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Holly greift nach den Sternen

Titel: Holly greift nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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die bei Burger King jobbt?«
    »Vergiss den Alk, du bist ganz klar auf Droge«, näselte Reed und machte es sich auf dem Sofa bequem, als wollte er sich einen Film ansehen.
    »Das war echter Cristal-Champagner. Und nein, ich nehme keine Drogen, vielen Dank auch. Jetzt beantworte mir meine Frage: Hast du dich jemals mit einer verabredet, die in der Dienstleistungsbranche arbeitet? Na?«
    Reed seufzte, weil sie ihn erwischt hatte und er es wusste. »Nein.«
    »Ha!«, krähte Holly triumphierend. »Siehst du!« »Was seh ich? Ich hab nicht die leiseste Ahnung, worauf du rauswillst.«
    »Dass du dich nur mit Models schmückst, ist viel oberflächlicher und seichter als das, was ich mache, um meine Karriere neu zu starten.«
    »Ich gehe mit Models aus. Na und?« Reed zuckte mit den Achseln. »Sie sind schön und ich seh mir gern schöne Dinge an. Außerdem wissen sie, was Sache ist.«
    »Hä?« Holly versuchte, beim Anblick des verträumten Reed, wie er an schöne Mädchen dachte, das winzige, fiese Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren.
    »Na, diese ganze Beziehungsscheiße«, sagte Reed vage und gestikulierte, als ob es dadurch klarer würde. Dann wurde seine Stimme harscher. »Aber wir reden hier nicht über mich. Wir reden über dich und deine selbstzerstörerische Sucht nach Ruhm und Reichtum. Du bist echt ein lebendes Klischee, findest du nicht?«
    Oh, Holly hatte seit mindestens einer Woche nicht mehr diesen geringschätzig verzogenen Mund gesehen. Und - Überraschung! Es hatte ihr wirklich nicht gefehlt.
    »Was ist denn schon dabei, wenn ich wieder berühmt sein will? Daran ist doch nichts Schlechtes.«
    Holly stellte den leeren Becher mit unnötigem Schwung ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Pah! Nicht mal Amber in voller Fahrt hatte sie jemals so auf die Palme gebracht.
    »Warum willst du denn wieder berühmt sein?«, fragte Reed, als hätte sie ihm eben zweihundertfünfzig Pfund gegeben und einen Vertrag für eine Kurzzeittherapie unterschrieben. »Warum machst du keinen Schulabschluss oder gehst auf Reisen oder arbeitest mit Waisenkindern in Ruanda? Was ist denn so Tolles am Berühmtsein? Unbekanntsein ist gar nicht schlecht.«
    Das war ja alles schön und gut. Vielleicht sollte Reed mal seine Theorie an den ruhmsüchtigen Schauspielern und Schauspielerinnen ausprobieren, die von ihm Rollen in seinem blöden, bescheuerten Film wollten.
    »Hör mal, ich bin berühmt gewesen und ich bin unbekannt gewesen, und du kannst mir glauben, berühmt sein ist viel besser.« Holly zog die Beine an und beugte sich vor, denn das waren keine leeren Phrasen, das war ihr Leben. Vielleicht hatte sie damals als Kinderstar bei der Frage »Weltberühmt: ja oder nein?« noch nicht mitreden können, aber jetzt bekannte sie sich ganz und gar dazu und jeder durfte es hören. Und augenblicklich war das Reed. »Es ist nämlich so: Wenn du berühmt bist und alle deinen Namen kennen, dann bist du real. Es gibt dich. Du bedeutest den Menschen was.« Ihre Stimme bebte wegen des Schmerzes tief in ihrer Brust. Holly stützte den Kopf in die Hände, damit sie das verächtliche Gesicht von Reed nicht sehen musste, das er jetzt wahrscheinlich machte. »Ich will das wieder fühlen, auch wenn ich nicht mehr zwölf bin.«
    Da war dieses tödliche Nichts. Holly hörte, wie Reed sich auf dem Sofa bewegte, und sie wünschte sich, dass er einen seiner verächtlichen Sprüche abließe, damit sie das Echo ihrer kleinen Ansprache nicht mehr in ihrem Kopf hören musste.
    Schließlich sagte er: »Ich glaube, du hast ein total idealisiertes Bild von Berühmtheit. Na klar, du bist nicht mehr zwölf, aber dieses ganze Theater vom ungezogenen Kind, das du jetzt abziehst, wird dich irgendwann in den Arsch beißen. Superstars werden nicht über Nacht geboren. Das braucht Zeit.«
    »Ich hab keine Zeit«, sagte Holly dumpf. »Ich bin achtzehn. Ab zwanzig bin ich nur noch irgendein Model oder irgendeine Schauspielerin unter ›ferner liefen‹ oder was auch immer. L. A. ist voll davon. Ich muss den Übergang vom Kinderstar zum jungen Hollywoodstar im nächsten Jahr schaffen oder es wird nie passieren.«
    »Und, was zum Teufel, machst du dann in London? Ah, verstehe. Großer Fisch, kleiner Teich, was?« Reed hörte sich nicht mehr so an, als ob er sie ärgern wollte. Es war sehr spät - oder früh - und die Lampe warf Schatten über ihre Gesichter. Es war eine intime Situation. Die frühe Morgenstunde, in der man seine Geheimnisse jemandem anvertraut, den man

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