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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Miriam war von Anfang an auf der gleichen Wellenlänge und war schwer von mir beeindruckt. Vor allem die Geschichte mit der Priesterin hatte es ihr angetan und ich musste ihr versprechen, dass ich, sollte ich den Job b e kommen, als erstes einen Bericht darüber schreibe. Ein bisschen hat mich dieser Vorschlag zwar verunsichert, zumal die Geschichte nicht wirklich von mir, sondern aus dem Buch Eat, Pray, Love stammt, aber das ist ein Problem mit dem ich mich beschäftigen kann wenn es so weit ist.
    Ich werfe einen kurzen Blick ins Wartezimmer . Nur noch wenige Kandidatinnen warten. Die kleine Braunhaarige mit dem netten Lächeln ist nicht mehr unter ihnen. Schade! Ich wollte ihr eigentlich noch viel Glück wünschen, weil sie doch so nett zu mir war. Na ja, dann eben nicht. Beschwingt und mit einem guten Gefühl im Bauch mache ich mich auf den Weg zum Fahrstuhl. Ich drücke auf den Knopf.
    »Pling«. Ich verspüre einen Luftzug. Die Fahrstuhltür öffnet sich. Waaaaas??!!!!
    Ich schließe die Augen und öffne sie wieder. Das Gesicht, das mich aus dem Fahrstuhl a n sieht, ist immer noch da. Unmöglich! Das kann nicht sein!
    Ich blinzele so heftig, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Vor mir steht Benni , der Mann aus dem Zug. Der Schuft! Ich schnappe laut nach Luft.
    Wie in Zeitlupe öffnet sich Bennis Mund. „Julia!“ Aus seinem Tonfall entnehme ich, dass er mindestens genauso überrascht ist wie ich. Allerdings wirkt er im Gegensatz zu mir erfreut.
    Mir wird körperlich übel. Meine Ohren flattern. Was soll ich nur machen? Ich kann doch nicht sagen: „Hallo Benni. Was für ein schöner Zufall, dass wir uns hier treffen“ . O der: „Benni du Arschloch, was hast du im Zug mit mir gemacht?“
    Panisch sehe ich mich um. Ich muss hier weg!
    Ohne weiter zu überlegen, mache ich auf dem Absatz kehrt, lasse den verdutzten Benni z u rück und stürme den langen Gang entlang, in der Hoffnung einen Ausweg zu finden. Überall nur Türen. Große Türen, kleine Türen aber kein Ausweg. Ich stoße gegen eine dickliche Frau, die einen riesigen Berg von Akten trägt.
    „Mensch, können Sie denn nicht aufpassen?“, faucht mich die Dicke an, als der Stapel zu Boden geht. Sie lässt sich auf die Knie fallen. Ich bücke mich, um ihr zu helfen.
    „Julia“, ertönt es erneut hinter mir. Hastig drehe ich mich um und sehe Benni am Ende des Ganges stehen. Mein Gott, der Kerl sieht wirklich gut aus. Ich springe auf und haste weiter. Mir ist klar, dass man mich für total verrückt hält, aber das ist mir im Moment egal. Alles was ich im Augenblick möchte, ist mich in Luft auflösen.
    „Hey, was soll das?!“, empört sich die Dicke und zeigt mir einen Vogel. Ich renne so schnell es mir meine sechs Zentimeter hohen Absätze erlauben.
    „Julia, so bleib doch mal stehen“, verfolgt mich Bennis Stimme. Fast bin ich versucht ihrem Ruf zu folgen, aber dann habe ich wieder das Bild aus dem Zug vor Augen und renne weiter. Ich schwöre mir, nie wieder hohe Absätze zu tragen und den Designer der Schuhe zu verklagen.
    Vor mir liegt der Notausgang. Ich stürme durch die rettende Tür nach draußen. Mein Gott, wie viele Stufen hat diese Scheißtreppe eigentlich?! Klappernd stürze ich die Treppenstufen nach unten. Wenn ich jetzt falle, ist ein Beinbruch die Beste aller Möglichkeiten. Ich sehe schon die Schlagzeilen der Bild-Zeitung vor mir: „Frau von Sexgangster zu Tode gehetzt.“ Das grelle N e onlicht trägt nicht gerade zu meinem Wohlgefühl bei. Völlig außer Atem bleibe ich stehen und lausche. Keine Stimme, die mich verfolgt, keine Schritte sind zu hören . N ur mein pfeifender Atem und das Pochen meines Herzens.
    Yippie! Ich habe Benni abgehängt. Erleichtert gehe ich weiter, verlangsame aber mein Tempo. Immer noch keuchend erreiche ich die Eingangshalle – kein Wunder, schließlich habe ich soeben den Rekord des Glamour-Stiletto-Laufs gebrochen und einen halben Marathon durch ellenlange Flure hinter mich gebracht. Sicherheitshalber nehme ich die Treppen hinunter, schl ie ß lich besteht ein gewisses Restrisiko, dem Lustmolch im Fahrstuhl wieder zu begegnen. Ich bleibe kurz stehen und ringe nach Luft. Unter meinen Achseln haben sich verräterische Schweißspuren gebildet. Oh Gott, wie peinlich! Hastig sehe ich mich um . K ein Mensch weit und breit, der etwas gemerkt haben könnte. Erleichtert klemme ich mir meine Aktentasche unter den Arm und ma r schiere ganz ruhig und beherrscht am Empfang vorbei nach draußen. Dass ich

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