Holunderküsschen (German Edition)
hier, um mit dir zu arbeiten“, antwortet er fröhlich.
Der Mistkerl!
„Gestatten.“ Er macht eine übertriebene Verbeugung. „Benjamin Wagner, Fotograf und dein persönlicher Begleiter.“ Ich stöhne leise, wobei ich nicht sicher bin, ob vor Schmerz oder über die Neuigkeiten.
Emmas Kopf taucht im Türrahmen auf. Ihr Blick wandert verwundert von mir zu Benni und wieder zurück.
„Geht es äh ... dir gut?“ Emma sieht mich zweifelnd an und macht einen Wink in Bennis Richtung.
„Ja, ja“, winke ich ab und reibe mir über die mittlerweile Hühnerei große Beule.
„Soll ich einen Kaffee bringen?“
„Nein“ antworte ich bestimmt.
„Ja“, sagt Benni fast zeitgleich.
Emma hebt fragend ihre Augenbraue.
„Also ja“, seufze ich. „Und wenn du eine Packung Eis organisieren könntest wäre das toll.“
„Klar, mache ich“, antwortet Emma und verschwindet.
Ich bin immer noch dabei Bennis Worte zu verarbeiten. Durch meine Hirnwindungen schlängelt sich unaufhörlich Bennis letzter Satz: „Benjamin Wagner, Fotograf und dein persönl i cher Begleiter!“ Ich verstehe zwar die Worte, aber ihre Bedeutung nicht.
... ach du heilige Scheiße.
... heißt das etwa ...?
... kann es sein ...?
.... Unmöglich ...!
... oder doch ...?
... Hilfeeeeee!
Panisch sehe ich mich nach einem Fluchtweg um.
„Falls du wieder vor mir weglaufen willst“, lächelt er. „Die Tür ist da.“ Er deutet auf die Eingangstür. Wie auf Kommando geht genau selbige auf und Emma kommt mit zwei Bechern Kaffee in der Hand in den Raum gepoltert.
„`Tschuldigung“, sagt sie und deutet auf die dampfenden Pappbecher. „Die Kaffeemaschine ist kaputt, deshalb habe ich Kaffee vom Automaten geholt.“ Sie reicht Benni und mir die Pappb e cher. „Milch oder Zucker?“, lispelt sie leise.
„Zucker, bitte.“ Ich habe mir das süße Zeug im Kaffee zwar schon vor Jahren mühsam a b gewöhnt, aber diese Automatenplörre kriege ich anders nicht runter. Ich nehme einen kleinen Schluck. Brrrr ... schmeckt eklig.
Benni sieht zu mir rüber und lächelt. „Schmeckt der Kaffee?“
„Prima“, sage ich. „Genau das, was mir jetzt noch zu meinem Glück gefehlt hat.“
„Das freut mich zu hören.“ Seine Augen blitzen vergnügt und ich spüre wie ich rot werde.
Er erinnert sich. Scheiße. Und er macht sich einen Spaß draus. Oh mein Gott – was habe ich dem Typ nur alles erzählt? Wie ein Flash schießt mir das Blut in die Wangen. Hastig drehe ich mich weg. Hätte ich doch niemals dieses Abteil betreten! Und hätte ich doch niemals so viel A l kohol getrunken!
„Gut, ich geh dann mal. Wenn du mich brauchst – du weißt ja, wo du mich findest.“ Bilde ich es mir ein oder wirft Emma Benni einen verheißungsvollen Blick zu? Ich fasse es nicht! Me i ne Mitarbeiterin flirtet mit dem Mann, der mich schamlos ausgenutzt hat. Die Freude von eben ist verflogen und ich frage mich, ob meine Entscheidung, den Job anzunehmen, die Richtige war.
Völlig ermattet lasse ich mich auf den Stuhl fallen. Der Kaffee schwappt über und landet treffsicher auf meiner Bluse. Na bravo! Mir ist zum Heulen zumute. Luft holen. Keine Panik. Das hier ist schließlich mein Büro. Ich sage einfach: „Benni, wir können nicht zusammen arbeiten. Das hier ist mein Büro und ich bitte dich, es jetzt zu verlassen.“ Nein. Das klingt sogar für mich total bescheuert.
Oh Gott. Was mache ich nur?
Vorsichtig schiele ich zu Benni rüber. Der Mistkerl ist im Gegensatz zu mir völlig entspannt und scheint die Situation sogar zu genießen . J edenfalls zieht sich ein breites Lächeln über sein Gesicht.
Ich darf das hier nicht versauen! Ich muss meiner Mutter beweisen, dass ich durchaus auf eigenen Beinen stehen kann. Koste es, was es wolle! Als er meinen Blick bemerkt, sieht er zu mir rüber. Sein ernster Gesichtsausdruck dreht mir den Magen um.
„Julia, wir müssen etwas besprechen.“
„Das ist mir klar“, sage ich und versuche meine Stimme unter Kontrolle zu halten. „Ich würde gerne als Erste etwas sagen.“
Einen Moment lang wirkt Benni erstaunt, dann zieht er die Augenbraue nach oben.
„Natürlich. Gerne!“
Ich hole tief Luft und gehe einen Schritt auf ihn zu. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi. „Ich weiß warum du mich sprechen möchtest. Ich weiß, dass es falsch war dir all diese Dinge von mir zu erzählen, die ich dir erzählt habe . A ber zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich an diesem Abend nicht wirklich ich selbst war.“ Benni
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