Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5
in seinem Sessel hin und her.
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»Er war zweiter Steuermann auf der M/T Alcides. Reederei Skaugen. Ist mit
Bunkeröl von Abadan nach Freemantie gefahren. Wurde im Juli 43 im
Indischen Ozean torpediert.«
»Himmel«, sagte Karisen und setzte sich eine Spur gerader hin. »Und ist vom
Japs hochgenommen worden?«
»Genau. Mein Großvater hat bis Kriegsende in japanischer Gefangenschaft
gesessen.«
»Wie schrecklich«, sagte Karisen und schüttelte den Kopf. »Die Jungs, die bei
den Schlitzaugen gelandet sind, haben schlimmer gelitten als alle anderen. Ich
bin zweimal torpediert worden. Aber nie in Gefangenschaft geraten.«
Er starrte den Polizisten an. Sein Gesichtsausdruck hatte sich ein wenig
verändert; er biß sich auf die Unterlippe und wirkte nicht mehr ganz so
feindselig.
»Norwegen hat euch Kriegsmatrosen einfach übel mitgespielt«, sagte
Sommaroy mitfühlend. »Kaffee, Karisen?«
Er füllte eine gelbe, mit Marienkäfern verzierte Tasse, ehe der Hausmeister
antworten konnte. Dann schob er dem Alten die Tasse hin und lächelte, so
breit er konnte.
»Aber Sie haben es doch geschafft. Schon in Rente, Karisen? Sie sind doch
sicher...«
Er schaute zur Decke hoch und rechnete nach.
»Sechsundsiebzig?«
»Fünfundsiebzig. Angemustert Weihnachten 39. Da war ich fünfzehn. Ich
kann trotzdem weiter als Hausmeister arbeiten. Krieg kein Gehalt, wissen Sie,
aber die Alte, der die ganze Kiste gehört, läßt mich in der Wohnung bleiben,
wenn ich mich ein bißchen nützlich mache. Billig für sie und schön für mich.
Früher war es besser, als wir noch nicht so viele Nichtstuer im Haus hatten.
Seit die Gemeinde so viele Wohnungen übernommen hat, kommen die
seltsamsten Leute. Ihr Kumpel, dieser lange...«
Karisen hob die Hand über den Kopf.
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»Der ist keine gute Karte. Kennt keinen Respekt.«
»Sie müssen Nachsicht mit Billy T. haben. Der steht im Moment arg unter
Streß.«
»Braucht sich deshalb trotzdem nicht wie der Pöbel aufzuführen. Ist ja
schließlich Polizist. Sieht aber gar nicht so aus.«
Karisen musterte die vielen Marienkäfer auf seiner Tasse skeptisch und trank
dann vorsichtig einen Schluck Kaffee.
»Sie haben also Stäle Salvesen gekannt.« Sommaroy verschränkte die Hände
im Nacken. »Waren Sie befreundet?«
Ole Monrad Karisen schmatzte und stellte seine Tasse weg. Dabei kratzte er
sich mit der linken Hand an der Schläfe.
»Es ist nicht verboten, mit Leuten zu reden«, sagte er, jetzt wieder im alten,
aggressiven Tonfall.
»Durchaus nicht. Und ich glaube, daß Stäle Salvesen im Grunde ein
sympathischer Mann war. Einer, mit dem das Leben übel umgesprungen ist.«
»Er war früher mal Geschäftsmann«, sagte Karisen. »Wußten Sie das?«
»Ja. Und dann gab es Ermittlungen, die eingestellt wurden, und Konkurs und
überhaupt.«
»Genau. Verdächtigen können sie. Ermitteln und schreiben und bohren und
ihm alles kaputtmachen, das können sie. Aber ist was dabei rausgekommen?
Nichts, alles hat sich in Luft aufgelöst. Und Stäle saß einsam und verlassen da.
Seine Alte ist abgehauen, und der Junge ist nie aus Amerika zurückgekommen.
Undankbarer Bengel! Sein Vater hatte ihm doch die Möglichkeit besorgt,
rüberzufahren und zu studieren und so. Stäle ging es ungefähr wie mir, wissen
Sie. Als ich aus dem Krieg zurückkam und gerade eine Stelle gefunden hatte...«
Karl Sommaroy sah ein, daß das hier dauern konnte. Er bat um
Entschuldigung und verschwand, um mit einer
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Stange Weißbrot und zwei Flaschen Traubenlimonade zurückzukehren. Als
beide Flaschen leer waren und nur noch Krümel auf dem Pappteller lagen, war
seine Geduld arg strapaziert.
»You're under arrest«, schrie der Kuckucksuhrpolizist siebenmal.
»Mann, der hat mich aber geweckt«, sagte Karisen und drehte sich zur Uhr
um.
»Dieser Computer im Keller«, sagte Karl freundlich. »Haben Sie davon
gewußt?«
»Ist ja wohl nicht verboten, im eigenen Keller solchen Computerkram zu
haben.«
»Durchaus nicht. Wie lange steht der schon da?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
Karl Sommaroy atmete schwer. Dann stand er auf, kehrte Karisen den Rücken
zu und schien sich in die Betrachtung seiner Kinderzeichnungen zu vertiefen.
»Hören Sie«, sagte er langsam und legte eine Handfläche auf etwas, das
vermutlich einen Rennwagen darstellen sollte. »Wir stecken mitten in der
Arbeit an einem schwierigen Fall. Es würde uns alles etwas leichter machen,
wenn Sie einfach meine
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