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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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dabei meine ger a de angefangene Karriere als zukünftige Chefredakteurin zunichte gemacht haben könnte, ist mir egal. Ich muss nur weg hier. Weg von diesem unverschämt gut aussehenden Lustmolch!
    „Julia!“, ertönt da eine Stimme hinter mir und lässt mich erstarren. Scheiße! Jetzt hat er mich.
    „Hallo“, würge ich hervor, als ich mich umdrehe. Es ist Benni.
    Er steht vor mir und mustert mich mit diesem ganz speziellen durchdringenden Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren und gleichzeitig zum Kochen bringen lässt.
    „Warum bist du so schnell weggelaufen?“, fragt er.
    Blöde Frage, als ob er das nicht wüsste! „Wissen Sie“, sage ich betont überheblich, „ich a r beite ganz zufällig hier. Und Sie? Etwa auf der Suche nach einem Praktikumsplatz?“
    „Äh ...“ Für einen kurzen Moment fällt seine Maske und er sieht mich verunsichert an. „Du arbeitest hier?“
    „Als Redakteurin im Bereich Reisen“, werfe ich ihm an den Kopf.
    „Das ist ja toll, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast du doch noch ...“
    „Ich muss los“, unterbreche ich ihn schnell. Ich hatte mir in meinem Kopf tausend Dinge zurechtgelegt, die ich ihm bei einer zufälligen Begegnung an den Kopf werfen wollte und jetzt ist alles wie weggeblasen. Das Einzige an d as ich im Moment denke kann ist Flucht. Na ja, vielleicht auch wie es sich wohl anfühlen würde, ihn zu küssen.
    „Aber, ich ...“, versucht Benni mich aufzuhalten.
    „Keine Zeit“, wehre ich seine Anstrengungen ab, bevor meine Hormone die Gesprächsfü h rung übernehmen und ich ihm sage, wie wahnsinnig gut er eigentlich aussieht.
    „Aha“, sagt Benni verwundert. „Schön. Vielleicht sieht man sich.“ Er grinst mich mit di e sem Ich-bin-einfach-unwiderstehlich-Blick an. Meine Güte, diese Augen sind einfach unglau b lich. Warum müssen hübsche Männer entweder den IQ eines Toastbrots haben oder so von sich überzeugt sein, dass man als Frau in ihrer Nähe das Gefühl bekommt, nichts wert zu sein? Für einen Mann wie Benni ist es völlig selbstverständlich, dass er nackt durch die Wohnung seiner Freundin läuft, zu ihrem Kühlschrank geht und sich am Po kratzt, während er dabei die Milch direkt aus dem Pappkarton trinkt. Wie er dabei aussieht ist ihm egal, denn er ist ja davon übe r zeugt, dass er immer gut aussieht. Als Frau frägt man sich wirklich oft , warum Männer so derart mit sich im Reinen sind? ! Das positive Körpergefühl ist ebenso ungerecht verteilt wie Geld. Wenn ich hingegen durch die Wohnung laufe, dann immer so, dass meine Problemzonen bedeckt sind und meiner Umwelt so der unschöne Anblick auf meine Cellulite erspart bleibt. Was in me i nem Fall bedeutet, dass ich immer völlig bekleidet bin, denn außer meinen Füßen ist so ziemlich alles an meinem Körper eine Problemzone.
    „Na, dann“, verabschiede ich mich. In diesem Moment entdeckt uns die Empfangsdame.
    „Hallo Benjamin“, flötet sie mit zum Kuss gespitzten Lippen und winkt uns zu sich. Noch ein ahnungsloses Opfer seiner Verführungskunst.
    „Hallo Carola“, folgt Bennis Stimme ihrem Lockruf.
    „Wo hast du gesteckt? Ich habe dich ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen“, ruft sie in meine Richtung, da Benni immer noch neben mir steht. Entweder Benni ist schwerhörig oder er hat sonst ein Problem . J edenfalls reagiert er nicht auf Carolas Frage, sondern vergräbt seinen Blick in meine Augen. Mir wird heiß und kalt. Ich versuche meinen Augen die Rätselha f tigkeit eines Geheimcodes zu geben. Der Mann weiß schon jetzt mehr von mir als meine eigene Mutter.
    „Ich geh dann mal“, sage ich schon fast entschuldigend. Was ist eigentlich los mit mir? Der Kerl hat meine Situation damals schamlos ausgenutzt und ich habe das Gefühl, mich entschuld i gen zu müssen.
    „Man sieht sich“, antwortet Benni lässig. W as meint er denn damit? Hoffentlich nicht! Ich drehe mich um und gehe nach draußen. Den Blick fest auf den Boden geheftet.
    „Wer war denn das?“, höre ich Carolas Stimme.
    „Ach, nur eine ...“ Leider befinde ich mich inzwischen außer Reichweite und der Straße n lärm , der mich vor der Tür empfängt, verschluckt den Rest von Bennis Worten. Ich hätte ja zu gerne gewusst, als was er mich bezeichnet. Ist auch egal. Noch ein Kapitel, das hoffentlich bald meiner Vergangenheit angehört.
     
     
    Als ich am nächsten Morgen aufwache bin ich guter Dinge und ziehe meine übliche Fre i zeitkleidung an: Jeans und eines meiner neuen

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