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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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wollen,
ich
habe die Beziehung beendet   – war nicht immer leicht, all die Jahre, denn er ist ein extremer Egozentriker, der Andi.«
    Jetzt war die Katharina erst einmal sprachlos.
    Da ist es ihr gar nicht ungelegen gekommen, dass ihr Handy gegangen ist. Sie hat schon gehofft, dass es der Moser ist mit ersten Ergebnissen ihre Beweisstücke betreffend, was unwahrscheinlich war   – doch dann war es laut Display 003 9-Lucarelli . Das hat die Katharina gar nicht brauchen können jetzt. Überhaupt nicht. Aber die Tierärztin hat nur genickt, im Sinne von
ist schon okay, gehen Sie ruhig ran
, und die Katharina hat das Telefon ja schon in der Hand gehabt, und alles andere wäre kindisch gewesen.
     
    »
Pronto
?« Kurze Pause am anderen Ende.
    »Katharina. Ich. Ich wollte dir sagen. Ich wollte dir sagen, ich habe   –«
    »Getrunken?« Das hat jetzt spöttischer geklungen, als sie es gemeint hat.
    »Nein. Das
nicht
! Überhaupt nicht! Es tut mir leid, das von heute Morgen, aber   –«
    »
Matteo, senti
… hör mal, es ist gerade
ganz
schlecht   –« Die Katharina hat die Stimme gesenkt, aber trotzdem war das Telefonat über das Teichplätschern hinweg gut verständlich, zumindest für jemanden, der Italienisch kann.
    »Nein, Katharina, nicht schon wieder, du hängst jetzt
nicht
ein!
Bitte

    »Matteo, ich bin eben bei einer Zeugenbefragung, und   –«
    »Es ist mir vollkommen egal, wie viele verdammte Zeugen zu wie vielen beschissenen Kriminalfällen du im Moment be-«
    »Was
soll
das? Du hast überhaupt keine Ahnung, was ich eben   –«
    »Nein, du hast recht, ich habe keine Ahnung, ich habe auch keinen Kopf für so was im Moment, weil ich   –«
    »Weil du dich überhaupt nicht interessierst für das, was ich tue? Ist das so?«
    »Nein! Nein! So ist das nicht, es ist nur so, dass ich   –«
    »Dass du
was

    Wieder ein kurzes Schweigen seinerseits. Und deutlich gefasster hat er dann gesagt: »Katharina, ich glaube nicht, dass ich Weihnachten komme   –«
    »Ach?« Jetzt hat es der Katharina gereicht, zumindest so weit, dass sie trotz Tierärztin nebendran richtig laut geworden ist. »Du bleibst in Italien und lässt dich von, wie war doch gleich ihr Name,
Francesca
, trösten?!«
    »Ich hab mich
gestern
von ihr
trösten
lassen, wenn du so willst, aber   –«
    »Nein, Matteo, ich will es nicht so, aber wie es scheint, willst
du
es so, und ich denke, ich hänge jetzt   –«
    »Nein! Das tust du nicht, verdammt noch mal, Katharina! Hör mir
bitte
zu, lass dir erklären, ich wollte   –«
    »Per
Telefon
mit mir Schluss machen? Wie mutig! Du   –« Sie hat sich selbst unterbrochen und Tränen der Wut unterdrückt. Die Tierärztin hat sie verständnisvoll angesehen.
    »Katharina, ich, ich bin ein Trottel«, hat er gefleht, »ich bin ein Idiot, ich bin ein
Was-dir-einfällt
, was auch immer, aber hör mir
bitte, bitte
zu, lass mich   –«
    »Nein, Matteo, jetzt hörst
du mir
zu!«
    »Katharina,
per carità
, lass mich
einen
Satz zu Ende sprechen! Bitte!
Einen einzigen
Satz!«
    »Okay.« Sie hat versucht, gefasst zu klingen, was ihr sogar halbwegs gelungen ist. »Okay,
einen einzigen letzten
Satz.«
    Er hat kurz gezögert. Und tief Luft geholt für seinen einzigen letzten Satz.
    »Katharina Berger, mein Leben ist leer ohne dich, denn du bist das Erste, woran ich denke, wenn ich morgens aufwache, und das Letzte, woran ich denke, bevor ich abends einschlafe, und du bist einfach nicht
da
, und seitdem du fort bist, ist mein einziger Wunsch, du mögest bei mir sein, jeden Augenblick meines Tages und meiner Nacht, jeden Tag, jede Nacht will ich dich umarmen, dich riechen, dich spüren, das Salz und den Schweiß auf deiner Haut, will ich dir zusehen, wie du Pizza isst, wie du dich anziehst, wie du barfuß durch den Sand läufst, wie du einschläfst, wie du aufwachst, will ich dich hören, wie du meinen Namensagst mit diesem wunderschönen leichten Akzent, will ich dein Atmen hören und dein Stöhnen und dein Lachen, will ich deine Hände auf meinem Körper spüren und mein Gesicht in deinem Haar vergraben, diesem wunderschönen blonden Haar, das so gut riecht, und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich endgültig zum Volltrottel mache, will ich das
jetzt sofort auf der Stelle
und nicht irgendwann, denn das Leben ist
jetzt
, und ohne dich
ist
es kein Leben und kein Jetzt, und ich wünschte, ich könnte vor dir auf die Knie fallen und ich müsste das nicht am Telefon sagen, wo du nicht siehst, dass

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