Holunderblut
ich auf die Knie falle, aber ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen und – und – und – ich liebe dich.«
Und jetzt war die Katharina schon wieder sprachlos, weil wenn man vor Rührung weint, dann bringt man nichts mehr heraus.
»Katharina? Was ist denn? Hab ich mich eben endgültig zum Trottel gemacht? Dann kannst du jetzt auflegen.«
»Das war –«
»Was?«
»Deinen einzigen letzten Satz, würdest du ihn noch mal wiederholen?«
Wieder ein kurzes Zögern und dann ein ganz langes Lachen. »Ich glaube nicht, dass ich den noch einmal hinkriege. Außerdem dachte ich, du hast keine Zeit? Was macht dein Zeuge?«
Die Katharina hat einen flüchtigen Seitenblick in Richtung Tierärztin geworfen und die Stimme zu einem Flüstern gesenkt.
»Was sollte das mit dieser –
Francesca
?«
»Diese –
Francesca
wird in meinem Leben immer eine große Rolle spielen, das wirst du akzeptieren müssen –
bitte unterbrich mich nicht
–, und sie ist die Einzige, die mich immer vorbehaltlos so genommen hat, wie ich bin, die mich
immer
getröstet hat, so wie gestern und wie seit fünfundvierzig Jahren, denn Francesca ist meine große Schwester.«
Die Katharina hat nur den Kopf geschüttelt. »Matteo Lucarelli … Das ist nicht dein Ernst … Wenn das eben alles auch nur ansatzweise
ernst
gemeint war –«
»Katharina, was soll ich denn
sonst
sagen? Was willst du denn
noch
?«, hat er verzweifelt gefleht.
»Dich«, hat sie gehaucht.
Und dann haben sie beide eine Weile geschwiegen, für teure Roaming-Gebühren, weil ja eine Telefonverbindung ins Ausland auch recht viel kostet, wenn man nichts sagt.
»Katharina. Darf ich zu dir kommen?«
»Wie? Wann?«
»Auto? Sechs Stunden?«
»Ja. Ja. Natürlich! Aber … Fahr vorsichtig. Bitte.«
»Ich tu alles für dich. Von mir aus auch vorsichtig fahren.«
Darüber hat sie gelacht.
Und er: »Ich
liebe
dein Lachen.
A dopo, commissaria
.«
Und sie: »
A dopo, Lucarelli.«
»Was auch immer er gesagt hat, es war das Richtige, vermute ich«, hat die Hohenstein so vor sich hin gesagt. Natürlich auch an die Katharina gerichtet. Die hat nur genickt und sich verstohlen die Augen mit den Händen getrocknet, weil sie nichts Langärmliges angehabt hat, obwohl es jetzt schon dunkel geworden ist, kurz nach acht Uhr abends, und kühler.
»Woher können Sie so gut Italienisch, wenn ich fragendarf?«, war die Hohenstein jetzt recht interessiert, während sie eine Kerze angezündet hat, die in einem großen Glas vor dem Wind geschützt vor sich hin gebrannt und die Terrasse flackernd erhellt hat mit einem schwachen Schein.
»Von meiner Mutter. Ich bin zweisprachig aufgewachsen.«
»Schön, wirklich. Ich wünschte, ich könnte es nur halb so gut! Verstehen tu ich es einigermaßen – das eben am Telefon war aber eine nette Einhundertachtziggradwendung, alle Achtung. Freut mich für Sie.«
»Danke.«
Am Ton von der Tierärztin hat die Katharina jetzt schon gehört, dass für heute Schluss war mit Informationsbeschaffung. War aber in Ordnung so. Jede hat ein bisschen was Männermäßiges von der anderen erfahren gehabt, und dann haben sie noch ihren Wein ausgetrunken, sind bis halb elf vor dem Kerzenflackern gesessen, haben über das Italienische um sie herum philosophiert, eine letzte Friedenszigarette geraucht, und dann ist die Katharina heimgefahren, ein wenig ausgekühlt, dafür aber leicht alkoholisiert, ausreichend informiert und eigenartigerweise sehr glücklich und zufrieden.
Sogar das Kopfweh hat sie heute nicht mehr sonderlich gestört.
Einschlafen hat die Katharina dann nicht können, als sie zu Hause war, also hat sie sich wieder Notizen gemacht und überlegt, wer als Nächstes befragt werden soll.
Zum Beispiel der Hafner Andi, und zwar morgen, wurscht ob Sonntag oder nicht, er hat es ja nicht anders wollen. Und der Jakob, was er denn da im Einzelnen wann und an welchem Jaguar gemacht hat.
Und die Jolli anrufen, weil die wirklich eins a geputzt hat. Fragen, wann sie wieder Zeit hat, und bei der Gelegenheit den Namen Pawliczyk fallen lassen. Übrigens genau denselben Namen, den sie dem Hafner präsentieren wollte. Außerdem hat sich die Katharina plötzlich doch auch für die Exbeziehung von ihm mit der Tierärztin interessiert, warum sie Schluss macht und er sie dann als Stalkerin bezeichnet. Ratsch und Tratsch und Intimgeschichten im Grunde, aber vielleicht essenziell für den Fall.
Weil vom Altmann hat es immer
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