer medikamentösen Behandlung, falls nötig. Ich rededavon, deine Probleme an der Wurzel zu packen und mein kleines Mädchen wiederzukriegen!“
    „Dad …“
    „Nein! Ich will das nicht hören. Ich habe Tage und Wochen auf ein Zeichen von dir gewartet und nichts als Schweigen geerntet. Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht, konnte nicht essen, nicht schlafen, nicht arbeiten. Ich dachte, jemand hätte dich entführt. Oder dich … vergewaltigt und gefoltert. Und was sehe ich stattdessen? Du bist durch die Gegend gezogen und hast dich amüsiert. Das sieht dir nicht ähnlich. Irgendwas muss mit dir passiert sein. Mit mir kannst oder willst du nicht darüber reden, also zwinge ich dich dazu, mit anderen darüber zu reden.“
    Die Eisschicht wurde dicker und härter. „Dad, mach das nicht. Bitte mach das nicht.“
    „Es ist längst passiert. Sonst hätte ich dich gar nicht mitnehmen können, dich hätte eine Verhandlung oder das Gefängnis erwartet.“
    Nein. Nein, nein, nein. „Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe. Wirklich.“ Dass es nur zu seinem Besten war, konnte sie ihm nicht sagen. Er würde es nicht verstehen und nicht glauben. Sie konnte ihm nicht einmal versprechen, dass es nicht noch einmal passieren würde. „Aber du musst mir vertrauen. Du musst …“
    „Dir vertrauen? Ach Kleines. Wenn du das glaubst, leidest du wirklich unter Wahnvorstellungen. Vertrauen muss man sich verdienen, und du hast meines mit Füßen getreten.“
    So böse und verletzt hatte sie ihren Vater

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