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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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ihr die Schulter aus. Die Schmerzen waren unerträglich. Eine kleine Ewigkeit – vielleicht auch nur einen Moment – blieb sie keuchend liegen, zitternd vor Kälte und Schock. Tränen traten ihr in die Augen und blieben in ihren Wimpern hängen.
    „Wie dämlich, wie dämlich“, fluchte sie zähneklappernd. Obwohl die Sonne von Wolken bedeckt war und Frost in der Luft hing, prickelte ihre Haut, als wäre sie bereits ein Vampir im Erwachsenenalter und würde von der Sonne versengt.
    Was war denn mit ihr los? Abgesehen von den tausend anderen Problemen in letzter Zeit?
    Sie hörte Schritte, dann konnte sie plötzlich Aden riechen. Dieser fantastische Duft nach … Sie schnupperte und runzelte die Stirn. Er roch anders. Immer noch wunderbar, aber anders. Vertraut. Wie Sandelholz und Immergrün. Ein alter, mystischer Geruch, kalt, aber lebendig und jetzt ebenso stechend wie der des Menschenmädchens.
    Ich lasse mich jetzt nicht von der Eifersucht fertigmachen.
    Victoria öffnete die Augen; sie wusste nicht, wann sie ihr zugefallen waren. Umspielt von einzelnen Sonnenstrahlen beugte sich Aden über sie. Seine Miene war immer noch so unbeteiligt wie zuvor. Das dunkle Haar fiel ihm in die Augen, die jetzt erschreckend violett strahlten.
    Seit sie ihn kannte, hatte sie in seinen Augen Gold, Grün, Braun, Blau und Schwarz gesehen, aber der violette Schimmer war zum ersten Mal in der Höhle aufgetaucht.
    Er streckte die Hand aus, und sie dachte zunächst, er wolle ihr aufhelfen. Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln. „Danke.“
    „Ich würde mir an deiner Stelle nicht danken.“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter, und ein stechender Schmerz durchzuckte sie.
    „Was machst du …“
    Als er ihr den Arm zurück ins Gelenk drückte, lernte sie echte Schmerzen kennen. Sie schrie aus tiefstem Inneren. Vögel flatterten auf, um dem ohrenzerfetzenden Geräusch zu entkommen.
    „Gern geschehen“, sagte er und richtete sich auf.
    Sie wollte das jetzt mal verstehen als: Es tut mir so leid, dass ich dir wehtun musste, Liebste. „Nächstes Mal …“
    „Es gibt kein nächstes Mal. Du springst nicht noch einmal vom Balkon. Versprich mir das.“
    „Nein, ich …“
    „Versprich es mir“, wiederholte er.
    „Unterbrich mich nicht ständig.“
    „Ist gut.“
    Als er endlich schwieg, fragte sie mit rauer Stimme: „Warum bist du gesprungen? Du hättest doch durchs Haus nach unten gehen können.“ Und ihr einen Panikanfall und eine ausgekugelte Schulter erspart.
    „So war es schneller.“ Er machte kehrt und marschierte davon. Schon wieder.
    „Warte.“
    Er wartete nicht.
    Leise fluchend sammelte Victoria genug Kraft, um aufzustehen. Ihre Knie zitterten und gaben fast nach, aber irgendwie konnte sie sich auf den Beinen halten. Sie folgte Aden und kam sich dabei vor wie ein Hündchen an der Leine. Wie ein böses Hündchen, das nicht Gassi gehen wollte und jetzt einfach mitgezerrt wurde.
    Aden blickte kein einziges Mal zurück, um zu sehen, ob es ihr gut ging oder ob sie überhaupt noch da war. Es war ihm einfach egal, und das schmerzte mehr als ihre Schulter, es traf sie so tief, dass sie leise wimmerte. Wenn es nach ihm ging, konnte sie ihm folgen oder nicht, es kümmerte ihn nicht.
    „Warum willst du mit allen reden?“, fragte sie.
    „Ein paar Sachen müssen klargestellt werden.“ Er lief zur Vorderseite des Hauses, ging die Stufen hinauf und blieb vor der riesigen Doppeltür stehen. Trotz des verhangenen Himmels waren um diese Tageszeit nur wenige Vampire draußen. Wer Aden sah, reagierte erschrocken, verbeugte sich dann aber rasch, um seinen Respekt zu bekunden.
    Lange Zeit blieb er dort stehen.
    „Ähm, Aden. Du musst schon durch die Tür gehen, wenn du ins Haus willst. Wenn du hier nur stehst, passiert nichts.“
    „Ich gehe gleich rein. Erst einmal will ich mir ansehen, was mir gehört.“
    Wieder klang er wie Victorias Vater, oder wie Dmitri, ihr früherer Verlobter. Angewidert biss sie sich von innen auf die Wange. Keinen der Männer hatte sie leiden können. Hoffentlich wird Aden wieder normal, wenn die Wirkung der Tabletten nachlässt.
    Und wenn nicht, was würde sie tun?
    Darüber würde sie jetzt nicht nachdenken. Sie würde einfach diesen Tag überstehen, Aden bei der Versammlung helfen, auch wenn sie nichtwusste, warum er sie einberief, und ihn beschützen. Sorgen konnte sie sich notfalls später noch machen.
    „Und, gefällt es dir?“ Ihr fiel ein, wie sie ihn zum ersten Mal hergebracht hatte. Er hatte

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