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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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Menschenhaut.
    Während auch sie einen Kelch nahm, sah sie sich um. Schon bei dem Gedanken, Blut zu trinken, wurde ihr übel, aber Scharfzahn wurde immer schwächer, er brauchte Nahrung. Sie betrachtete den Marmorboden, die gläsernen Wände, die Säulen, die unter der Decke zu einem Netz aus Kristallen zusammenliefen. In der Mitte dieses Netzes hing ein funkelnder Kronleuchter in Form einer Spinne, deren acht Beine sich von Ecke zu Ecke zu bewegen schienen. Ein großartiger Raum, wenn man eine düstere gothicartige Atmosphäre mochte. Victoria hatte schon immer Farben vorgezogen. Rosa, Gelb, Blau. Sogar Weiß. Nur nicht das Schwarz, auf dem ihr Vater bestanden hatte.
    Pflege den Mythos, hatte er immer gesagt, dann nehmen dich die Menschen nicht ernst. Sie werden dich ewig unterschätzen.
    Victoria hatte für ihren Vater eine Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen empfunden. Und sie hatte gedacht, Sorin würde ihn zutiefst bewundern. Warum tat er das nicht?
    Ihr Bruder war ihr ein Rätsel. Er wirkte so geheimnisvoll, dass sienicht wusste, ob sie dieses Rätsel jemals lösen konnte. Und Aden hatte einen Kampf gegen einen erfahrenen Krieger gewonnen.
    Noch überraschender war, dass niemand Aden aufgehalten oder Sorin geholfen hatte – wenn sie Lauren und Stephanie nicht mitrechnete, die für Sorin die Türen bewacht hatten. Doch nach gestern rechnete Victoria nicht mehr mit den beiden. Und mehr noch, Aden hatte ein Monster und Vampirhaut. Ihre Haut.
    Was hatten sie noch getauscht?
    Sie hatte die Fähigkeit verloren, Menschen mit ihrer Stimme zu kontrollieren. Und die Fähigkeit, sich zu teleportieren. Das eine konnte Aden, also wahrscheinlich auch das andere. Was war mit ihrer blitzartigen Geschwindigkeit? Er hatte sich beim Kampf sehr schnell bewegt. Schneller als früher. Und ihre Stärke? Erst vor ein paar Wochen hatte sie mit bloßen Händen einen Baum aus der Erde gerissen, mitsamt Wurzeln.
    Im Moment war sie nicht sicher, ob sie sich noch das Haar aus dem Gesicht streichen konnte.
    Hätte sie Aden gerettet, wenn sie gewusst hätte, was passieren würde?
    Die Antwort wurde ihr sofort klar. Ja. Ja, sie hätte ihn gerettet. Sie hätte noch viel mehr aufgegeben.
    Vielleicht musst du das noch, dachte sie.
    Mit zitternder Hand hob sie den Kelch an die Lippen und nippte daran. Das Blut war dickflüssig, abgekühlt und schmeckte so metallisch, dass sie das Gesicht verzog. Igitt. Viel lieber wäre ihr jetzt ein … Sandwich. Genau, so hießen diese Dinger. Dünne Fleischscheiben zwischen Brot, bestrichen mit einer weißen Creme. Während ihr das Wasser im Mund zusammenlief, knurrte ihr Magen.
    Bald würde sie sich wieder in die Unterkunft der Sklaven schleichen müssen. Sehr, sehr bald.
    „V…V…Victoria!“, rief ein Mann, um den Lärm zu übertönen.
    Als sie sich umdrehte, entdeckte sie am anderen Ende des Raumes Shannon, der gerufen hatte, und neben ihm Seth und Ryder. Zwei von Sorins Soldaten flankierten die Jungs mit finsterer Miene.
    Wie hatte Victoria vergessen können, dass man Adens Freunde gefangen genommen und gefesselt hatte?
    Sie stellte ihren Kelch auf einem Tablett ab, das vorbeigetragen wurde, und ging hinüber.
    „V…Victoria“, wiederholte Shannon. Er stotterte noch schlimmerals sonst. „M…mach was. B…Bitte.“
    Für einen winzigen Moment trafen sich ihre Blicke. Seine grünen Augen strahlten beinahe fiebrig. Obwohl seine mokkafarbene Haut fahl wirkte, hatte er nichts an Attraktivität eingebüßt. Er sah sogar besser aus als viele der anwesenden Vampire. Er war groß und kräftig gebaut, und wenn er bei einem Lächeln seine geraden weißen Zähne blitzen ließ, wirkte er wie ein Diamant zwischen Zirkoniasteinen. Victoria hatte ihn auf Anhieb gemocht.
    Er stand in der Mitte des kleinen Grüppchens, aufrecht und stolz, aber einen kleinen Finger hatte er in Ryders Hand untergehakt, als wäre der andere Junge ihm Halt und Trost. Oder er gab Ryder Halt, dessen gebräunte Haut leicht grünlich wirkte.
    Seth hingegen winkte grinsend jemandem zu, der hinter Victoria stand. Er machte sogar die Geste für „Ruf mich an“.
    Victoria musterte die Wachen, die sich nicht mehr bedrohlich gaben, sondern sie anlächelten. Zumindest auf ihre Art. Sie bleckten die Zähne und zogen die Lippen so weit zurück, dass man ihr Zahnfleisch sah.
    Beide hatten geschorene Köpfe und trugen schmale Narben auf den Wangen. Narben . Das war mal etwas Neues. Wieso hatten sie Narben? Aus dem gleichen Grund, aus dem Rileys

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