Holly greift nach den Sternen
einem knappen Statement von Benjis Manager: »Wir geben niemals einen Kommentar zu den persönlichen Beziehungen unserer Klienten ab.«
Georges Statement war weniger ausweichend: »Mein Privatleben geht niemanden etwas an und Holly Harlow ist eine Scheißkuh.«
Okay, das tat etwas weh, aber sie hatte ja schließlich keine andere Wahl gehabt.
Holly knüllte die Seiten zusammen und stopfte sie in den Papierkorb, bevor sie ihr Chanel -Täschchen umhängte. Dieser Teil ihres Lebens war vorbei, jetzt freute sie sich auf die Zukunft.
Holly hatte erwartet, dass die Fotografen vor dem Krankenhaus Spalier standen. Doch sie hatte nicht dieses Gedränge erwartet, als sie graziös aus ihrem Auto stieg und für Fotos posierte. Natürlich geschah es nicht jeden Tag, dass ein zukünftiger globaler Superstar Zwillingsbrüder in dieser Welt willkommen hieß.
»Wollen Sie kommentieren, was die englischen Zeitungen über Sie schreiben?« Ein Reporter hielt ihr aggressiv das Mikro vors Gesicht.
Holly änderte ihren Gesichtsausdruck und sah den Mann angemessen verstört an. »Mir geht es so, wie man es angesichts der Vorkommnisse erwarten kann.«
»Werden Sie wieder in eine Entzugsklinik gehen?«, fragte ein anderer, und Hollys Kinn fiel fast auf die Erde.
»Man sagt, Sie seien die meistgehasste Frau von London. Sind Sie deshalb nach L. A. zurückgekehrt?«
Irgendwas lief da falsch. Hollys Radar gab schrille Warnsignale von sich. Sie musste sofort Mervyn anrufen und ihn anschreien.
»Kein Kommentar!«, zischte sie und kämpfte sich mit gesenktem Kopf und scharf angewinkelten Ellenbogen durch die Meute.
Der Artikel in der Sunday News hatte sie als großäugige, liebende junge Frau porträtiert, deren Hoffnungen und Träume alle zerstört worden waren, weil ihr Freund sie betrogen hatte. Mit einem anderen Jungen! Die Leute sollten Mitgefühl mit ihr haben, statt sie zu hassen!
In solchen Zeiten brauchte ein Mädchen wirklich seine Mutter. Holly lief am Aufzug vorbei und rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch, was mit Zehnzentimeterabsätzen gar nicht so einfach war.
Die Agentin wartete immer noch vor dem Krankenzimmer. War sie in der Zwischenzeit nicht mal nach Hause gefahren? Sie warf Holly einen langen Blick zu und wandte sich ab, um in ihr Handy zu bellen. War das nicht schrecklich unhöflich?
Holly hastete mit großen Schritten durch die Flügeltür und folgte der Spur blauer Luftballons bis zu Ambers Suite. Hoffentlich hatte die Wirkung des Beruhigungsmittels jetzt nachgelassen, und sie würde sich über Hollys erstklassige Arbeit freuen: wie sie den Vertrag mit der Babykosmetikfirma an Land gezogen hatte.
»Du blödes kleines Miststück!«
Oder auch nicht.
Amber saß im Bett, umsorgt von ihrer Hairstylistin und ihrer Visagistin, die nun aus dem Zimmer trippelten, weil Amber sie rausscheuchte.
»Hey, Mom«, sagte Holly und blieb auf Distanz. Die postnatale Depression hatte offensichtlich bereits eingesetzt. »Wie fühlst du dich?«
»Du bist ja so was von dreist, dass du hier aufkreuzt«, giftete Amber. »Dreh gleich wieder um, und hau ab, bevor du alles ruinierst.«
Jetzt bemerkte Holly die schwarz-weißen Seiten, die verstreut auf dem Bett lagen. Sie waren auch kaum zu übersehen, denn zwei Worte schrien in schwarzen Riesenlettern: HOLLY,
DIE HURE!
Holly trat näher, riss das erste Blatt hoch und da war sie in all ihrer Nacktheit. Alain hatte recht, sie hatten über ihre Brustwarzen schwarze Balken gedruckt.
»Was zum Teufel hast du in London getrieben, du kleine Schlampe?«, fragte Amber streitlustig, aber Holly hörte sie kaum, weil sie das Foto von George und Benji auf der Titelseite der Sunday World anglotzte. Sie trugen die gleichen weißen T-Shirts und strahlten glücklich in die Kamera, als würden sie für Zahnpasta Reklame machen.
Es schien so, als hätten sie ihre Liebe zueinander erst entdeckt, nachdem Holly Georges Herz durch endlose Treulosigkeiten gebrochen hatte, die nur noch von ihrem Alkoholismus übertroffen wurden.
»Holly war ein totales Desaster«, wurde George zitiert. »Sie hat mich direkt in Benjis Arme getrieben. Es ist einfach wunderbar, dass ich jemanden gefunden habe, der mich so liebt, wie ich bin.«
Und damit die englische Öffentlichkeit an ihrer Nichteignung als Freundin auch keinerlei Zweifel hegte, hatten sie Alains Fotos veröffentlicht. Im Innenteil der Zeitung hatten sie sich nicht mal mehr die Mühe gemacht, schwarze Balken über ihre Brüste
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