Holly greift nach den Sternen
Schattierungen aufhellen lassen?
»Ms Harlow?« Sie blickte auf, als der Arzt plötzlich aus dem Kreißsaal auftauchte.
»Ist alles gut gegangen?«, fragte sie, und eine Sekunde lang hatte sie Angst, weil er so erschöpft aussah. Amber war schließlich nicht mehr die Jüngste, obwohl sie elf Jahre jünger war als Madonna. Wenn sie nun im Wochenbett starb, wie die Frauen das früher getan hatten? Würde Holly dann die gesetzliche Vormundschaft für die Babys erhalten? Durfte sie dann abends nicht mehr weggehen? Waren alle guten Kinderfrauen schon in Stellung?
»Herzlichen Glückwunsch. Sie sind die große Schwester von zwei gesunden Babys«, sagte der Arzt.
Die Marketingfrau von der Firma für Baby-Pflegemittel seufzte erleichtert auf, aber der Arzt nahm Holly am Arm und zog sie etwas beiseite.
»Ihrer Mutter geht es gut, gesundheitlich, aber sie war äußerst ungehalten, dass es zwei Jungen sind. Einer von beiden hatte beim Ultraschall immer die Beine angewinkelt...«
Holly schnappte nach Luft.
Niemand bekam kleine Jungen.
Berühmte Frauen bekamen Töchter - Shiloh Jolie-Pitt, Suri Cruise -, nur Britney hatte Söhne, aber die war ja auch total von vorgestern.
Amber war bestimmt stocksauer.
»Wir mussten ihr ein Beruhigungsmittel geben«, sagte der Arzt leise. »Ich bin sicher, wenn sie sich erst einmal beruhigt hat, wird sie von ihren Jungs entzückt sein.«
Jaaaa, klammern Sie sich ruhig an diese Illusion, Herr Doktor!
Holly lächelte der Marketingfrau zu, die ängstlich zu ihr herüberblickte. »Sind Sie sicher?«, fragte sie. »Oder sollten wir noch eine zweite Meinung einholen?«
»Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass beide Babys männlich sind«, sagte der Arzt trocken. »Wollen Sie mitkommen und Ihre Brüder begrüßen?«
Holly wollte das eigentlich nicht. Wenn sie erst mal krabbelten und lächelten, waren sie bestimmt süß, aber sie hatte im Fernsehen Neugeborene gesehen und die waren rot, schrumpelig und brüllten viel.
»Ich will zuerst kurz mit ihrer Agentin sprechen. Ich muss sie doch nicht auf den Arm nehmen, oder?« Holly drehte sich um und winkte die Marketingfrau zu sich. »Wissen Sie, was ich denke?«, sagte sie strahlend. »Ich hab kleine Mädchen so was von über. Man kann sich ja in dieser Stadt kaum noch bewegen, ohne mit einem rosa Kinderwagen zusammenzustoßen. Haben Sie gewusst, dass dreiundsechzig Prozent aller Babys männlich sind?« (Statistische Zahlen machten sich immer gut, auch wenn sie sich die eben erst ausgedacht hatte.) »Dreiundsechzig Prozent aller Eltern, die Geld für Babyshampoo und Windeln ausgeben, haben Söhne...«
»Ach du meine Güte! Es sind Jungen?«, kreischte die Frau ungläubig. »Da muss ich erst mit meinem Chef sprechen.«
Es dauerte Stunden, um die Werbetante und den Firmenchef davon zu überzeugen, dass männliche Babys demnächst der große Hit sein würden.
Dann hatten sie sich die Zwillinge angeschaut, die friedlich schliefen und keine Ahnung davon hatten, dass ihre ganze finanzielle Zukunft darauf beruhte, dass sie glücklicherweise blond und blauäugig waren.
Schließlich wurde der Vertrag unterschrieben, und Holly blieb genug Zeit, um ins Hotel zurückzufahren und sich etwas anderes anzuziehen, das bei dem verabredeten Fototermin etwas »schwesterlicher« wirken würde.
Sie bewunderte gerade ihren Po in den neuen Calvin Klein -Hosen, als das Faxgerät piepte und Papier ausspuckte.
Falls das jetzt eine andere Vertragsversion war, würde sie die einfach ignorieren.
Tja. Es war aber etwas anderes.
Es war die Titelseite der Sunday News .
Mervyn hatte auf das erste Blatt eine kurze Botschaft gekrakelt:
Benjis neue Single ist diese Woche gleich als Nummer eins eingestiegen. Tolles Timing! M x XX
DIE TRAGISCHE DREIECKSBEZIEHUNG VON BOYGROUP-MITGLIED BENJI UND DEM SÜSSEN GEORGE
schrie die Schlagzeile.
»Ich bin tief enttäuscht«, schluchzt Georges Exfreundin Holly Harlow.
Mit zitternden Händen legte Holly die Seiten aufeinander und las.
»George war die Liebe meines Lebens«, wurde Holly zitiert, »aber unsere Liebe blieb immer unerfüllt. George hat sich mehr und mehr von mir entfernt. Da habe ich begriffen, dass es noch jemand anderen geben muss. Ich hätte nur nie gedacht, dass dieser jemand ein Junge ist. George war immer so männlich. Ich begreife nicht, wie er mir das antun konnte.«
Sie hatte nichts davon gesagt, kein einziges Wort. Sie hatte sich immer strikt geweigert, Fragen nach Sex zu beantworten.
Alles endete mit
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