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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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Hanne in angewidertem Tonfall.
    »Du hättest ihn mal sehen sollen.«
    »Danke. Wir essen. Du ißt.«
    »Mir macht das nichts aus.«
    Er nahm sich zum vierten Mal.
    »Dann kam heute nachmittag noch etwas Interessantes«, sagte er plötzlich.
    »Das hast du wohl nicht mehr mitgekriegt. Ein Mann hat unmittelbar vor
    Weihnachten bei einer Bank in Gamla Stan zweihunderttausend schwedische
    Kronen eingezahlt. Und rat mal, in welchem Namen.«
    »Bin zu müde.«
    »Sigurd Halvorsrud.«
    Hanne kicherte. Dann lachte sie. Am Ende legte sie den Kopf in den Nacken
    und brüllte vor Heiterkeit, daß es von den Wänden widerhallte. Ein Stück
    geräuchertes Hammelfleisch im Mund, glotzte Billy T. sie an.
    »Halvorsrud«, keuchte Hanne unter Tränen. »Das hat uns gerade noch
    gefehlt. Zweihunderttausend!«
    Sie konnte nicht aufhören. Billy T. kaute langsam und musterte sie kritisch.
    »Bist du bald fertig«, fragte er säuerlich.
    »Aber kapierst du das denn nicht? Schweden! Es muß doch ein Set-up sein.
    Wer zum Henker würde denn schwarzes Geld bei einer schwedischen Bank
    einzahlen? Die haben doch dieselben Vorschriften wie wir, Mann. Schweden!
    Wenn es noch die Schweiz gewesen wäre. Oder die Cayman-Inseln oder sowas.
    Schweden!«
    »Dauernd kommst du mit dieser Set-up-Theorie«, sagte Billy T. noch sauer.
    »Anfangs hat sie mich ja auch angesprochen. Eine Zeitlang. Aber jetzt, wo
    Stäle Salvesen nach
    213
    weisbar tot ist und es schon vor dem Mord an dieser Doris war, verliert deine
    ganze Argumentationskette doch den Boden unter den Füßen.«
    Hanne gickelte und keuchte und versuchte, sich zusammenzureißen.
    »Aber haben die denn keine Videoaufnahmen von dem Mann, der das Geld
    eingezahlt hat?« fragte sie versöhnlich. »Schwedische Banken werden doch
    auch mit Videokameras überwacht.«
    »Das wissen wir noch nicht genau«, erwiderte Billy T., noch immer beleidigt.
    »Solche Aufnahmen werden wohl nur eine begrenzte Zeit aufbewahrt. Wir
    haben uns schon erkundigt. Keine Ahnung, wann Antwort kommt.«
    Schweigend räumten sie den Tisch ab. Hanne dachte, daß sie endlich waschen
    müßte. Die schmutzigen Kleidungsstücke quollen schon aus dem Korb auf
    dem Flur, und blitzschnell las sie eine schmutzige Unterhose vom Boden auf,
    die herausgefallen war. Zerstreut steckte sie sie in die Tasche. Sie war so
    müde, daß sie schon nicht mehr gähnen konnte.
    »Strenggenommen stehen wir also mit leeren Händen da«, sagte Hanne und
    setzte sich aufs Sofa.
    »Mit leeren Händen?«
    Billy T. brachte zwei Tassen Kaffee und stellte die eine vor sie hin.
    »Darf ich daran erinnern, daß wir einen Mann in U-Haft haben?«
    »Und warum sitzt er da?« fragte Hanne heftig und antwortete dann selbst.
    »Auf Grundlage vieler kleiner Tatsachen, die so seltsam und auffällig sind, daß
    eigentlich keine Rede von einem Zufall sein kann, die aber zugleich eine
    dermaßen schwache Indizienkette ergeben, daß wir meilenweit von einer
    Verurteilung Halvorsruds entfernt sind. Sowohl wegen des Mordes an seiner
    Frau als auch an Bromo. Wenn Halvorsrud nicht die Aussage verweigert
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    hätte, hätten wir ihn wahrscheinlich nicht mal einsperren dürfen.«
    »Aber was ist mit den Fingerabdrücken? Was zum Teufel hatte Halvorsrud im
    Keller der Vogts gate 14 zu suchen? Und außerdem: Wenn er unschuldig ist,
    warum will er dann keine Aussage machen? Wir reden hier über einen Staats-
    anwalt, Hanne! Er weiß besser als die meisten anderen, daß eine
    Aussageverweigerung einem Schuldgeständnis fast gleichkommt. Und er hat
    am Tag nach dem Mord seine Meldepflicht nicht eingehalten. Ziemlich
    auffällig, wenn du mich fragst.«
    Hanne gab keine Antwort. Sie fühlte sich am ganzen Leib wie gerädert. Billy Ts
    Stimme klang aus der Ferne zu ihr, wie aus einem anderen Zimmer. Vorsichtig
    massierte sie sich mit den Daumen ihre Fußsohlen. Der Schmerz jagte von
    einem Punkt unter der Ferse die Waden hoch.
    »Was uns eigentlich verwirrt, ist diese Pädophiliekiste«, sagte Billy T. »Ich
    meine noch immer, daß wir mit aller Kraft die Korruptionsspur verfolgen
    sollten. Da haben wir immerhin allerlei handfeste Anhaltspunkte. Das Geld in
    Stockholm, zum Beispiel.«
    Er ließ vier Stück Zucker in seinen Kaffee fallen und rührte mit einem
    Kugelschreiber um.
    »Nein«, sagte Hanne. »Wir haben so gut wie nichts. Wie ich bis zum
    Gehtnichtmehr wiederholt habe: Alle Faktoren in diesem Fall, die an sich
    darauf hinweisen könnten, daß Halvorsrud korrupt ist, sind

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