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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Luxus, den sich jede Frau gönnen sollte.“ Ich habe zwar noch keinen Blick auf die Preisliste geworfen, aber ich bete im Stillen, dass ich mir den Luxus hier leisten kann.
    „Und was treibt sie so nach Hamburg? Katja erwähnte etwas von einem Notfall?“ Es ist das erste Mal, dass Harald mich wahrzunehmen scheint, . Jedenfalls sieht er kurz zu mir hoch.
    „Ach, nichts Besonderes“, winke ich ab. „Katja übertreibt gerne mal. Zu Hause gab es ein paar Probleme.“
    „Also sie braucht mich nicht anzulügen, Süße. So, wie sie hier reingeschneit gekommen ist, hat sie mehr als nur ein paar Probleme.“
    Sieht man es mir wirklich an? Eine schreckliche Vorstellung. Ich betrete einen Raum und alle Leute denken: Seht nur, die Betrogene. „Woher wusstest du ...?“
    Harald winkt ab. „Aus meiner Erfahrung mit Frauen weiß ich, es gibt nur zwei Dinge, die eine Frau wirklich unglücklich machen: Sie hat zugenommen oder ihr Freund hat sie betrogen.“ Er sieht an mir herunter. „Und bei ihr ist es nicht das Gewicht.“ Das hör t man gern!
    „Aber keine Sorge! Zumindest, was ihr Aussehen betrifft. Wenn ich mit ihr fertig bin, wird sich ihr Ex wünschen, er hätte sie nicht gehen lassen.“
    Und plötzlich – ohne dass ich es verhindern kann – treten mir Tränen in die Augen. „Johann hat mich mit Titten-Annette betrogen“, schluchze ich leise. Du meine Güte, jetzt erzähle ich schon wieder einem wildfremden Menschen aus meinem Privatleben!
    Haralds Schere hört auf zu klappern. „Robin bring mal ein Gläschen Prosecco rüber.“ H a rald tätschelt mir mit seiner behaarten Pranke auf die Schulter. „Liebelein, ich kann es nicht e r tragen, wenn andere Menschen unglücklich sind. Schon gar nicht, wenn es mir selbst schlecht geht. So ein Piccolöchen ist gut für die Nerven.“ Neben mir steht Robin mit dem Prosecco in der Hand. Holunderküsschen , lese ich.
    „Das ist ja ein süßer Name für einen Prosecco: Holunderküsschen . Kenn ich gar nicht“, sage ich und hebe mein Glas.
    „Eigenmarke, die aus Holunde r blüten gebraut wird. Ein uraltes Familienrezept.“ Harald prostet mir traurig zu. „Ich fürchte, ich komme auch nie über ihn hinweg!“
    Ich schüttele verwirrt den Kopf. Irgendwie habe ich gerade den Faden verloren.
    „Über Johann?“
    „Dummerchen, über meinen Ex-Freund Roberto natürlich. Er hat mich verlassen und ve r gnügt sich jetzt mit einem Anderen . W ährend ich vor lauter Gram immer dicker werde.“ Wie zur Bestätigung schiebt sich eine beachtliche Plauze unter der Weste hervor.
    „Ach, das kleine Bäuchlein ist doch nichts“, versuche ich ihn zu beruhigen.
    „Sie sieht es also auch“, jammert Harald plötzlich. Tränen treten ihm in die Augen und er wischt sich verlegen mit dem Handrücken übers Gesicht.
    „Nur ein bisschen, das kann aber auch an dem Shirt liegen. Ich finde, du siehst sonst richtig gut aus.“ Eine Notlüge! Ich finde Notlügen sind erlaubt, solange man andere damit glücklich macht.
    „Das ist nicht fair“, jammert Harald weiter. „Jahrelang finanziere ich ihm das Studium und jetzt wo er endlich fertig ist und wir mehr Zeit miteinander verbringen könnten, verlässt er mich.“
    „Männer sind eben undankbar“, entweicht es mir.
    „Das kann sie doch nicht so pauschal sagen“, protestiert Harald.
    „Doch!“, bestehe ich auf meiner Aussage und erzähle Harald von meinem Erlebnis in der Bahn mit dem Lustmolch. Katja und ich haben uns auf diesen Namen geeinigt, denn Benni klingt irgendwie zu nett. Als ich zu Ende erzählt habe, ist die Flasche Prosecco leer und ich habe einen leichten Glimmer. Hoffentlich geht es Harald nicht wie mir, denn er greift wieder zur Schere.
    „Mit Männern ist es wie mit einer neuen Frisur. Entweder sie passt zu dir oder du hast ric h tig in die Scheiße gegriffen.“ Philosophisch gesehen ist die Aussage vielleicht nicht ganz korrekt, aber ich verstehe Harald voll und ganz.
    Katja lässt endlich von ihrem iPhone ab und kommt zu uns herüber geschlendert.
    „Wow, Julia, du siehst schon jetzt völlig verändert aus.“
    Kein Wunder, schließlich habe ich keine Haare mehr auf dem Kopf oder nur noch sehr w e nige. Was da vor mir auf dem Boden liegt ist genug, um daraus eine passable Afro-Perücke zu machen.
    Harald jedenfalls nickt zufrieden, als er sich vor mich stellt. „Liebelein, ich habe ihr doch gesagt, das kriegen wir hin!“ Er zwinkert zuerst Katja und dann mir zu. „Mit der Frisur mache ich sie zum Star.“ Mit

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