Hollisch verliebt
hätte seine Antworten an die Seelen gern nur gedacht, aber seine innere Stimme ging in dem Chaos, das in seinem Kopf herrschte, immer unter.
Leute! Jetzt war keine Spur von Unsicherheit mehr zu hören. Wir sind wieder bei Aden , jubelte Julian. Bleiben wir jetzt bei ihm, Elija? Komm schon, du Orakel des Untergangs, lass mich nicht hängen! Sag mir, was ich hören will.
Schweigen.
Elijah schlief offenbar noch. Caleb genauso. Faules Pack.
Die Wölfe blieben angespannt stehen, ihr Nackenfell sträubte sich.
Knurrend sahen sie sich um. Aden folgte ihrem Blick Richtung Wald, aber da war nichts. Spürten sie eine Bedrohung, die er nicht sehen konnte? Er wartete, aber es trat niemand zwischen den Bäumen hervor, kein einziges Blatt bewegte sich. Dennoch: Waren seine – oder Vlads – erste Verbündete eingetroffen? Würden sie überhaupt kommen?
Das Signalhorn war vor vielen Jahrhunderten verzaubert worden, als die Vampirsippen vereinbart hatten, einander in Notfällen zu helfen. Trotzdem hatte keiner es je benutzt. Wussten sie überhaupt, was der Ruf bedeutete? Würden sie reagieren?
Das Knurren wurde lauter, und im nächsten Augenblick sah er eine Frau, die auf dem Metallkreis über der Krypta tanzte. Aden war wie hypnotisiert. Ebenso wie die Vampire im Haus trug sie ein schwarzes Gewand, doch ihr Gesicht wurde von einer hochgeschlagenen Kapuze verborgen. Er konnte nur ihr langes nachtschwarzes Haar sehen, das sich wie ein Wasserfall über eine Schulter ergoss.
Die Wölfe knurrten immer noch, griffen aber nicht an. Sie waren genauso fasziniert wie er.
Das Drehen und Wirbeln war hypnotisierend.
Die Frau hatte etwas Vertrautes an sich, das Aden in Hochstimmung versetzte und gleichzeitig hinunterzog. Wer sie auch war, sie löste in ihm die gleichen Gefühle aus wie Mary Ann. Den Wunsch, sie in die Arme zu schließen – gefolgt von dem Drang wegzulaufen.
„Maxwell, Nathan“, sagte er.
Sie verstummten und wandten die pelzigen Köpfe zu ihm um.
Im Grunde waren Lakaien doch keine schlechte Idee. „Holt Victoria her“, befahl er gedankenverloren.
Wir sollten lieber bei dir bleiben , hörte er Nathans Stimme in seinem Kopf antworten. Hier droht Gefahr, mein König.
Wölfe konnten ihre Stimmen in die Gedanken anderer projizieren. Weil er das schon von Riley kannte, erschrak Aden nicht. Ebenso wenig wie Julian, der die neue Stimme wahrscheinlich gar nicht hörte. „Von dieser Frau? Nein. Jetzt holt Victoria her.“
Die beiden tauschten einen verwirrten Blick aus, dann nickten sie und trabten los.
Aden setzte sich vor dem Kreis einfach auf den Boden und sah der Frau zu. Sie schien ihn gar nicht zu bemerken und unterbrach ihren eleganten, wirbelnden Tanz keinen Augenblick. Sie drehte und drehtesich wie eine Ballerina auf dem Eis, die Arme ausgestreckt, ein Bein nach hinten angewinkelt. Immer weiter drehte sie sich.
Wer war sie?
In seinem Kopf hüstelte jemand. Hallo, Aden , meldete Elijah sich endlich, bevor er gähnte. Wie geht es dir?
„Gut.“ Halbwegs.
Und, bleiben wir jetzt bei Aden? Julian konnte die Antwort kaum erwarten.
Ich … weiß es nicht, antwortete der Hellseher.
Das war ja noch nie passiert.
Warum das denn nicht, fragte Julian empört.
Elijah seufzte. Ich bin gerade erst aufgewacht. Müssen wir gleich mit den schwierigen Sachen …
Warum, warum, warum?
Du bist echt kindisch. Meinetwegen. Adens Weg wurde in letzter Zeit so oft geändert, dass ich für ihn keine klare Zukunft mehr sehe. Er hätte sterben sollen, und das wäre für uns alle das Ende gewesen. Es ist aber anders gekommen, und jetzt kann ich nicht mehr sehen, was vor uns liegt.
Vielleicht war das gut.
Hoffentlich heißt das nicht, dass wir bald sterben. Wirklich sterben, meine ich. Hätte Julian einen Körper besessen, wäre er jetzt auf und ab gelaufen. Oder dass wir plötzlich wieder in der Vampirin aufwachen. Ich mag sie ja, wenn sie uns nicht gerade an die Kehle will, aber mal ernsthaft. Ein Kerl muss doch ein Kerl bleiben.
Mir gefällt die Vampirin, schaltete sich Caleb zum ersten Mal ein. Auch er gähnte ausgiebig. Ist nicht böse gemeint, Aden, aber sie ist echt heißer als du.
Ein Milchkrug ist heißer als Aden , sagte Julian kichernd.
Caleb lachte laut auf. Bingo.
„Schön, jetzt sind alle wach.“
Du klingst aber nicht besonders froh , sagte Julian leicht eingeschnappt. Und noch viel wichtiger: Du hast gar nicht über meinen großartigen Witz gelacht.
Und warum bist du so kalt, fragte Caleb. Ich
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