Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
Vom Netzwerk:
antworte ich brav. Wortlos geht Tim Mälzer an das kleine Pult direkt neben der Kasse.
    „Ich habe keine Reservierung für heute unter diesem Namen“, sagt er und ich sehe an se i nem Gesicht, dass er kein bisschen von mir beeindruckt ist. Also lege ich mein Starlächeln auf. (Das haben Katja und ich stundenlang geübt bis es mindestens so gut wie das von Joan Collins war.)
    „Ach so, ich dachte Sie wollten meinen Namen wissen. Die Reservierung geht auf »Vö l kers«. »Katja Völkers«, korrigiere ich mich.
    Er sieht mich etwas irritiert an und wirft dann einen erneuten Blick auf sein Buch. „Ach, Frau Völkers. Natürlich.“ Er winkt die junge Kellnerin herbei. „Claire, würdest du Frau Löhmer bitte an den Tisch von Frau Völkers führen?“ Tim dreht sich um und begrüßt einen Gast in wei b licher Begleitung mit Handschlag und erkundigt sich gleichzeitig nach dem Befinden der werten Familie.
    Ich nicke Claire dankbar zu und folge ihr zu einem Tisch im hinteren Teil des Raumes. Das Licht ist hier besonders weich, das sehe ich gleich an meinen Händen, die plötzlich um Jahre jü n ger aussehen. Mein Gott, ich muss wissen , was das für Lampen sind, um gleich morgen einen Satz davon für mein Büro zu kaufen!
    Hier sitze ich nun alleine auf meinem Stuhl und warte. Um mich herum lauter Pärchen. Fr ü her wäre ich mit Johann hierher gegangen. Hartmännchen! Was er wohl gerade macht? Ich habe den ganzen Tag nicht an ihn gedacht. Warum? Eigentlich müsste ich doch vor Kummer zerfli e ßen. Früher, wenn mich einer meiner Freunde verlassen hat, habe ich mich in mein Zimmer ei n geschlossen, die traurigsten Lieder aufgelegt und lautstark dazu geweint.
    „Julia!“
    Ich schrecke hoch. Katja ist endlich da und sie ist nicht allein. Untergehakt bei eine m Mann, von dem ich annehme, dass es sich um Sergej handelt, kommt sie zu meinem Tisch.
    Wow, Katja hat nicht übertrieben, als sie von ihm erzählt hat. Er ist tatsächlich riesig und überragt Katja mindestens um einen Meter. Er hat braungrau meliertes Haar, kantige Gesichtsz ü ge, und, soweit ich es erkennen kann, riesige Hände. Seine Kleidung ist allerdings eher leger: Jeans, Hemd und Sakko. Ein bisschen altmodisch vielleicht. Katja dagegen hat sich mächtig ins Zeug geworfen und ihr Gesicht leuchtet als ob jemand eine Glühbirne angeknipst hat.
    „Hallo Pumbi“ Sie beugt sich zu mir herunter und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Ist er nicht toll?“ Eine rein rhetorische Frage, die ich artig mit einem Kopfnicken beantworte.
    Katja zieht zufrieden den Kopf zurück. Den Bruchteil einer Sekunde später präsentiert sie Sergej und wirkt dabei fast schüchtern. „Das ist Sergej.“
    Aha! Als ob ich das nicht wüsste. Aber der Höflichkeit halber tue ich überrascht.
    „Das ist ja eine Freude. Schön, Sie endlich kennenzulernen. Katja hat mir ja schon so viel von Ihnen erzählt. Sie sind also der steinreiche Typ, der meiner Freundin den Job bei Blohm + Voss besorgt ...“ Ich spüre einen scharfen Schmerz, als Katja mir einen Tritt mit dem Fuß ve r setzt.
    „Sergej, das ist Julia, meine beste Freundin und seit neu e stem meine Mitbewohnerin“, u n terbricht sie mich und in ihren Augen liegt dieses Funkeln, das sie immer bekommt wenn sie w ü tend ist. „Die, die immer so viel redet ...“
    „Sehr errrfreut“, schnurrt Sergej und reicht mir seine Hand. „Katja hat nicht übertrieben als sie meinte, Sie wären hübsch. Ich finde Sie ausgesprochen hübsch. Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.“ Ich spüre wie ich rot werde, denn ich habe ein normal gestörtes Verhältnis zu meinem Aussehen. Ich würde mich nie als hübsch bezeichnen. Meine Augen sind das Beste an mir . S ie sind groß und grün und mit einer leichten Schrägstellung, wie man sie sonst nur bei Eurasieri n nen findet, was bei mir früher mal den Verdacht geweckt hat, dass ich vielleicht nicht das Kind meines Vaters sein könnte. Ich habe den Verdacht aber irgendwann im Laufe meines Erwachse n endaseins fallen gelassen. Meine Eltern hängen seit ich denken kann von morgens bis abends zusammen . E in Betrug erscheint mir da unmöglich.
    „Ihr habt ja noch gar nichts zu trinken?!“, schnurrt Sergej wie eine russische Waldkatze – falls es so etwas gibt – und winkt mit einer einfachen Handbewegung den Kellner herbei. Er b e stellt eine Flasche Veuve Cliquot, was die Augenbraue des Kellners für eine Millisekunde re s pektvoll nach oben schnellen lässt.
    Kurze Zeit später ist

Weitere Kostenlose Bücher