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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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meine
    Geschichte interessant. Doch Ihre Artikel waren durchsetzt von Annahmen
    und Vermutungen der Polizei, von Anklagen und unbewiesenen
    Behauptungen.
    SECHS BRIEFE habe ich an Sigurd Halvorsrud geschrieben. Er hat keinen
    davon beantwortet. Ich bat um ein persönliches Gespräch und wurde mit
    langen Vernehmungen durch seine Untergebenen abgespeist. Niemals durfte
    ich den Mann treffen, den Sie so ausführlich zitiert haben und der glaubte, so viel über mich und mein Leben zu wissen.
    Ihr habt euer Ziel erreicht.
    Obwohl es nie zu einer Anklage kam, wurde mir alles genommen. Aurora
    entgingen wichtige Verträge, und die Firma ging schließlich in Konkurs. Ich
    wurde von meinen alten Geschäftspartnern zunehmend geschnitten, von
    Menschen, die großes Zutrauen zu mir und zu Aurora Data gehabt hatten.
    Ich arbeitete rund um die Uhr, um die Katastrophe abzuwehren, aber das
    war unmöglich. Meine Frau verließ mich, mein Sohn distanzierte sich
    verachtungsvoll von einem Väter, den er nicht mehr bewundern konnte, und
    ich stand mit leeren Händen da. Als die Ermittlungen gegen
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    mich eingestellt wurden, erschien es Ihnen als ausreichend, das in einer
    kurzen Notiz zu melden.
    Nun gut, ich war nicht ganz mittellos. Als die Welt einzustürzen begann, war ich klug genug gewesen, einige hunderttausend Kronen in bar beiseite zu
    schaffen. Das Geld wollte ich jedoch nicht für mich selbst verwenden. Das
    konnte ich nicht.
    Ich versuchte mehrere Jahre hindurch, mich zu rehabilitieren. In den
    achtziger Jahren hatte ich ein Börsenmärchen geschaffen, und »alle«
    kannten meine Fähigkeiten. Niemand hatte wirklich begriffen, daß die
    Ermittlungen gegen mich zu rein gar nichts geführt hatten. Niemand wollte
    etwas mit mir zu tun haben. Am Ende gab ich auf.
    Und beschloß, Sie und Sigurd Halvorsrud zu zerstören. Der treulose
    Angestellte, der die Hetzjagd auf mich ausgelöst hatte, war zu seinem Glück
    bereits 1993 durch einen Autounfall ums Leben gekommen. So viel Glück
    haben Sie nicht. Ich verfolge Sie seit drei Jahren. Immer aus der Entfernung, aber doch näher, als Sie sich vorstellen können. Ich habe mich im Schatten
    bewegt und die Leben untersucht, die Sie für Ihre halten. Drei Jahre lang
    habe ich kaum etwas anderes unternommen, als Sie beide auf den Kopf zu
    stellen.
    Es war leicht, Ihre Schwäche zu finden, Evald Bromo. Bei Halvorsrud war es
    schon schwieriger. Deshalb werdet ihr unterschiedlich behandelt.
    Beigefügt finden Sie eine CD-ROM. Sie haben keine Ahnung von Computern,
    deshalb werde ich Ihnen kurz erklären, was das bedeutet. ROM bedeutet
    »read only memory«. Das heißt, Sie können nichts manipulieren, redigieren
    oder verändern. Die CD enthält eine Videoaufnahme meiner selbst, bei der
    ich berichte, was ich getan habe. Unter anderem stelle ich klar, daß
    Halvorsrud an dem Mord an seiner Frau unschuldig ist.
    Ich habe nämlich vor, sie selbst umzubringen.
    Und nicht nur das — ich werde sie außerdem auf überaus spektakuläre Weise
    ermorden. Halvorsrud soll spüren, wie die Medien
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    arbeiten. Wenn ich Doris Flo Halvorsrud enthaupte, dann sorge ich für
    vernichtende Schlagzeilen. Die Presse wird ihn zerstören, so wie sie einmal
    mich zerstört hat.
    Wenn alles gutgeht — und es ist gutgegangen, wenn Sie das hier lesen —
    dann werden so viele Indizien gegen Halvorsrud sprechen, daß der Verdacht
    für den Rest seines Lebens an ihm haften bleibt. So wurde mein Leben
    ruiniert, und so soll er mein Schicksal teilen.
    Wenn Sie den Mann nicht retten. Ich nehme an, er hat schon einen Blick in
    die Hölle getan, die von falschen Anklagen geschaffen wird, einen Blick, der ihm sicher zu denken geben und ihn vielleicht für den Rest seines Lebens
    prägen wird.
    Wenn Sie bereit sind, sich zu opfern, dann wird er mit diesen Wochen
    davonkommen.
    Die Vorstellung, Sie in ein moralisches Dilemma zu stürzen, belustigt mich
    wirklich. Gibt es Moral in einem Mann, der sich im Schutze seines
    respektablen Berufes an Kindern vergreift? Sie wissen es nicht mehr, aber bei meinem vierten Anruf bei Ihnen haben Sie über Pflicht geredet. Es sei Ihre
    Pflicht, über die Ermittlungen zu berichten. Es sei Ihre Pflicht wiederzugeben, was die Polizei glaubt, fühlt, meint und annimmt. Ihre Pflicht.
    Auf der CD-ROM schildere ich nicht nur den umfassenden und vernichtenden
    Terror, den ich gegen die Familie Halvorsrud gerichtet habe; mit Hilfe der
    Schlüssel, die ich während seines Trainings vom

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