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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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genug. Dann ging sie ins Schlafzimmer zurück, um
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    die Truhe ihrer Schwiegermutter zu holen. Sie nahm einen Gegenstand nach
    dem anderen heraus und warf ihn ins Feuer. Manches brannte gut wie die
    Zeugnisse und eine Pappschachtel mit alten Locken. Anderes lag noch lange in
    den Flammen wie die Kamee und ein breiter goldener Ehering. Nach und nach
    wurden auch die Metallgegenstände schwarz, und sie wußte, daß alles
    verschwinden würde, wenn sie nur lange genug wartete.
    Ganz unten in der Truhe lag eine CD.
    Margaret stutzte, alles andere war alt gewesen, sehr alt, doch die CD sah
    nagelneu aus. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, die Hülle zu
    öffnen, aber eine innere Stimme riet ihr davon ab.
    Also warf sie die CD in den Kamin.
    Das Feuer zischte, und eine klare blaue Flamme loderte auf. Die Hülle rollte
    sich in der Hitze, und der Gestank des verbrannten Kunststoffs quälte
    Margarets Nase. Als der Deckel zersprang, war ein Stück Papier zu sehen, nur
    für einen Moment, dann war auch dieses in den Flammen verschwunden.
    Margaret Kleiven klappte die Ofentür zu.
    Sie war noch immer wütend auf Evald und schluckte drei Schlaftabletten, ehe
    sie ins Bett ging.
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    Evald Bromo,
    Sie haben mich sicher vergessen. Bei Ihrer Jagd auf neue Opfer haben Sie
    sicher keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was Sie den Menschen
    antun, die Sie verfolgen. Aber wenn Sie in Ihrem Archiv nachschlagen,
    werden Sie meinen Namen finden. Oft sogar. Sie müssen allerdings weit in
    der Zeit zurückgehen. In den
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    letzten Jahren bin ich absolut in keiner Zeitung mehr erwähnt worden.
    Niemand weiß überhaupt noch, wer ich bin.
    Ich hatte eine Gesellschaft namens Aurora Data. Es war ein viel-
    versprechendes Unternehmen. Ich will Sie nicht mit dem Märchen
    langweilen, wie ich praktisch aus dem Nichts eine erfolgreiche, zu-
    kunftsträchtige Computerfirma aufbauen konnte. Sie werden sich an die
    Geschichte erinnern.
    Das Ende der 8oer Jahre war eine schwierige Zeit. Zu Beginn der neunziger
    Jahre gingen viele Männer meines Kalibers über den Jordan. Firmen wie
    Aurora Data kippten um wie Dominosteine. Aber wir nicht. Bis dann ein
    früherer Angestellter, ein treuloser Mensch, dem ich einen großen Dienst
    erwiesen hatte, indem er nur entlassen worden war, uns bei der
    Wirtschaftskripo verklagte. Ich hätte ihn natürlich anzeigen sollen, er hatte über zweihunderttausend Kronen unterschlagen.
    Ich hatte mir wirklich nichts zuschulden kommen lassen. Damals noch nicht.
    Es hieß, mein Sohn habe Aktien von einer Gesellschaft besessen, deren
    Aufsichtsrat ich angehörte, und das unmittelbar bevor diese Gesellschaft
    einen großen Vertrag vorlegen konnte, der von einer Minute auf die andere
    den Wert der Aktien verdoppelte. Die Wirtschaftskripo vermutete
    Insidergeschäfte und brauchte lange, um das festzustellen, was die ganze Zeit zu beweisen gewesen war: Der Vertrag war noch nicht geschlossen worden,
    als mein Sohn die Aktien gekauft hatte. Aber die Wirtschaftskripo hatte Blut geleckt. Sie stellte Aurora Data auf den Kopf. Und mich. Mein Feind, der
    ehemalige Angestellte, hatte sich so viele Geschichten aus den Fingern
    gesogen, hatte so viele Tatsachen verdreht und so nachdrücklich gelogen, daß die Ermittlungen erst viele Jahre später eingestellt wurden. Inzwischen
    wurden natürlich etliche Kleinigkeiten gefunden. Ein Betrieb wie Aurora
    Data kann nicht auf den Kopf gestellt werden, ohne daß irgend etwas zu
    Boden fällt. Kleinkram natürlich, und nichts, was jemand mir anlasten
    konnte. Nichts, was mir mehr als eine Abmahnung oder vielleicht ein kleines
    Bußgeld ein
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    gebracht hätte. Aber die Ermittler fanden gerade genug, um weiter-
    zumachen.
    Sie haben über den Fall geschrieben. Andere Medien haben sich
    angeschlossen. Aber Sie und Ihre Zeitung, Sie waren die »Anführer«. Was Sie
    geschrieben haben, wurde von den anderen zitiert. Sie waren wichtig.
    Ich konnte die Ermittlungen hinnehmen. Noch heute, nach allem, was
    passiert ist, möchte ich behaupten, daß ich verstehe, daß die
    Anklagebehörden den groben Vorwürfen nachgehen mußten, die gegen mich
    erhoben wurden. Was ich nicht ertragen konnte, war die Vorverurteilung.
    Sie haben mich durch Ihren Artikel verurteilt. Und Halvorsrud tat es, indem
    er so bereitwillig mit Ihnen gesprochen hat.
    VIERMAL habe ich Sie angerufen, um Ihnen die wahre Sachlage
    auseinanderzusetzen. Sie haben zugehört und vorgegeben, Sie fänden

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