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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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nachzudenken, strich er Preben über die
    Haare. Der Junge erstarrte unter dieser Berührung, wich jedoch nicht aus.
    »Da hast du recht«, sagte Billy T. »Im Grunde wissen wir verdammt wenig.
    Ich fahre dich jetzt nach Hause. Zu deiner Tante, meine ich. Aber vorher
    möchte ich dich noch fragen ...«
    Billy T. öffnete eine Schreibtischschublade und zog eine große schwarze
    Taschenlampe hervor. Sie steckte in einer durchsichtigen Plastiktüte.
    »Kennst du die? Gehört sie vielleicht dir?«
    Preben streckte die Hand nach der Lampe aus, ließ sie dann aber sinken.
    »Die gehört Marius. Jedenfalls hat er so eine. Die so aussieht, meine ich.«
    »Alles klar«, Billy T. lächelte und legte die Lampe wieder weg. »Jetzt gehen
    wir.«
    Als sie in den Nieselregen vor der Wache hinaustraten, um zum Auto zu gehen,
    blieb Preben Halvorsrud stehen.
    »Müssen Sie auch mit Thea und Marius sprechen?«
    Billy T. zuckte mit den Schultern und dachte kurz nach. Dann klopfte er dem
    jungen Mann auf die Schulter. Der war dünner, als er in seinen locker
    hängenden Kleidern aussah.
    Nein«, sagte er dann endlich. »Ich verspreche dir, daß wir deine Geschwister
    nicht quälen werden.«
    »Schön«, sagte Preben Halvorsrud. »Thea muß Ruhe haben.«
    Sein Lächeln, das erste, das Billy T. an ihm sah, ließ den
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    Neunzehnjährigen wieder fünf Jahre jünger aussehen. Die fettigen, modisch
    geschnittenen Haare fielen ihm in die Stirn, und Billy T. hoffte, daß er nichts
    versprochen hatte, das sich als unhaltbar erweisen würde.
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    Polizeipräsident Hans Christian Mykland vom Polizeidistrikt Oslo bekleidete
    dieses Amt jetzt seit genau zwei Jahren, zwei Monaten, zwei Wochen und zwei
    Tagen. Diese vier Zweien hatten ihn an diesem Morgen von der Kühl-
    schranktür her angestarrt. Sie waren sorgfältig mit Filzstift auf einen A 4-
    Bogen aufgezeichnet und mit zwei Magneten befestigt worden, mit einem als
    Clown verkleideten Schwein und einer Minidarstellung der Prager Astronomi-
    schen Uhr. Polizeipräsident Mykland hatte sich sichtlich geärgert, hatte das
    Blatt aber hängen lassen. Seine Arbeitgeber im Justizministerium wußten
    nichts von der Abmachung, die er mit seiner Familie getroffen hatte, bevor er
    sich um den Posten von Oslos oberstem Polizeichef bewarb. Drei Jahre.
    Allerhöchstens.
    Die Söhne, die damals zwölf und fünfzehn gewesen waren, hatten sich
    vorbehaltlos auf die Seite ihrer Mutter gestellt. Der jüngere hatte seinem Vater sogar eine Art Vertrag vorgelegt, den dieser vor Antritt der neuen Stelle un-terzeichnen mußte. Wenn er sich dem Jungen gefügt hatte, dann deshalb, weil
    der Zwölfjährige für einen Moment zu seinem ältesten Bruder geworden war.
    Mit nur zwanzig Jahren hatte sein Sohn Simen sich das Leben genommen. Als
    er allein im Ferienhaus gewesen war, hatte er sich mit einem verrosteten alten
    Taschenmesser elf brutale Wunden versetzt. Der Arzt hatte den Blick
    abgewandt, als Mykland
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    ihn fragte, wie lange der Junge zum Sterben gebraucht hatte.
    Kurze Zeit nach Hans Christian Myklands Ernennung zum Polizeipräsidenten,
    am 4. April 1997, wurde die damalige Ministerpräsidentin Birgitte Volter in
    ihrem Arbeitszimmer tot aufgefunden. Mit einem Kopfschuß. Der Fall hatte in
    der gesamten westlichen Welt Aufsehen erregt, und Hans Christian Mykland
    hatte seiner Familie bestätigt, was sie die ganze Zeit vermutet hatte: Der
    Posten des Polizeipräsidenten sprengte die normalen Bürozeiten.
    Er fühlte sich wohl dabei.
    Manchmal kam er sich allerdings wie Sisyphos vor. Die Kriminalität in Oslo
    ließ sich nicht eindämmen. Der Polizei wurden immer neue Mittel bewilligt,
    doch ausreichend waren sie nie. Der Polizeidistrikt wurde reorganisiert und ef-
    fektiviert, doch die Kriminalität war wie eine bösartige Geschwulst, die sich
    nur eingrenzen, aber niemals entfernen ließ.
    Es war trotzdem der Mühe wert.
    Noch war Norwegen ein gesetzestreues Land. Noch konnten sich die Bürger -
    sogar in der Hauptstadt - einigermaßen sicher fühlen. Auf jeden Fall, wenn sie
    wußten, um welche Orte sie einen Bogen machen und zu welchem Zeitpunkt
    sie zu Hause bleiben mußten.
    Hans Christian Mykland wurde langsam beliebt. Am Anfang war diese
    Entwicklung eher zögerlich vor sich gegangen. Der Ubergang vom
    fallbezogenen Posten des Chefs der Kriminalpolizei zum eher allgemeinen und
    viel mehr öffentlichkeitsgerichteten des Polizeipräsidenten war nicht einfach
    gewesen. Aber er hatte es trotzdem geschafft.

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