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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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Altmann.«
    Die Altmann Clara! Die Katharina hat die Altmann-Sache von vor einer Woche schon fast vergessen gehabt, aber jetzt hat sie es durchaus interessant gefunden, einmal die Frau von dem Vermissten kennenzulernen. Weil der Altmann Thomas war ja noch immer vermisst, aber keinerlei Hinweis auf ein Verbrechen bisher, also stockende Ermittlung, und jede Menge Alltagskram war ja auch los. Außerdem hat der Brunner den Fall erst einmal zu den Mühldorfern rübergeschoben, um seinem Vorgesetzen eine sinnvolle Aufgabe zu bescheren, so hat er es ausgedrückt.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Na ja, man hat mir gesagt, Sie kümmern sich um den Fall Altmann.« Vollkommen ausdruckslos hat die Altmann Clara ausgeschaut.
    »Der Fall ist nach Mühldorf weitergereicht worden«, hat die Katharina wahrheitsgemäß geantwortet.
    »Ja, aber Sie haben doch die Vermisstenanzeige
angestoßen
!« Langsam ist die Altmann Clara ein bisschen nervös geworden vor der schußsicheren Scheibe draußen.
    »Kommen Sie herein.« Die Katharina hat den Türöffner gedrückt, und die Altmann Clara ist eingetreten.
    In genau dem Moment ist der Katharina ihr Handy gegangen.
    »Einen Moment bitte«, hat sie gesagt, während sie das Telefonat mit der 003 9-Nummer angenommen hat.
    Ciao caro!   – Bella mia, come stai?   – Abbastanza bene   …
Aber eigentlich ist es ja noch ungemütlicher, im Wachraum der Polizei zu telefonieren als zu e-mailen, wenn Kundschaft da ist. Also hat die Katharina schnell gemacht und dem Matteo gesagt, dass es grad ungünstig ist, weil jemand da ist und sie an der Pforte, und ich ruf dich später zurück,
ti richiamo dopo, occhei?   – Sì. Certo.   – Occhei, a dopo. Ciao.   – Katharina, aspetta!   – Che c’è?   – Niente. È solo che   … Mi manchi. A dopo.   – Sei   … carino. Ti richiamo.
»So, wo waren wir?«
    »Sie können ja Italienisch!« Ganz große Augen hat die Altmann Clara da gemacht.
    »Ja. Wieso?«
    »Das ist ja toll. Wer war das denn eben?«
    »Italienische Polizei.«
    »Wow«, hat das ewige Mädchen ganz ehrfürchtig gehaucht. »Und ich hab schon gedacht, Ihr Liebhaber oder so, weil das so vertraut geklungen hat.«
    Jetzt hat die Katharina es gleich satt gehabt mit dem Girlie. »Liebhaber? Ich bin verheiratet.«
    »Mit einem italienischen Polizisten?!«
    »Herrgottnochmal! Ja.« Die Katharina hat sich gerade noch gefragt, warum sie da so herumlügt, weil mit dem Heiraten hat sie eigentlich seit ihrer Misere mit ihrem ehemaligen Kripokollegen, dem Schuster Georg, überhaupt nichts mehr am Hut. Aber so als dahergelogen Verheiratete hat sie das Gefühl gehabt, dass sie sich von dem ewigen Mädchen besser distanzieren kann.
    »Sie tragen ja gar keinen Ring.« Neugierig hat die Altmann Clara der Katharina auf die Hände geschaut.
    »Sie auch nicht«, hat die Katharina sofort zurückgeschlagen.
    »Ich lebe in Scheidung.« Endlich beim Thema.
    »Das habe ich gehört, ja. Also, Frau Altmann, was führt Sie hierher?«
    »Ich mach mir Sorgen um den Thomas.«
    »Der inzwischen seit vier Wochen als vermisst gilt«, hat die Katharina ganz lässig hinzugesetzt, während sie ein Formular vor sich auf den Tresen gelegt hat. Damit es gleich ein bisschen professioneller ausschaut.
    Die Altmann Clara ist auf der anderen Seite vom Tresen gestanden. Schuldbewusst hat sie nicht ausgesehen, und peinlich war es ihr auch nicht, dass sie erst jetzt auftaucht. Nach vier Wochen. Wie die Tierärztin hat sie nur gesagt: »Der Thomas macht das immer so, der setzt sich in eins seiner Autos, wenn’s ihm passt, und verschwindet mal eben   – und keiner weiß, wohin. Aber maximal für zwei Wochen. Denn eigentlich besteht er auf die Wochenenden mit seinem Sohn.«
    »Ein Wochenende hat er mindestens schon ausfallen lassen«, hat die Katharina mitgerechnet. »Aber was bringt Sie dazu, sich
jetzt
plötzlich Sorgen zu machen?«
    »Er geht nicht mehr an sein Telefon. Auch nicht, wenn wir von Djangos Handy aus anrufen.«
    Aha,
Djangos Handy
. »Wie alt ist Django?«, hat die Katharina jetzt wissen wollen.
    »Fünf.« Und schon ein Handy, hat die Katharina sich gedacht, mobil musst du sein als Kindergartenkind heutzutage. »Seit gestern. Und kein Anruf von Thomas. Am Geburtstag seines einzigen Sohnes! Das gab’s noch nie!« Ein bisschen aufgeregt war die Altmann Clara jetzt schon. Logisch, ist der Typ weg, ist die Kohle weg.
    »In Ordnung, Frau Altmann. Der Reihe nach. Ich werde mir alles notieren und dann sehen,

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