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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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Sohn.
    Auch dabei ist nicht sonderlich viel herausgekommen. Nur, daß auch der
    Junge gemerkt hatte, daß zwischen seinen Eltern nicht alles Friede, Freude,
    Eierkuchen war.«
    Sie verstummte. Cecilie. Hanne hatte vergessen, sie anzurufen. Verstohlen
    schaute sie auf ihre Armbanduhr und fluchte in Gedanken.
    »Aber was wir haben, reicht durchaus. Wir haben seine Fingerabdrücke auf
    der Mordwaffe. Und sonst keine, nicht einmal die irgendeines vorwitzigen
    Kindes. Und niemand kann mir erzählen, daß das Schwert jahrelang an der
    Wand gehangen hat, ohne daß die Kinder daran herumgefingert hätten.«
    »Was bedeuten kann, daß das Schwert abgewischt worden ist, ehe es von
    Halvorsrud angefaßt wurde«, sagte der Polizeipräsident und gab Hanne ein
    Zeichen weiterzureden.
    »Natürlich. Aber das sind Spekulationen. Seine Fingerabdrücke saßen
    außerdem auch auf der Taschenlampe, mit der seine Frau aller
    Wahrscheinlichkeit nach bewußtlos geschlagen worden ist. Er streitet
    energisch ab, diese Lampe je
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    gesehen oder gar angefaßt zu haben. Die Pathologie ist zu dem vorläufigen
    Ergebnis gekommen, daß sie zwischen zehn und elf Uhr abends umgebracht
    worden ist. Der Staatsanwalt hat erst um zehn nach zwölf angerufen. Nach
    Mitternacht also.«
    Hanne Wilhelmsen blätterte in den Papieren auf ihrem Schoß, eher aus
    Gedankenlosigkeit, als weil es wirklich nötig gewesen wäre.
    »Halvorsrud hat also anderthalb Stunden bei seiner toten Frau gesessen und
    erst dann angerufen. Seine Kleidung war mit Blut bespritzt. Und als ob das
    noch nicht genug wäre...«
    Sie schloß den grünen Ordner und schob ihn über den breiten Schreibtisch auf
    den Polizeipräsidenten zu.
    »...waren in seinem Keller hunderttausend Kronen in gebrauchten Scheinen
    versteckt. Zusammen mit Disketten, die mit seinen Fällen bei der
    Wirtschaftskripo zu tun haben. Er streitet ab, davon irgend etwas zu wissen.«
    »Aber«, fiel der Polizeipräsident ihr ins Wort und griff nach dem Ordner,
    »gestern habe ich erfahren, daß das Verhör mit Halvorsrud nicht beendet
    worden ist. Er verlor das Bewußtsein, wie ich höre. Und wurde ins
    Krankenhaus gebracht.«
    »Nur vorübergehend«, sagte Hanne Wilhelmsen trocken. »Heute ist er wieder
    frisch wie ein Fisch. Und stur wie sonst was. Wir wollten ihn für einen Tag auf
    die Krankenstation legen, aber er hat sich geweigert. Wollte wieder in den
    Hinterhof. >Wie alle anderem, hat er gesagt. Ich habe ihn heute nachmittag
    mehrere Stunden lang verhört.«
    Sie erhob sich und vertiefte sich in die großartige Aussicht aus dem sechsten
    Stock des Polizeigebäudes. Der bleischwere Nachmittag schleppte sich dem
    Abend entgegen. Grauschwarze Wolken jagten südwärts. Es würde eine kalte
    Nacht geben. Der Ekebergäs lag konturlos und massiv
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    im Osten. Der Oslofjord war weiß, und eine erschöpfte Dänemarkfahre
    bugsierte sich mühsam auf ihren Anlegeplatz bei Vippetangen zu.
    »Früher habe ich diese Stadt einmal geliebt.«
    Hanne wußte nicht, ob sie das gesagt oder nur gedacht hatte. Früher einmal
    hatte sie sich hier zu Hause gefühlt. Oslo war Hanne Wilhelmsens Stadt
    gewesen. Sie war zwar erst mit neunzehn Jahren in die Hauptstadt gezogen,
    aber damals hatte ihr Leben angefangen. Ihre Kindheit war eine halb
    verwischte Erinnerung an etwas, das nicht direkt unangenehm, aber
    unbedingt belanglos gewesen war. Hanne Wilhelmsens Dasein hatte erst mit
    Cecilie und der winzigen Wohnung in der Jens Bjelkes gate richtig begonnen.
    Nach zwei Jahren waren sie von den dreißig Quadratmetern mit Klo im
    Treppenhaus und dem grausigen Gestank toter Ratten in der Wand
    weggezogen. Seither waren drei Wohnungen gekommen und gegangen. Immer
    größere und schönere, wie es sich gehörte.
    Hannes Zwerchfell krampfte sich zusammen. Sie sehnte sich zurück in die
    Jens Bjelkes gate. Zurück an den Anfang, zu dem Leben, wie es einst gewesen
    war.
    Jetzt wohne ich hier, dachte Hanne Wilhelmsen und erkannte plötzlich, daß
    das Polizeigebäude im Gronlandsleiret 44 der einzige Ort auf der Welt war, an
    dem sie sich wirklich zu Hause fühlte.
    »Wie nimmt er das alles denn so hin?« hörte sie den Polizeipräsidenten sagen
    und wandte sich ihm wieder zu.
    »Ziemlich seltsam«, antwortete sie kurz.
    Sie setzte sich wieder und bat um eine Tasse Kaffee. Der Polizeipräsident ging
    selbst ins Vorzimmer hinaus und kehrte mit zwei weißen Tassen und einem
    Aschenbecher zurück. Hanne Wilhelmsen nahm die Tasse und ließ

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