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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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runzelt die Stirn.
    Ich ignoriere es einfach und fahre fort. „Ich habe da Dinge gesagt, die ich nicht so meine. Du, im Gegensatz zu mir, warst an jenem unglückseligen Abend stocknüchtern und hast meine Situation schamlos ausgenutzt.“ Sein Blick durchbohrt mich. Fast verlässt mich der Mut, aber dann mache ich weiter. Jetzt oder nie! „Wenn du nur einen Funken Anstand besitzt, vergisst du die Sache einfach und wir verhalten uns wie zwei Erwachsene.“
    Pause.
    „Du denkst also, ich habe die Situation im Zug ausgenutzt?“
    Ich nicke. Mein Mund fühlt sich trocken an. „Natürlich!“, krächze ich. „Dir muss doch klar sein, dass ich mich dir nie anvertraut hätte, wenn ich gewusst hätte wer du bist.“
    „Keine Sorge, deine kleinen Geheimnisse sind bei mir in guten Händen. Weißt du was J u lia? Ich freue mich im Gegensatz zu dir auf unsere Zusammenarbeit ...“ Er zwinkert mir zu „... schließlich können wir uns, dank deiner Redseligkeit im Zug , , das ganze Geplänkel zwischen neuen Kollegen sparen und gleich da einsteigen, wo es interessant wird.“
    Ich schlucke nervös.
    „Was mich viel mehr interessiert ...“ Bennis Gesicht entspannt sich noch mehr. „Wie hast du es hinbekommen, dass Miriam ausgerechnet dich einstellt?“
    „Nur weil mein letzter Arbeitgeber eine Gartenfachzeitschrift war, heißt das nicht, dass ich keine Ahnung von Reisen habe. Ehrlich gesagt bin ich schon ganz schön rumgekommen“, sage ich verzweifelt.
    „Klar! Von Freiburg nach Hamburg. Das ist schon ‘ne echte Weltreise.“ Seine Mundwinkel zucken verdächtig.
    Ich will einfach nur noch sterben.
    Ich will genau jetzt und hier sterben.
    „Das war nicht das, was ich meinte, aber ja.“ Ich streiche mir verlegen über den Kopf und versuche geschäftlich auszusehen. „Dafür habe ich es nicht nötig anderen Menschen vorzuga u keln, dass ich ein harmloser Student bin, der armen fehlgeleiteten Frauen hilft.“
    „So, das hast du also gedacht! Ich sei noch Student. Wie schmeichelhaft.“ Seine Augen bli t zen. Seine schlanken Finger streichen nachdenklich über sein Kinn. Ohne es zu wollen stelle ich mir vor, wie es sich wohl anfühlt von diesen Händen gestreichelt zu werden. „Dafür scheinst du deinen Liebeskummer ja reichlich schnell überwunden zu haben.“
    Wumm. Das hat gesessen. Eine eiskalte Faust zieht sich in meinem Bauch zusammen. Der Kuss im Zug ... Benni muss mich für total wankelmütig halten.
    In diesem Moment klopft es an der Tür. Ein gutaussehender Mittdreißiger betritt mein Büro.
    „Hey. Entschuldigen Sie, dass ich einfach so hereinplatze . A ber als ich von Miriam gehört habe, dass Sie schon da sind, wollte ich mich gleich mal bei Ihnen blicken lassen .“ Er gerät ins Stocken als er Benni entdeckt, der lässig neben meinem Schreibtisch steht. „Oh, wie ich sehe, haben Sie bereits Besuch.“ Er sieht gut aus. Nicht überragend, aber gut. Ovale Gesichtsform, he l le Augen und eine etwas zu groß geratene Nase. Er kommt auf mich zu. Sein Gang ist geschme i dig und er hat die Figur eines Marathonläufers. Schlanke Beine, schmale Hüfte und ein durc h schnittliches Kreuz. Sein Outfit ist leger. Jeans, T-Shirt und Vans . Wenigstens scheint es hier in der Firma keine strenge Kleiderordnung zu geben. Bei meinem kleinen Rundgang mit Miriam heute Morgen habe ich jedenfalls noch keine Anzugträger entdeckt.
    Er begrüßt Benni mit einem Kopfnicken. „Benjamin.“ Dann reicht er mir galant die Hand. „Thomas Hatz. Redakteur von Holiday Dream .“ Irgendwie wirkt er unsicher.
    „Hallo. Ich bin Julia“, versuche ich die Situation zu entkrampfen. Mein Gegenüber lächelt erleichtert.
    „Thomas.“ Er kratzt sich verlegen am Kinn. „Und wie gefällt es dir bei uns?“
    „Gut. Abgesehen davon, dass alles noch völlig neu für mich ist.“
    „Wie wahr“, flüstert Benni gerade so laut, dass ich es hören kann.
    „Ich nehme an, Miriam hat mit dir ihre übliche Neulingstour gemacht.“ Thomas lächelt. „Wenn du später Zeit hast, zeige ich dir gerne den Rest.“
    „Warum nicht gleich jetzt?“ Ha, das ist die Gelegenheit Benni zu entkommen.
    Thomas sieht unsicher zu Benni an meiner Seite.
    „Nur zu“, fordert ihn Benni großmütig auf. „Ich wollte sowieso gerade gehen.“
    „Na dann. Ich habe im Moment gerade Pause. Wenn du also möchtest und es für dich okay ist ...“ Ich weiß nicht recht an wen der letzte Satz gerichtet ist, aber es ist mir auch egal. Das ist meine Chance dieses peinliche

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