Holly greift nach den Sternen
Sie modelt für Bikinis.«
»Meine Geschichte bässär«, beharrte Irina.
Holly wusste, dass Irina und Laura einen Riesenknatsch wegen eines Parfums gehabt hatten, aber sie konnte sich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern. Vielleicht hatte Candy ja ein winziges bisschen recht damit, dass Holly die anderen Mädchen vernachlässigt hatte. Aber Freundschaften waren eine zeitraubende Angelegenheit, wenn man sich um seine Karriere kümmern musste. Schließlich gab es keine Selbsthilfebücher zu diesem Thema.
»Du bist ja bloß neidisch«, stichelte Candy. »Weil Laura das ›Sirene-Mädchen‹ ist und nicht du.«
Irina betrachtete mit völlig ausdruckslosem Gesicht ihre Fingernägel.
»Ist ja ägal«, sagte sie ungerührt. »Ich sage, Holly kann bleiben, und ist genauso mein Apartment wie deins.« Sie schenkte Holly ein vielsagendes Lächeln. »Rägt sich bloß auf, weil benutzt dein Zimmer als Atelier.«
Als Candy sich auf Irina stürzte, um ihr noch einen Schlag zu versetzen, nutzte Holly das, um in den Flur zu treten.
»Atela-was?«
Die vergangene Woche war die längste ihres Lebens gewesen. Sie war so erschöpft, dass sie nicht mal sicher war, ob sie noch ihr Hautreinigungsprogramm durchziehen würde. Sie wollte nur noch schlafen.
»Ate-lier.« Candy keuchte, während sie sich aus Irinas Stahlklammergriff um ihre Unterarme zu befreien versuchte. »Es ist jetzt ein Schneideratelier, und niemand hat etwas davon gesagt, dass du wiederkämst.«
Candy und Irina folgten Holly durch den Flur zu ihrem Zimmer. Sie hatte ganz vergessen, wie klein es war - nur gut, dass Mr Chow Chow so winzig war. Und - heyyy, Candy hatte es wirklich in einen vollgepfropften Schneidersalon verwandelt. Warum sie ihre eigenen Kleider nähen musste, war Holly schleierhaft. Warum konnte sie nicht, ähm, einfach losgehen und sich neue kaufen? Sie konnte sich das doch leisten.
»Wie konntest du George das nur antun?«, legte Candy plötzlich los, während Holly die Stoffballenstapel auf ihrem Bett betrachtete. »Er war total am Boden zerstört!«
»Ich hab versucht, es wiedergutzumachen!«, protestierte Holly.
Sie hatte es wirklich versucht. Der Himmel allein wusste, wie sehr sie es versucht hatte. Während ihrer letzten drei Tage in L. A., als keins der Filmstudios auf ihre Anrufe reagierte, hatte sie ihm Luftballons, Blumen und einen Korb mit kalorienreduzierten Muffins geschickt, außerdem zahllose SMS, in denen sie sich entschuldigte.
Dann hatte sie ein Fax von Georges Anwalt bekommen, in dem er ihr mitteilte, sie solle seinen Klienten nicht länger belästigen. Andernfalls wären sie gezwungen, gerichtlich gegen sie vorzugehen.
»Kannst du ihm das übel nehmen?« Candy schleppte die schwere Nähmaschine hinaus, während Irina mit unverhohlenem Vergnügen zusah. »Es war schlimm genug, wie du uns fallen gelassen hast, nachdem du die Rolle in Notting Hillbillys gekriegt hattest, aber warum hast du George das angetan? Das war sogar für eine wie dich unglaublich mies.«
Mr Chow Chow reagierte jetzt auf Candys Gebrüll mit extremer Unruhe. Sein lustiges kleines Gesicht war total verzerrt, als er unters Bett kroch.
»Mr Chow Chow, komm da raus«, bettelte Holly. »Du weißt, dass von dem Staub deine Allergien wieder schlimmer werden.«
»Du hast hübsche Titten«, sagte Irina unvermittelt, und Holly knallte mit dem Kopf gegen das Bettgestell, als sie sich umdrehte und sie verdattert anstarrte. War Irina auch homosexuell? »Sind die echt?«
»Natürlich sind die echt!«, brüllte Holly und sah auf ihre Brust. Ihre Brüste waren zwar klein, aber ziemlich fest. Schon merkwürdig, wenn man bedachte, dass die englische Öffentlichkeit momentan ihre Brüste beglotzen konnte, wo sie sich doch noch nie in ihrem Leben vor jemandem ausgezogen hatte, Alain ausgenommen. Und da war sie ausgezogen worden, und das war so unglaublich furchtbar, dass man gar nicht daran denken durfte.
Irina zuckte die Achseln. Sie konnte mit einem kleinen Zucken ihrer Schultern sehr viel ausdrücken. Das hier besagte, was immer Holly auch getan oder nicht getan hatte: Ihre Brüste waren jedenfalls cool.
»Ich flieg morgen nach Brasilien«, teilte sie Holly wie nebenbei mit. »Dann Prag, dann Bärlin. Danach, ich weiß nicht, aber so lange kannst du mein Zimmer haben.«
Daran musste irgendein Haken sein. Irina pflegte nicht ohne Grund freundlich zu sein. Holly betrachtete sie eingehend und wartete auf den versteckten Haken an der Sache.
»Noch ein Tag mit
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