Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip
in dem Moment los, als die Uhr sechs schlug. Dann hielt ich den Atem an und wartete auf die Bestätigung, dass ich es rechtzeitig geschafft hatte. Zwei Sekunden später ging ein kleines Fenster auf und verkündete mir, dass mein offener Brief an den Stalker tatsächlich in der Morgenausgabe erscheinen würde.
Ich stieß einen Seufzer aus, der so groß war, dass er mir das Haar zerzauste; dann schloss ich die Augen und sackte mit einem erleichterten Stöhnen zurück auf meinen Stuhl.
»Was war denn das?«
Ich riss die Augen auf und stellte fest, dass Cal plötzlich neben mir stand, den Blick auf meinen Bildschirm gerichtet.
»Ähm … meine Kolumne. Ich habe vorhin vergessen, sie abzuschicken. Ich hab’s gerade noch so geschafft. Was für ein Glück, hm? Nun ja, das war’s für heute. Können wir los?« Ich gab mein Bestes, um ein fröhliches Lächeln zustande zu bringen. Seine Augen wurden zu Schlitzen. Zu meinem Pech war Cal alles andere als dumm.
Ich ignorierte ihn, griff nach meiner Börse, löschte die Schreibtischlampe und machte mich auf den Weg zum Aufzug.
Nur dass ich nicht weit kam.
»Bender!«
Ich musste bereits etwas nervös gewesen sein, denn als ich Felix’ Stimme hörte, erschrak ich fast zu Tode.
»Ja?«, quiekte ich, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Oh Gott, hoffentlich hat die Blondine ihren Job gut gemacht …
»Ihre Kolumne«, sagte er, und seine Augenbrauen zogen sich zu einem zornigen Strich zusammen.
Ich befeuchtete meine Lippen. »Was ist damit?«
»Sie ist überfällig.«
»Richtig. Tut mir leid. Ich habe sie gerade erst abgeschickt. Ich habe vorher nicht daran gedacht.«
Felix nickte. »Gut.« Dann verschwand er wieder in seinem Büro.
Und ich stürzte schnurstracks zum Aufzug, bevor noch irgendetwas schiefgehen konnte.
Bei Cal zu Hause fanden wir eine Nachricht von den Tanten vor, die besagte, dass sie die Makkaroni zu lange gekocht hätten und losgezogen seien, um ein paar Riesensandwiches für das Abendbrot zu besorgen. Cal brummelte etwas von wegen Papierkram, den er noch zu erledigen hätte, und ging in sein Schlafzimmer. Was mir durchaus gelegen kam. Nach dem nervenaufreibenden Tag heute konnte ich etwas Zeit für mich ohnehin gut brauchen.
Ich ließ mich auf das Sofa fallen und fuhr meinen Laptop hoch, um meine E-Mails zu lesen. Halb hoffte ich auf eine weitere Nachricht von meinem Stalker, halb fürchtete ich mich davor, doch mein Postfach war auffällig leer. Was heißen soll: Ich hatte nicht eine Nachricht. Nicht eine einzige. Marco hatte recht – die Neuigkeit, dass ich mit der Polizei zusammenarbeitete, hatte sich schneller verbreitet als ein Waldbrand im Sommer, und alle meine Informanten schwiegen sich aus.
Das tat weh.
Ich betete, dass mein morgiger Artikel den gewünschten Erfolg bringen würde. Ansonsten war es nur allzu wahrscheinlich, dass ich demnächst mit Cam auf die Jagd nach schwangeren Schauspielerinnen würde gehen müssen, um auch nur an die kleinste Story heranzukommen.
In dem Versuch, nicht bei diesem unschönen Gedanken zu verweilen, öffnete ich eine leere Seite und begann damit, meine Exklusivstory über den Kinderstar zu schreiben, der sich in einen Mörder verwandelt, und über die letzten Stunden des Charakterdarstellers Jake Mullins. Ich war schon halb fertig mit Alexis’ gefühlvollem Geständnis, als ein ICQ -Zeichen in der Ecke meines Bildschirms aufging.
Hey, Babe.
Ich holte tief Luft.
Hi, Black.
Wie geht’s dir?
Hast du eine Stunde Zeit? Schließlich entschied ich mich für Na ja .
Na ja? Ich schätze, das heißt, nicht gut?
Diese Geschichte , erklärte ich, ist … kompliziert .
Es gab eine Pause. Dann: Ich mache mir Sorgen um dich .
Ich spürte, wie sich vor Rührung ein Kloß in meinem Hals bildete. Ich hatte Black nicht nur einmal, sondern zweimal versetzt – und er war nicht nur nicht sauer, sondern erwähnte nicht einmal, dass ich ihn sitzen gelassen hatte, und machte sich auch noch Sorgen um mich.
Mir geht’s gut.
Bist du sicher?
Ich nickte in das leere Wohnzimmer. Klar.
Ich hab dich vermisst.
Ich hab dich auch vermisst , tippte ich und meinte es ernst. Okay, ich wusste, dass Black nur ein Phantom war. Unsere Beziehung bestand ausschließlich aus ein paar Worten auf einem Bildschirm. Aber ich hatte ihn wirklich vermisst. Ich hatte es vermisst, jemanden zu haben, der sich genug aus mir machte, um mich zu fragen, wie es mir ging. Ich hatte es vermisst, jemanden zu haben, mit dem ich mich wirklich gern
Weitere Kostenlose Bücher