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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Dream ist nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen ein neues Gesicht!“ Ich hole tief Luft.
    Schweigen.
    Elisabeth Hirsekorn hält ihren Kopf gesenkt, dabei fallen ihre sorgfältig frisierten kinnla n gen Haare leicht vors Gesicht, so dass ich ihre Augen nicht sehen kann. Sie spielt gedankenverl o ren an dem Siegelring ihrer rechten Hand.
    Ich werfe einen kurzen Seitenblick hinüber zu Benni. Er sieht mich verwundert an. Ertappt sehe ich wieder weg.
    „Wissen Sie, Julia ...“, fängt die rauchige Stimme von Elisabeth Hirsekorn wieder an zu sprechen. Meine Güte, diese rauchige Stimme! Selbst wenn ich zwei Flaschen Whiskey auf ex trinken und anschließend noch eine Schachtel Gauloises rauchen würde . A m nächsten Tag wäre ich todkrank, aber niemals würde ich so klingen. „... Sie haben zwar eine sehr unkonventionelle Art, Dinge zu sagen ...“ Ich schlucke. Jetzt kommt mein Todesurteil!  „... aber genau das, gefällt mir an Ihnen . “
    „Wirklich?“ Das ist mir nur so rausgerutscht, aber Elisabeth Hirsekorn hält inne und fängt an zu lachen. Ein schönes, heiseres Lachen.
    „Wirklich!“, bekräftigt sie. „Wir brauchen Menschen mit Ideen wie Sie. Als ich den Verlag damals aufgebaut habe, hat keiner an mich und meine Ideen geglaubt und sehen Sie selbst, wo ich heute bin.“ Sie streicht sich zufrieden eine Strähne aus dem Gesicht und lächelt in Bennis Richtung. Benni lächelt zurück.
    Okay, der Anfang war gut . Den Teil Alte-Frau-lächelt-jugendliche m -Liebhaber-zu streiche ich lieber aus meinem Gedächtnis. Ich meine, As h ton Kutcher und Demi Moore ist ja schon e k lig, aber Elisabeth Hirsekorn und Benni!? Ich kriege eine Gänsehaut.
    „Julia ...“
    Ich zucke ertappt zusammen. Elisabeth Hirsekorns braune Augen scheinen mich zu durc h dringen und ich habe das Gefühl, meine Gedanken stehen mir mit Leuchtschrift auf meiner Stirn geschrieben .
    „Je mehr ich darüber nachdenke, umso besser gefällt mir Julias Vorschlag. Wir haben uns zu lange auf unseren Lorbeeren ausgeruht. Damals waren wir noch innovativ, heute sind wir ko n servativ. Es wird Zeit, dass wir der Holiday Dream ein neues Gesicht verpassen.“ Und dann hebt Elisabeth Hirsekorn die Hände und fängt an zu klatschen.
     
     
    Wie betäubt verlasse ich das Konferenzzimmer. Mein Kopf raucht von dem ganzen Gerede der vergangenen Stunde. Ich soll mir ein Konzept ausdenken! Hilfeeee! Universum!
    „Julia!“ Mit wenigen Schritten hat Benni mich eingeholt. „Die Nummer, die du eben abg e zogen hast, war echt klasse.“
    „Das war keine »Nummer« “, brumme ich. Er traut mir nicht. Wahrscheinlich hält er mich für oberflächlich, blöd und für eine Lügnerin noch dazu. Meinetwegen.
    „Die alte Dame war jedenfalls schwer beeindruckt von dir.“
    „Nicht so sehr wie von dir“, schnappe ich zurück. Benni stoppt kurz, geht dann jedoch we i ter, ohne auf meine Bemerkung einzugehen.
    „Juliaaa!“ Emma winkt mir zu. Gefolgt vom Rest des Teams gehen wir zu meinem Büro.
    „Glückwunsch, meine Liebe“, Miriam klopft mir zufrieden auf die Schulter. „Ich wusste gleich als ich Sie eingestellt habe, dass ich von Ihnen Großes erwarten kann.“ Vielleicht hätte ich während des Bewerbungsgespräches doch nicht so dick auftragen sollen. „Sie haben Frau Hirs e korn schwer beeindruckt mit Ihrer kleinen Ansprache.“
    „Danke, aber noch habe ich nichts getan“, weise ich die Vorschusslorbeeren zurück. So langsam wächst mir die Sache über den Kopf. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Reiseb e richt geschrieben, wenn man mal von einem Aufsatz über die Italienreise mit meinen Eltern in der elften Klasse absieht. Oh Mann ! Ich muss dringend raus und mir frischen Wind um die Ohren wehen lassen. Was habe ich nur getan? Ich habe keinen Schimmer, wie ich das anstellen soll. Was in Gottes Namen hat mich da geritten? Panik befällt mich, als ich in die erwartungsvollen Gesichter schaue.
    „Was hältst du davon, wenn ich dich auf einen Kaffee einlade?“ Benni zwinkert mir ve r schwörerisch zu während er die Tür zu meinem Büro öffnet.
    Habe ich richtig gehört? Ich werfe ihm einen kurzen, prüfenden Blick zu. Er sieht nicht so aus, als würde er mich auf den Arm nehmen. Warum eigentlich nicht, schließlich sind wir A r beitskollegen?!
    „Ja, gerne“, antworte ich mit mehr Freude in der Stimme, als mir lieb ist. „Aber ich suche das Café aus.“ Schließlich will ich in der Sache die Oberhand behalten und mich nicht schon wieder als

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