Holly greift nach den Sternen
zu drucken. Außerdem gab es eine Fotoserie, die sie nicht mehr ganz nüchtern beim Verlassen eines Nachtklubs zeigte, und ein Bild, wo sie auf dem Schoß irgendeines uralten Soapstars saß, während George danebenstand und sich auf die Lippe biss.
»Holly hat sich über mein Schwulsein immer lustig gemacht und sich anderen Männern an den Hals geworfen. Da begriff ich, dass ich lieber schwul bin, als mit einer so gestörten Frau eine Beziehung zu haben.«
Die Sunday World hatte jede Menge Leute aufgetrieben, die Holly als eine »Diva«, eine »zeternde, besoffene Schlampe« und ein »bemitleidenswertes Geschöpf« beschrieben, »das sich verzweifelt an die letzten Reste ihrer einstigen Berühmtheit klammert«.
Darüber hinaus hatten sie auch noch alles über ihren Vater ausgegraben und stellten Vermutungen an, dass ihre Probleme vielleicht von diesem schlechten Vorbild herrührten. Die achtseitige Sonderbeilage endete mit dem Foto von Candy vor der Haustür, die einen Stinkefinger zeigte. Darunter stand: »Holly hat nur hier gewohnt - wir waren keine Freundinnen.«
»Oh mein Gott«, hauchte Holly kaum hörbar und sank auf einen Sessel. »Was soll ich jetzt machen?«
Amber hatte volle zehn Minuten geschwiegen, während Hollys Welt zusammengestürzt war, aber nun regte sie sich. Sie stach mit dem Zeigefinger in die Luft. »Du kannst das erste Flugzeug nach London nehmen und dort bleiben.«
Holly starrte sie ungläubig an. Trotz des sorgfältigen Makeups war Ambers Gesicht rot und wutverzerrt.
»Ich kann nicht dorthin zurück. Ich hab doch hier die ganzen Verträge unterschrieben«, sagte Holly leise.
»Na klar. Und wenn die amerikanischen Zeitungen sich darauf stürzen, dann kriegst du höchstens noch eine Stelle als Aushilfe im Supermarkt«, machte Amber ihr boshaft klar. »Du bist erledigt, und wenn du denkst, ich will deinen schlechten Einfluss irgendwo in der Nähe dieser gottverdammten Babys, dann irrst du dich gewaltig.«
»Aber was ist mit dem Fototermin...?«
»Also wirklich, Holly, manchmal fehlt dir jeder Stolz«, schnaubte Amber und fasste sich ans Herz. »Steh da nicht jammernd rum, sondern verschwinde.«
Andere Mädchen wurden von ihren Müttern zur Klavierstunde gefahren oder sahen sich Videos mit ihnen an. Und manchmal stritten sie sich wegen der Bettgehzeiten, aber sie vertrugen sich immer wieder, weil zwischen ihnen diese unzerreißbare Mutter-Tochter-Bindung bestand. Holly wusste das, weil sie in den letzten achtzehn Jahren diese Tochter gespielt hatte. Aber Amber besaß nicht mal eine Kopie des Skripts.
Holly drehte sich zu zwei Krankenschwestern um, die die kleinen Betten der Zwillinge hereinfuhren. Sie war gerade rausgeschmissen worden, und es bestand keine Chance mehr, dass ihr Vertrag erneuert würde.
Amber gurrte die Zwillinge an, als fielen heute Ostern und Weihnachten auf einen Tag.
Als Holly zur Tür ging, hob sie ihren Kopf nur gerade lang genug, um zu keifen: »Und nimm diese Ratte von einem Hund mit nach England, denn ich kümmere mich nicht mehr um ihn.«
17
W arum zum Teufel bist du zurückgekommen?!«, schrie Candy, als sie die Tür aufmachte. »Wir waren hier tagelang eingesperrt, weil die Paparazzi vor dem Haus campiert haben...« Sie stoppte, um Luft zu holen, und erblickte Mr Chow Chow, der immer noch von der Hundepille zugedröhnt war, die Holly ihm vor dem Flug, in einem Stück Lachs versteckt, verabreicht hatte. »Was ist denn das da?«
»Ein mexikanischer Nackthund«, erklärte Holly, während sie durch das Gitter ihrer Louis Vuitton -Hundetragetasche spähte. »Kannst du bitte etwas leiser sein? Er verträgt keinen Lärm.«
Candy redete kein bisschen leiser und wich auch keinen Zentimeter zur Seite, um Holly hereinzulassen.
»Hör mal, sei so nett und hau einfach wieder ab. Dir steigt ein Hauch von Erfolg in die Nase und prompt kündigst du allen die Freundschaft. Und dann denkst du, du kannst hier wieder antanzen, wenn es dir passt, und...«
Wer, bitte, hatte Candy zum Chef der Wohnung gemacht?
»Ist Laura da?«, fragte Holly hoffnungsvoll.
Obwohl Laura mittlerweile ein fast erfolgreiches Model war, benahm sie sich in der Regel nicht so hochnäsig, ganz im Gegensatz zu gewissen New Yorkerinnen, die ihr Geld mal hauptsächlich mit Wutausbrüchen verdient hatte.
»Ist in Miami, lässt Fätt aus Arsch saugen«, sagte Irina, die nun hinter Candy aufgetaucht war.
Candy drehte sich um und stieß der Russin den Ellenbogen in die Rippen. »Nein, stimmt nicht.
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