Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
Vom Netzwerk:
Menschen mit anderen Menschen Krieg führen.“Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Die meisten Menschen wollen Frieden.“
    „Trotzdem haben sie noch keinen Weg dahin gefunden.“
    „Genauso wenig wie die Vampire.“
    Sie standen einfach nur da und starrten einander stumm an. Victorias Atem ging schwer, die Schmerzen in ihrer Schulter stimmten sie kämpferisch. Vielleicht war sie zu bissig geworden, wenn sie bedachte, dass Aden ganz ruhig und besonnen mit ihr sprach.
    „Aden“, sagte sie sanft. „Frieden ist eine wunderbare Vorstellung. Aber mehr auch nicht. Eine Vorstellung – und manchmal die falsche. Gibst du um des lieben Friedens willen nach und überlässt meinem Vater wieder den Thron, oder kämpfst du gegen ihn?“
    „Ich kämpfe“, antwortete Aden, ohne zu zögern. „Dann führe ich gegen die anderen Vampirsippen Krieg, bis sie in der Spur laufen. Und wenn sie das nicht lernen, werden sie vernichtet. Ich werde Exempel statuieren, und dann wird endlich Frieden herrschen.“
    Krieg um jeden Preis war Vlads Ideologie gewesen, Aden Stone hätte so etwas früher nie unterstützt. Und trotzdem hatte Aden zum zweiten Mal in fünf Minuten genau wie ihr Vater geklungen. Zum dritten Mal an diesem Tag.
    Ein beängstigender Gedanke drängte sich ihr auf.
    Hatte er irgendwie Züge von ihrem Vater in sich aufgenommen, die ihn jetzt antrieben? Und wenn ja, wie? Adens Erinnerungen hatten sich mit Victorias vermischt, nicht mit denen ihres Vaters. Oder waren das etwa ihre eigenen Ansichten? Waren sie bei Aden hängen geblieben, so wie einige ihrer Erinnerungen?
    Für Vlad waren Menschen immer nur eine Nahrungsquelle gewesen, mehr nicht, obwohl er selbst einmal ein Mensch gewesen war. Seinen Kindern hatte er die gleiche Sichtweise beigebracht. Die Macht war ihm wohl zu Kopf gestiegen. War ihnen allen zu Kopf gestiegen. Vlad hatte sich nicht nur den Menschen überlegen geglaubt, sondern allen anderen Wesen. Er hatte sich als König der Könige gefühlt, Herr der Herrscher. Frieden kam für ihn erst an zweiter Stelle, und der Weg dahin war voller Gewalt und Grausamkeit.
    Andere sollten eher sterben, als dass sie weiterlebten und seine Befehle missachteten, hatte Vlad oft gesagt.
    Nachdem sie Aden kennengelernt und gesehen hatte, was er für seine Freunde auf sich nahm, hatte sich Victorias Einstellung grundlegend geändert. Vlad zerstörte, Aden baute auf. Vlad freute sich, wennandere zugrunde gingen, Aden trauerte um sie. Vlad war niemals zufrieden. Aden fand Freude, wo er nur konnte.
    Um diese Dinge beneidete sie ihn. Sie war immer noch nicht grundsätzlich gegen Krieg und Kampf. Doch irgendwann würde sie sich ihrem Vater entgegenstellen und ihn töten müssen. Denn Aden als Herrscher würde er niemals akzeptieren. Vlad würde bis zum Ende kämpfen, und das ohne Gnade. Also musste jemand dieses Ende herbeiführen, und es war am besten, wenn sie selbst das war.
    Sie war in Adens Kopf gewesen und wusste daher, wie sehr ihm seine Vergangenheit zusetzte. Er hatte Menschen wehgetan. Er hatte sich in ihre Körper hineinversetzt und sie gezwungen, nach seinem Willen zu handeln statt nach ihrer Überzeugung. Um sich oder seine Freunde zu schützen, sicher – trotzdem wurde er die Schuldgefühle nicht los.
    Das Gefühl kenne ich. Sie hatte immer noch keine Ahnung, was sie ihm in den letzten Minuten in der Höhle angetan hatte, trotzdem fraß ihr Schuldbewusstsein sie innerlich auf.
    „Du bist abgelenkt.“
    Victoria konzentrierte sich auf Aden. Verzog er gerade die Lippen zu einem Grinsen? Bestimmt nicht. Das würde ja bedeuten, dass er sich über sie amüsierte. „Ja. Tut mir leid.“
    „Du solltest …“ Er erstarrte, seine Ohren zuckten. „Da kommt jemand.“
    Als sie aufblickte, kamen tatsächlich zwei Mädchen die Treppe herunter. Sie trugen schwarze Gewänder, deren Säume ihre Knöchel umspielten. Victoria hätte gern gefragt, wie Aden sie bemerken konnte, obwohl sie nichts gehört hatte, aber sie wollte nicht zugeben, dass ihre Sinne weniger scharf waren als seine.
    „Mein König“, sagte eines der Mädchen, als es ihn entdeckte, und blieb auf der vorletzten Treppenstufe stehen. Sie machte einen formvollendeten Knicks, bei dem ihr das fahle Haar über eine Schulter fiel.
    „Mein … Aden.“ Auch das andere Mädchen blieb stehen. Ihr Knicks fiel weniger elegant aus, vielleicht weil sie ihre Augen nicht von Aden nahm und ihn musterte wie einen Appetithappen.
    Dabei ging es ihr nicht um Aden, das

Weitere Kostenlose Bücher