Holunderküsschen (German Edition)
oder besser, wie ist es beim Hirsekorn -Verlag gelaufen?“
„Ich glaube, ich habe den Job!“, verkünde ich stolz. „Außerdem habe ich den Typen aus dem Zug wieder getroffen!“
„Du nimmst mich auf den Arm, oder?“ Sie sieht mich ungläubig an.
Ich schüttele den Kopf. „Keine Spur.“ Und fange an zu erzählen, ohne das klitzekleinste Detail auszulassen. Als ich fertig bin, schweigt Katja, steht auf und holt wortlos eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank. Sie scheint einen schier unendlichen Vorrat davon zu haben.
„Auf den Schreck trinken wir erst mal einen“, verkündet sie schließlich. Wir stoßen an.
„Und du bist sicher, dass der Kerl dort nicht arbeitet?“
Ich nicke. „Sonst hätte die Empfangsdame wohl kaum behauptet, dass sie ihn länger nicht mehr gesehen hat.“
„Dein Wort in Gottes Ohr? Und du hast keine Ahnung, was er da zu suchen hatte?“
„Keinen Schimmer. Ich habe mich schließlich nicht mit ihm unterhalten. Vielleicht eine Praktikumsstelle?“
„ Hm h.“ Katja wiegt den Kopf nachdenklich hin und her. Ich gieße etwas Sekt in mein Glas und nehme ein paar kräftige Schlucke. Mir wird ganz warm. Ob das am Sekt oder an meinen G e danken an Benni liegt kann ich nicht sagen.
„Na ja“, sagt Katja schließlich. „Ist ja auch egal. Hauptsache er lässt dich in Ruhe.“ Ich n i cke schwach. „Und hat sich Johann bei dir gemeldet?“
Meine Lippen werden zu schmalen Strichen. „Kein Sterbenswörtchen. Es ist, als ob ich nicht mehr existiere.“
„Aber mit deiner Mutter telefoniert er“, bemerkt Katja trocken. „Der Typ ist wirklich ein echter Waschlappen. Wie ich Johann kenne, meldet er sich spätestens wenn er die Kreditkarte n abrechnung von dir bekommt.“ Sie grinst.
Oh weia! Die hatte ich ja schon vollkommen vergessen.
„Ach egal“, sage ich trotzig. „Der Typ kann mir mal den Buckel runterrutschen, wenn das alles ist, weshalb er anruft.“ Ich verschränke die Arme vor meiner Brust. „Überhaupt können mir die ganzen Kerle gestohlen bleiben. Nichts als Ärger hat man mit denen.“
„Och, das würde ich so nicht sagen“, antwortet Katja und greift nach ihrem Handy. „Hallo Sergej.“
6. Julias Facebook Status: Holiday Dream
Seit Tagen war ich nicht mehr so aufgedreht. Nein, seit Wochen! Es ist acht Uhr am Morgen und ich fühle mich wie ein neuer Mensch! Die Zeiten in denen ich deprimiert mit Johanns Foto in der Hand aufwache, einer Flasche Prosecco neben mir am Boden und Simply Red in der Endlo s schleife , sind vorbei. ...
Ich fühle mich ausgeschlafen, erholt und voller Tatendrang. Sorgfältig frisierte Haare, pe r fektes Make-up. Bereit, mich dem Tag und meinem neuen Ich zu stellen. Mein erster Arbeitstag in der Redaktion von Holiday Dream . Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich den Job wir k lich bekommen habe. Bis zur letzten Sekunde hatte ich Angst, dass Benni mich bei Miriam ve r pfeift und mein ganzes Lügengebilde auffliegen lässt. Aber nichts dergleichen ist passiert . D er unterschriebene Arbeitsvertrag liegt auf meinem Schreibtisch. Ab heute wird sich mein Leben änder n . Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen Job, den ich mir selbst zuzuschreiben h a be. Kein Vitamin B hat mir dabei geholfen, wie bei meinem letzten Job - nur ich allein. Okay, ich habe ein bisschen an meinen Unterlagen gedreht, aber ich werde denen beweisen, dass ich wirklich die Richtige für den Job bin. Das Reisen liegt mir im Blut , zumindest theoretisch! Und das Schreiben war schon immer meine Leidenschaft, wenn es nicht gerade um langweilige Ga r tenpflanzen geht. Das kleine Problemchen mit der Flugangst kriege ich auch noch in den griff, wie ich den Rest meines Lebens in den Griff bekomme. Mit einem Hochgefühl betrete ich die Küche. Auf dem Tisch finde ich einen Teller mit einem leckeren Croissant darauf vor, daneben liegt ein Zettel.
Meine Süße, ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei deinem ersten Arbeitstag. Wir sehen uns dann heute Abend in der Bullerei. Tisch ist reserviert. Kaffee ist in der schwarzen Thermoskanne. Bis später. Katja
Genüsslich beiße ich in das Croissant. Dieser Der Tag ist mein Freund, das spüre ich.
Miriam, meine zukünftige Chefin , ist mit ihrer Vorstellungs- Tour durch die Abteilung fertig und ich fühle mich bereits wie ein Teil des Ganzen.
„Und das ist Emma Kleinert“, fährt Miriam fort, mir die einzelnen Mitarbeiter vorzustellen. „Eine unserer besten Mitarbeiterinnen. Emma kennt sich bei der
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