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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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mischt sich das Braun mit dem Apricot me i ner Bluse. Das Ergebnis ist nicht toll, aber besser als vorher.
    „Frau Löhmer!“, drängelt die Stimme erneut.
    „Entschuldigung“, rufe ich in ihre Richtung. Bevor ich gehe, drehe ich mich noch einmal zu der Taschentuchbesitzerin um.
    „Danke!“, flüstere ich leise.
    „Viel Glück!“, ruft sie mir fröhlich entgegen.
    Ich straffe meinen Rücken und nicke. Zu meiner Überraschung erwartet mich nicht irgen d ein Personalchef im Anzug sondern eine Frau mittleren Alters. Sie ist ein wenig pummelig und mir somit auf Anhieb sympathisch. Ihre lockigen Haare sind zu einem Knoten zusammengefasst. Mit lebhaften braunen Augen sieht sie mich an.
    „Frau Löhmer, ich bin Miriam Philipps“, begrüßt sie mich mit ausgestreckter Hand. „Schön, Sie kennen zu lernen.“
    „Ganz meinerseits“, antworte ich artig.
    „Aber bitte nehmen Sie doch Platz.“ Sie deutet auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. „Sie haben uns ja einen äußerst beeindruckenden Lebenslauf vorgelegt. Keine ihrer Mitbewerberinnen kann mit so viel Auslandserfahrung aufwarten wie Sie.“ Ihr Blick fällt auf meine Bluse und ich merke, wie ich anfange zu schwitzen. Wobei ich nicht weiß, ob es an ihrem Blick oder der B e merkung mit der Auslandserfahrung liegt.
    „Ja, äh. Ich hatte während meiner Ausbildung viel Gelegenheit zu reisen und mich fortz u bilden“, erkläre ich und lege mein Ich-habe-alles-im-Griff-Ausdruck auf. Welche Art von For t bildung überlasse ich ihrer Fantasie.
    „Schön.“ Ihr Blick gleitet über meinen Lebenslauf. „Ihr letzter Arbeitgeber war Hartmann & Sohn ?“
    Als ob sie das nicht wüsste, schließlich steht das ja groß in meinem Lebenslauf geschrieben.  „Ja, mein Verlo ... äh mein Verleger hat mich direkt von der Universität abgeworben.“
    „Soso ...“ Frau Philipps schmunzelt. Weiß die Frau vielleicht etwas? „Wie ich gelesen habe, hält man große Stücke auf Sie.“ Sie deutet auf mein gefälschtes Zeugnis.
    Ich spüre, wie ich rot werde. „Ja, ich hatte einen guten Draht zu meinem Chef.“ Zumindest ist das nicht gelogen! Sie nickt wohlwollend. Wahrscheinlich hat sie mein Erröten als ein Zeichen von Bescheidenheit gewertet. Wenn die wüsste!
    „Wie haben Sie sich denn ihre Arbeit bei uns vorgestellt? Schließlich sind wir ein großes Unternehmen, und auch wenn Sie bereits einige Erfahrung gesammelt haben, dürfte dieser Job für Sie neu sein.“
    Ich bejahe eifrig. Diese Frage haben Katja und ich gestern Nacht noch geübt. Katja hatte die spontane Idee gehabt, mit mir ein kurzes Coaching durchzuführen. „Es gibt keine komischen Fragen – nur eine schlechte Vorbereitung!“, lautet ihr Motto.
    „Deshalb habe ich mich ja auf dieses Stelle beworben. Ich liebe die Herausforderung und in Ihrem Unternehmen sehe ich eine Chance, mich weiter zu entwickeln. Wissen Sie, bei Hartmann & Sohn waren die Möglichkeiten doch relativ begrenzt. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Sie lächelt zufrieden. „Und wie steht es mit dem Reisen? Vieles, über das wir bei der Hol i day Dream berichten, passiert am Schreibtisch . A ber dennoch werden Sie öfter zu Reisen g e zwungen sein, um unseren Leser n ein aktuelles Bild über i hren Urlaubsort aufzeigen zu können. Sie schreiben zwar, dass Sie flexibel sind, aber haben sie sich wirklich darüber Gedanken g e macht? Das bedeutet in der Realität, dass Sie häufig weg sind und aus dem Koffer leben müssen. Verpasste Geburtstage bei Freunden, die Familie vernachlässigen. Sind Ihnen all diese Dinge bewusst?“
    „Jaaa“, platze ich heraus. Endlich redet die Frau über interessante Dinge. Ich hatte schon Angst bekommen, ich würde gar nicht reisen. Sie lächelt. „Das ist mein absoluter Traumjob. U n gezwungen, frei durch die Welt zu reisen. Fremde Länder zu erkunden und in den alten Traditi o nen zu leben. Auf Bali zum Beispiel habe ich so eine alte Priesterin getroffen, die mich in die alten Rituale der Balinesen eingeführt hat. Es war ein tolles Gefühl miterleben zu dürfen, wie diese Menschen mit ihrer Religion verwachsen sind. Und als ich in Italien war, habe ich doch tatsächlich einen jungen Mann aus der Schweizer Garde kennengelernt. Die sind eigentlich zur Schweigsamkeit verdonnert, aber irgendwie habe ich es geschafft, ihn zum Reden zu bringen und er hat es mir ermöglicht, einen Blick auf die geheimen Dokumente des Papstes zu werfen . “ 
     
    Wow, das Gespräch war der absolute Hammer. Ich glaube,

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