Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
Vom Netzwerk:
sie sich mies fühlen. Männer machen immer das, was sie wollen. Männer fliegen zum Mond. Männer werden Papst und Präsident.
    Das kann ich auch! Ich ziehe Bennis Kopf zu mir. Seine Lippen berühren meinen Mund. Sie sind herrlich weich und hart zugleich. In diesem Moment vollführt mein Magen ein Looping und ich muss mich übergeben.
    Als ich die Augen wieder aufmache, starre ich auf schwarze Chucks, die in meiner Kotze stehen.
    „Irgendwie hast du einen Hang zu Dramatik“, höre ich ihn. Mir ist schwindlig. Das Nächste was ich spüre, sind starke Arme, die mich hochheben und zum Bett tragen. „Versuch ein bisschen zu schlafen.“ Benni fährt mir mit einem feuchten Lappen über das Gesicht. Ich nicke.
    „Danke!“, krächze ich mit heiserer Stimme, dann fallen mir die Augen zu und wohlige Dunkelheit umgibt mich.
     
     
    Ich bin verschwitzt, mein Haar ist wirr und mir dröhnt der Kopf. Vorsichtig öffne ich die Augen. Ein guter Plan.
    Einfach ... die Augen ... öffnen.
    Oder ... ? O h Gott !
    Gleißend helles Licht blendet mich, gefolgt von einem Schmerz, der sich anfühlt, als ob j e mand mit einem Messer von hinten in meinen Augapfel sticht. Stöhnend schließe ich meine A u gen wieder und lasse mich zurück auf das Kopfkissen fallen. Mein ganzer Körper fühlt sich an wie Sirup, dickflüssig und zäh. Mein Kopf tut weh, höllisch weh. Warum tut mein Kopf weh? Überhaupt, warum tut alles an mir weh? Mein Magen fährt schon wieder Achterbahn, während ich versuche meine Gedanken zu sortieren. Meine Erinnerungen an gestern Nacht sind nebulös verschwommen. Nur einzelne Sequenzen tauchen hinter meinen geschlossenen Lidern auf. J o hann, umschlungen von Titten-Annette auf dem Sofa liegend ... meine Flucht aus unserer Wo h nung ... das Dusk till Dawn ... der Barkeeper ... und dann Benni!
    Ich öffne die Augen, auch auf die Gefahr hin blind zu werden. Wo ist Benni? Ich taste mich entlang des Bettes zu der kleinen Sitzecke. Da steht immer noch der leere Piccolo und ein hal b volles Bier. Daneben entdecke ich meine Bluse und meinen Rock, beides sorgfältig über den Stuhl gehängt.
    Oh mein Gott! Ein Blick unter die Bettdecke genügt, um meine schlimmsten Befürchtu n gen wahr werden zu lassen. Außer meinem Hello Kitty-BH und dem Höschen bin ich praktisch nackt. Ich sehe mich hektisch um, in der Hoffnung irgendwelche Hinweise darauf zu finden, was letzte Nacht passiert ist – leider ohne Erfolg! Mein Kopf ist leer. Vielleicht leide ich durch den Schock an Amnesie. Wobei , mein Erinnerungsvermögen ist eigentlich ganz gut . Bis auf die let z ten paar Stunden im Zug. Das kann doch unmöglich von den paar Drinks kommen, die ich zu mir genommen habe. Oder hat mir Benni ... K.O . -Tropfen ... in mein Glas...?
    Ein unglaublicher Verdacht beschleicht mich . Mir wird heiß und kalt bei dem Gedanken. In meinem Kopf läuft ein Film ab, in dem ich mich als willenloses Lustopfer liegen sehe, Benni über mich gebeugt ... Nein! Dabei hat er am Anfang so einen süßen Eindruck gemacht. Und dann noch diese braunen Augen! Obwohl, ich hatte gar kein Glas . Ich versuche mich zu erinnern, ob ich die Flasche aufgemacht habe, aber außer Schmerzen spielt sich hinter meiner Stirn gerade gar nichts ab. Funkstille.
     
     
    Meine schlechteste Eigenschaft ist meine Naivität. Ich meine, ich arbeite daran, aber solche Charaktereigenschaften kann man eben nicht einfach abstellen. Es ist ja nicht so , dass ich doof bin, schließlich habe ich mein Abitur mit Erfolg bestanden. Ich gehe mir mit meiner Leichtglä u bigkeit ja selbst auf die Nerven, aber ich bin wirklich leicht zu beeindrucken. Ich glaube immer noch an die wahre Liebe. Ich zähle nie mein Wechselgeld nach und glaube jedem Mann, der mir erzählt, dass es keine faszinierendere Frau als mich gibt. Genauso hat es bei Johann funktioniert. Diese ungünstige Kombination meiner Charakterzüge hat sich schon mehrfach in meinem Leben als ein fataler Fehler herausgestellt. Acht Monate meines Lebens habe ich mit einem Brillenträger verschwendet, der mich im zarten Alter von siebzehn auf einer Party angesprochen hat und mich fragte, ob ich ein bekanntes Model wäre. Dabei hätte ich sofort wissen müssen, dass der Kerl wie lügt wie gedruckt. Schließlich hat kein Model Kleidergröße 40 und Haare wie ein Wischmopp. Aber damals war ich noch mehr als heute mit einfachen Mitteln zu beeindrucken.
    „Das wirst du sicher ständig gefragt“, sagte der Brillentyp und strich mir selbstsicher eine

Weitere Kostenlose Bücher