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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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Zeichnungen
    waren kein großer Erfolg. Der Becher sah aus wie ein ramponierter Eimer, der
    Karton wie ein dänisches Ferienhaus.
    »Weil er das schwächste Glied in seinem Plan verstärken wollte«, sagte sie.
    »Salvesen hat sich nicht am Montag, dem I . März, umgebracht. Er war an
    dem Tag an der Staure-Brücke. Er hat seinen Wagen abgestellt. Er ist auf das
    Brückengewölbe geklettert und hat gewartet, bis Leute kamen und nahe genug
    heran waren, um ihn zu sehen, aber doch zu weit weg, um zu erkennen, daß er
    sich nicht ins Meer gestürzt hatte. Er gab vor zu springen, kroch unter die
    Brücke und gelangte auf irgendeine Weise zurück in die Stadt.«
    »Genau, wie du geglaubt hast«, sagte Billy T. und bereute es sofort; er kam
    sich vor wie ein Hundebaby, das schwanzwedelnd den Mundwinkel einer
    arroganten alten Hündin leckt.
    »Wie das passiert ist, werden wir nie erfahren«, sagte Hanne unbeeindruckt
    von seinem dämlichen Lob und zeichnete ein Auto. »Woran ich dagegen nie
    gedacht habe...«
    Sie hob eine Plastiktasse mit Wasser an den Mund und trank.
    »... ist, daß Stäle Salvesen sich nicht ins Ausland abgesetzt hat. Er ist nicht
    nach Südamerika oder in irgendein Land mit mangelhafter Registrierroutine
    und vagen Ausliefet rungsabsprachen mit Norwegen gegangen.«
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    »Er hat sich einwandfrei das Leben genommen, aber erst nach dem Mord an
    Doris«, sagte Erik langsam und spuckte Tinte aus. Der Kugelschreiber, an dem
    er herumgenagt hatte, leckte aufs übelste. »Genial. Halvorsrud würde doch als
    Verrückter dastehen, wenn er behauptete, seine Frau sei von einem Toten
    ermordet worden.«
    »Genau.«
    Hanne zeichnete Räder an das blaue Auto.
    »Am Sonntag, dem 7. März, wurde auf dem Parkplatz bei der Staure-Brücke
    ein gestohlener Volvo entdeckt«, sagte sie dann. »Sein Besitzer hatte ihn am
    Donnerstag, dem 4., als vermißt gemeldet. Das war die Nacht, in der Doris
    ermordet wurde. Der Besitzer wohnt in Grünerlokka.«
    »Fünf Minuten von der Vogts gate entfernt«, sagte Karl Sommaroy. »Salvesen
    hat Doris umgelegt, ist mit einer gestohlenen Karre nach Staure gefahren und
    ins Meer gehüpft. Meine Fresse.«
    »Aber es war doch ein unglaublich riskantes Spiel«, wandte Erik ein. »Wenn
    er im Laufe der ersten Tage gefunden worden wäre, hätte sich leicht feststellen
    lassen, daß er nicht seit Montag, dem 1., im Wasser gelegen haben konnte.
    Und wo hat er sich inzwischen versteckt? Zwischen Montag und
    Donnerstagabend, meine ich? Und was, wenn er mit dem gestohlenen Auto
    erwischt worden wäre — wenn jemand ihn in der Nacht auf den Freitag
    gesehen hätte, als er wirklich ins Wasser gegangen ist?«
    »Riskant, sicher. Einwandfrei. Und ich fürchte, auf viele Fragen werden wir
    nie eine Antwort erhalten.«
    Hanne Wilhelmsen blies die Wangen auf und ließ die Luft langsam durch ihre
    zusammengebissenen Zähne entweichen.
    »Aber was hatte Salvesen denn zu verlieren? Er hatte keine Kraft mehr. Sein
    Leben war inhaltslos. Vor einigen Tagen habe ich einen seltsamen Mann
    getroffen, der sagte, daß
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    es keine Grenzen dafür gibt, wie weit Menschen gehen, deren Dasein ernstlich
    gefährdet ist.«
    Sie verstummte. Es schien so lange her zu sein. Eivind Torsvik war
    uninteressant. Er war nur ein Umweg auf dem Weg nach Hause. Sie schloß für
    einige Sekunden die Augen und fragte sich für einen Moment, ob der ganze
    Mann ein Produkt ihrer eigenen Phantasie sein könne.
    »Die Grenzen sind vermutlich noch leichter zu überschreiten, wenn du dich
    selbst schon verloren hast«, sagte sie ruhig. »Salvesen hat sich lange Zeit
    hindurch nur am Gedanken an seine Rache festhalten können; der
    Vorstellung, daß Evald Bromo und Sigurd Halvorsrud jedenfalls eine
    Kostprobe von der Hölle erleben würden, in der er selbst gelebt hatte.
    Natürlich wußte er nicht, ob seine Leiche gefunden werden würde. Aber er
    konnte ja hoffen, daß es dauern würde. Je länger, desto schwieriger würde es
    sein, den genauen Zeitpunkt seines Todes festzulegen. Je länger es dauern
    würde, desto weniger Grund hätte die Polizei, die Zeugenaussage vom Montag,
    dem i., in Zweifel zu ziehen. Joghurt und Milchkarton waren nur winzige
    Spielfiguren. Eine Kulisse gewissermaßen. Eine kleine Raffinesse, auf die wir
    nicht wirklich geachtet haben, die unser Unterbewußtsein aber dazu angeregt
    hat, das Bild zu sehen, das Stäle Salvesen uns zeigen wollte.«
    »Ziemlich genial, das mit den zeitversetzten Mails«, sagte

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