Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip
verschränkt waren, und zwei übereinstimmend böse blickenden Augenpaaren gegenüber. »Hattie wollte es so«, erklärte mir Tante Sue. »Sie wurde dieser Welt viel zu früh entrissen. Das Mindeste, was wir tun können, ist, ihren letzten Wunsch zu respektieren. Du würdest doch meinen letzten Wunsch respektieren, nicht wahr?«
Ich biss mir auf die Lippen. »Ja?« Nur dass es mehr nach einer Frage klang.
»Dann sind wir uns also einig. Wir fahren um acht.«
Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen … aber mir wurde klar, dass es zwecklos war. Mit oder ohne mich, diese beiden Damen würden morgen Hattie Carmichael in »It’s a Small World« zur letzten Ruhe geleiten. Wenn ich nicht den Nachmittag damit verbringen wollte, sie mittels einer Kautionszahlung vor dem Gefängnis zu bewahren, dann sorgte ich besser dafür, dass sie sich dabei geschickt anstellten.
»Ach, das wird ein Spaß!«, sagte Tante Sue und klatschte in die Hände. »Ich liebe Disneyland. Weißt du, Hattie Carmichael war die allererste Micky Maus.«
Herr steh mir bei!
Am nächsten Morgen erwachte ich mit Blick auf den flauschigen Elvis, der auf mich hinunterstarrte. Schon wieder. Was hätte ich nicht dafür gegeben, in meinem eigenen Zimmer zu sein.
Ich kroch aus dem Bett, rieb mir die Augen und taumelte per Autopilot durch das Haus in Richtung Kaffeeduft. Cal saß bereits am Küchentisch, nippte an seinem Becher und las die Zeitung. Tante Sue briet Speck an. Oder, um genau zu sein, verbrannte ihn.
Ich rümpfte die Nase. »Ich glaube, er ist fertig.«
»Was?«, fragte sie, die Brutzelgeräusche übertönend.
»Ich glaube, der Speck ist fertig!«
»Was hast du gesagt?«
»Er ist verbrannt!«, schrie ich.
Tante Sue blickte hinunter auf die geschwärzten Streifen in ihrer Pfanne. »Oh! Stimmt. Ach, nun ja, dann gibt es eben Eier«, sagte sie und griff mit einem Schulterzucken in den Kühlschrank.
Für den Fall der Fälle steckte ich ein paar Scheiben Sauerteigbrot in den Toaster.
»Übrigens«, sagte Tante Sue, während sie die Eier in eine Schale schlug, »dein Handy hat den ganzen Morgen geklingelt.« Sie zeigte auf meine Dose, die auf der Anrichte lag.
Ich öffnete sie und sah auf die Bildfläche meines Telefons. Vier Anrufe. Alle von Felix. Ich biss mir auf die Lippen. Offensichtlich hatte er meine Kolumne gelesen.
Ich dachte gerade darüber nach, ob ich bei meinem Telefon den Ton abschalten sollte, als Cal hinter mir seinen Kaffeebecher auf den Küchentisch knallte.
»Was zur Hölle ist denn das?«, fragte er.
Ich fuhr herum und stellte fest, dass Cal – ein sehr wütender Cal – die heutige Ausgabe des Informer in die Höhe hielt.
Offenbar war Felix nicht der Einzige, der morgens die Zeitung las.
»Ähm … meine Kolumne.«
»Offensichtlich. Sind Sie wahnsinnig geworden?«
Tante Sue beugte sich über ihn, um selbst zu lesen, was da stand, und gab dann ein gedämpftes kleines »Oje« von sich, die großen runden Augen auf mich gerichtet.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ging in die Defensive.
»Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?«, fragte Cal.
»Was? Soll ich mich einfach zurücklehnen und zulassen, dass dieser Verrückte systematisch alles um mich herum zerstört? Ich kann nicht nach Hause, ich werde rund um die Uhr wie ein Baby behütet, meine Nachbarin ist tot, und jemand versucht, mich in die Luft zu jagen! Wo ich auch hingehe, dieser Typ bedroht mich. Ich bin es leid!«
»Die Polizei … «, begann er.
Doch ich fiel ihm ins Wort. »Die Polizei unternimmt einen Scheißdreck. Sie haben doch gesehen, wie sie gestern den Tatort untersucht haben – sie haben nicht das Geringste gefunden. Ich werde diesen Kerl aus seinem Versteck locken.«
»Und wenn er sich nicht freiwillig stellt?«
Ich seufzte. »Ich bin nicht blöd. Er wird sich auf keinen Fall freiwillig stellen.«
Cals Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was genau wollen Sie dann mit diesem Bluff erreichen?« Er warf die Zeitung auf den Tisch.
»Schauen Sie nie Polizeiserien?«
Er antwortete nicht, sondern funkelte mich nur wütend an.
»Wenn er nicht morgen in der Zeitung als Mörder bezeichnet werden will, dann muss er mir das Maul stopfen – bevor ich die morgige Kolumne einreiche.«
Hinter Cals Augen rührte sich etwas. »Das Maul stopfen.«
Ich nickte.
»Sie meinen … «
»Ich meine, dass er versuchen wird, mich zu erwischen, und ich werde ihn auf frischer Tat ertappen.«
Ein Muskel zuckte in Cals Kiefer.
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