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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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wir alle. Der Mord an
    Evald Bromo war ein jämmerlicher Copycat-Versuch. Das ist doch
    Kindergartenweisheit.«
    Sie breitete die Arme aus. Dann umarmte sie sich selbst, als friere sie in dem
    überhitzten Zimmer.
    »Serienmorde oder Signaturenmorde sind leicht zu erkennen. Wir finden
    einen gemeinsamen Nenner für die Opfer. Er kann schwer zu entdecken sein,
    aber er ist vorhanden. Und woran sehen wir, daß ein Mord als Glied in der
    Kette eines Serienmörders erscheinen soll? Das Opfer stimmt nicht. Evald
    Bromo und Doris Flo Halvorsrud hatten kaum eine andere Gemeinsamkeit als
    ihre norwegische Staatsbürgerschaft.«
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    Sie schob die Gegenstände vor ihr auf dem Tisch zusammen. Sie steckte zwei
    Ordner und ein altes Federmäppchen aus Leder in ihren schwarzen Rucksack.
    Die anderen Anwesenden ließen sie dabei nicht aus den Augen.
    »Und apropos Norwegen«, sagte sie ohne ein Lächeln und richtete den
    Zeigefinger auf Erik Henriksen. »So siehst du in der Visage aus, wie eine
    Flagge. Rot, weiß und blau.«
    Niemand lachte. Stuhlbeine schrammten über den Boden. Die anderen
    unterhielten sich leise, und ihre Stimmen vermischten sich zu einem
    nichtssagenden Gemurmel, das dann auf dem Flur verhallte. Billy T. blieb
    einige Sekunden lang in der Tür stehen, in der Hoffnung, Hanne werde ihm
    folgen, doch als er sah, daß der Polizeipräsident ihr die Hand auf den
    Unterarm gelegt hatte, gab er auf
    »Was willst du jetzt?« sagte Hans Christian Mykland leise zu Hanne. »Sag
    mir, was du willst.«
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Was?«
    »Danke für deinen Schutz in letzter Zeit. Ich gehe davon aus, daß Klagen
    gekommen sind.«
    Mykland lächelte breit. »Drei«, flüsterte er. »Sie liegen unten in meiner
    Schublade, und da bleiben sie auch, solange ich etwas zu sagen habe.«
    Hanne stützte sich auf den Nylonrucksack, der vor ihr auf dem Tisch stand.
    Dann beugte sie sich plötzlich zum Polizeipräsidenten vor und umarmte ihn.
    »Tausend Dank«, murmelte sie an seiner Schulter. »Ich begreife nicht, warum
    du so lieb zu mir bist. So geduldig. Ich verspreche, wenn das hier vorbei ist,
    und Cecilie ...«
    »Still jetzt«, sagte er leise und streichelte ihren Rücken.
    Er wollte sie nicht loslassen. Das spürte sie; als sie vorsichtig versuchte, sich loszumachen, hielt er sie fest. Seltsamerweise fand sie das angenehm.
    »Laß andere den Bromo-Mord übernehmen«, sagte er. Sie
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    spürte dabei immer wieder einen leisen Lufthauch an ihrem Ohr. »Nimm dir
    jetzt frei, Hanne. Das sei dir gegönnt.«
    »Werd ich machen. Ich muß nur noch zwei Dinge erledigen.«
    »Aber nimm dir nicht zuviel vor«, sagte er und ließ sie los. »Nein«, sagte sie
    und lud sich den Rucksack auf. »Nur zwei Kleinigkeiten.« »Du, Hanne.«
    Sie hatte das Tischende erreicht und drehte sich zu ihm um.
    »Ja?«
    »Wer sollte die Verantwortung für die Bromo-Ermittlungen übernehmen?«
    Hanne zuckte mit den Schultern.
    »Einer von den anderen Hauptkommissaren, nehme ich an.«
    »Ich habe an Billy T. gedacht. Was meinst du?«
    Sie zog den Rucksack gerade und ging los.
    »Mir egal«, sagte sie tonlos und mit dem Rücken zum Polizeipräsidenten. »Es
    ist mir restlos egal, was du mit Billy T. anstellst.«
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    Der Aschenbecher, den Billy T. ihr geschenkt hatte, paßte nicht in ihr Zimmer.
    Er war sicher teuer gewesen. Er sah aus wie ein Teil von Alessi, ein großes,
    schlichtes Gefäß mit einer Stahlschale, die nach jeder ausgedrückten Zigarette
    umgedreht und geleert werden konnte. Der Raum war zu nichtssagend für so
    ein Stück. Sie war hier nie zur Ruhe gekommen. Hatte sich nie die Mühe
    gemacht, ihr neues Büro gemütlich einzurichten. Hatte nie Zeit gehabt. Früher
    hatte
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    sie sich Mühe gegeben. Nicht nur, weil sie das schön fand, sondern auch, weil
    es auf Zeugen und Verdächtige beruhigend wirkte, wenn sie nicht in einem
    Raum vernommen wurden, der aussah wie eine Zelle, und das war bei den
    neuen Büros im Grunde der Fall.
    Sie machte sich am Aschenbecher zu schaffen und drehte die bewegliche
    Schale immer wieder um. Da sie nicht mehr rauchte, brauchte sie ihn nicht.
    Sie warf ihn in den Papierkorb und hoffte, daß der Putzmann ihn vielleicht
    bemerken und mit nach Hause nehmen würde.
    Es wurde höflich an die Tür geklopft.
    Der Polizeibeamte Karsten Hansen lächelte sie an. Er war längst über fünfzig,
    konnte aber mit keiner Beförderung rechnen. Rund wie eine Tonne stapfte er
    prustend zum Besuchersessel. Hanne

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