Holly greift nach den Sternen
haben...«
»Wir sind heute Morgen Freundinnen geworden. Es war echt wunderschön. Sie war schwer traumatisiert, weil ihr Freund sie betrogen hat, und...«
Holly schlug sich mit der Hand auf den Mund. Sie war zwar keine Expertin in Sachen Freundschaft, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Freundinnen ihre Geheimnisse nicht gegenüber anderen äußerst interessierten, nach Neuigkeiten gierenden Dritten ausplauderten.
»Ist ja auch egal, ich muss jetzt baden«, erklärte Holly, wälzte sich aus dem Bett und stand mit der ganzen Sicherheit eines neugeborenen Fohlens da.
»Moment mal«, kreischte Candy und versperrte ihr den Weg zur Tür. Und Candy besaß die Dreistigkeit, Holly nervig zu finden? Das war ungerecht. »Erzähl mir alles und lass bloß keine Einzelheit aus.«
Candy war wie dieser bösartige Spitz, den Amber früher mal hatte und der Hollys Barbies mit seinen scharfen Zähnen zerfetzte. Genau so war Candy. Sie stocherte und bohrte und lockte, bis Holly alle schmutzigen Details von Lauras Beziehungsdesaster durch die Badezimmertür gebrüllt hatte, was allerdings bedeutete, dass das nie als Beweis vor Gericht zugelassen werden würde. Obwohl Laura das wohl anders sah.
»Aber du darfst nichts verraten, Candy«, flehte Holly, als sie endlich aus dem Bad gekommen war und nun an einem trockenen Stück Soja-Leinsamen-Toast knabberte. »Sie ist momentan extrem empfindlich, und ich glaube, Fierce schmeißt sie heute vielleicht raus.«
»Vielleicht?«, wiederholte Candy und scrollte durch die Adressenliste in ihrem BlackBerry. »Vielleicht reicht nicht.«
»Na ja, ich hab nicht alles mitgekriegt«, gab Holly zu. »Ihr Dialekt ist manchmal schwer zu verstehen.«
»Das ist also der Grund, warum sie so angepisst war. Als würde ihr irgendwas im Hintern stecken«, überlegte Candy. »Okay, halt mal den Schnabel, ich muss jetzt telefonieren. Ich organisier für uns drei heute Abend eine heiße Nacht, damit ihr seht, was für eine tolle Freundin ich bin.«
Fünf Stunden später war Laura zwar nicht rausgeschmissen, aber sie kam ziemlich erledigt nach Hause und wurde in die von Candy bestellte Limo gezerrt. Candy übertraf sich selbst mit dieser Freundinnen-Nummer. Sie hatte sogar Irina eingeladen, die am Nachmittag von irgendwoher zurückgekommen war, und George, der mit geradezu unanständiger Geschwindigkeit angezischt kam. Manchmal war er ein solcher Schnorrer.
Holly fühlte sich wie eine Rose zwischen zwei Dornen, eingeklemmt zwischen George und Laura, die mit grimmig entschlossener Miene eine Champagnerflasche entkorkte.
»Heute Nacht mache ich total einen drauf«, verkündete sie. »Ich geh erst wieder nach Hause, wenn ich mindestens fünf Verbrechen begangen habe.«
»Genau, Süßmaus«, sagte George begeistert und hielt ihr sein Glas hin. »Wir werden uns alle betrinken, dann fühlst du dich nicht so als Außenseiterin.«
»Kein Tropfen Alkohol wird meine Lippen berühren«, erwiderte Holly, plötzlich tugendhaft wegen ihres schmerzenden Halses und dem Wissen um die fünf Schichten Make-up, die die Exzesse der vergangenen Nacht verdecken sollten. »Ich versuche einfach, mich am Leben zu betrinken.«
»Du musst dich richtig betrinken«, beharrte Candy und schwenkte die nächste Flasche Champagner wie eine Waffe. »Es macht nur Spaß, wenn alle mitmachen.«
»Du brauchst dich nicht zu betrinken«, versicherte Laura ihr. »Hier, trink einen Schluck auf mein neues Leben als Nonne, weil ich mich in diesem Leben nie wieder einem Jungen nähern werde, und dann kannst du zu Wasser überwechseln.«
»Na guuut...«
Candy klickte verärgert mit den Zähnen. »Sei doch nicht so ein Weichei. Ich bin das Kind von zwei Rock-’n’-Roll-Idolen. Ich kenn mich mit Katern aus und das beste Gegenmittel gegen einen Kater ist Alkohol.«
»Ich weiß überhaupt nicht, was...«
»Jetzt trink schon den verdammten Schampus«, knurrte Candy drohend. »Und hör auf, Lauras großen Abend zu versauen.«
Und entweder hatte Candy recht (bitte nicht, lieber Gott), oder Holly war das, was Laura ein Leichtgewicht nannte, denn heute brauchte es nur ein Glas Champagner und schon war sie total locker und lustig. Auf der Tanzfläche des schmierigsten Klubs, den sie je gesehen hatte, klammerte sie sich an George und versuchte, nicht umzufallen.
»Oh Holly, du bist ja so eine billige Freundin«, brüllte George und übertönte den ohrenbetäubenden Krach eines Bassverstärkers und einen Sänger, der kreischte, dass seine Tussis
Weitere Kostenlose Bücher