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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Loser präsentieren.
    Er lächelt mich an und mein Magen antwortet mit einem kleinen Hüpfer.
     
     
    Als wir in die laue Mittagsluft hinaustreten, fühle ich mich gleich besser und sogar ein bis s chen beschwingt. Wir laufen die kleine n Straßen entlang in Richtung Speicherstadt. Um uns he r um herrscht geschäftiges Treiben. Touristen, Geschäftsleute, Spaziergänger und Familien wuseln durch die Straßen. Es ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint einem direkt ins Gemüt und m eine Stimmung steigt mit jedem Schritt, den wir machen.
    „So“, sagt Benni. „Freizeit nach Julias Art. Gefällt mir!“
    „Ehrlich?“ Ich sehe Benni in seine unglaublich braunen Augen.
    „Für was für einen Spießer hältst du mich eigentlich, dass du glaubst, mir könnte eine Pause von den Leuten im Büro nicht gefallen?“, fragt er ein bisschen verstimmt.
    Ich werfe ihm einen Seitenblick zu. Ja, was halte ich eigentlich von diesem Mann?
    Spießer? Wohl kaum! Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Gigolo, Traummann, Verfü h rer und Betrüger. Erstens sieht er verdammt gut aus und mit Sicherheit weiß er das auch. Alle gut aussehenden Menschen wissen um ihre Wirkung auf ihre Umwelt. Aber, Aussehen ist ja bekann t lich nicht alles. Wie hat Omi Trude schon immer gesagt: „Kind, auf die inneren Werte kommt es an!“ Der Spruch war wahrscheinlich aus der Not heraus geboren, denn Oma Trude hatte ein eher durchschnittliches Aussehen und die Figur eines Ringkämpfers, aber hinter der Fassade verbarg sich die Seele einer Elfe.
    Okay, aber was soll man von einem Mann halten, der betrunkene Frauen ausnutzt und ein Verhältnis mit einer Sechzigjährigen hat? Also mal ehrlich! Liebe spielt zwischen den beiden mit Sicherheit eine untergeordnete Rolle. Was hat dieser Mann, dass ich mich derart unsicher in se i ner Gegenwart fühle und kaum einen geraden Satz herausbekomme? Aber das wird sich ab jetzt ändern!
    „Seit wann trägst du eigentlich eine Brille?“
    „Äh, ich ... schon immer“, behaupte ich selbstbewusst.
    „Ist mir vorher gar nicht aufgefallen.“ Benni sieht mich prüfend an. „Steht dir.“
    „Danke. Vielleicht hast du nur nicht genau hingesehen.“ Oh nein, das habe ich jetzt nicht gesagt. Natürlich hatte ich im Zug keine Brille auf.
    „Soll das ein Witz sein?“, fragt Benni mit hochgezogener Augenbraue.
    „Kontaktlinsen!“
    „Wie?“
    „Ich trage meistens Kontaktlinsen“, erkläre ich.
    „Ach so“, antwortet Benni. „Bist du weit- oder kurzsichtig?“
    „Weitsichtig“, antworte ich entschlossen, wobei ich den Unterschied, ehrlich gesagt, bis heute nicht kapiert habe.
    „Wohin gehen wir eigentlich?“, wechselt Benni plötzlich das Thema.
    „Abwarten“, sage ich und versuche dabei geheimnisvoll zu klingen. Er soll nicht denken, dass er alles über mich weiß. Ein paar kleine Geheimnisse habe ich doch noch für mich behalten. Katja hat mir so viel von dem schnuckeligen kleinen Café in der Speicherstadt ganz in der Nähe meines Büros erzählt, dass ich das Gefühl habe, schon selbst dort gewesen zu sein.
    Leider habe ich ein lausiges Ortsgedächtnis. Das Rotklinkergebäude vor uns kommt mir seltsam bekannt vor. Ist das nicht die gleiche Bäckerei, die wir bereits vor zehn Minuten passiert haben? Bestürzt stelle ich fest, dass wir die Straße jetzt schon zweimal entlang gelaufen sind und noch immer ist kein Café in Sicht . Eigentlich hätten wir schon lange an daran vorbei kommen müssen. Plötzlich kommt mir der Verdacht, dass wir uns in der falschen Straße befinden. Da hi n ten, die Querstraße sieht vielversprechend aus.
    „Winziges Fehlerchen!“ Ich lächele Benni an und schlage einen Haken in Richtung Que r straße. Schweigend gehen wir ein paar Schritte. Doch a uch diese Straße sieht nicht nach Café aus. Scheiße! Warum habe ich nur darauf bestanden, das Café auszusuchen? Ich bin manchmal echt bescheuert!
    „Gibt es ein Problem?“, fragt Benni.
    „Nein!“, sage ich sofort und strahle ihn an. „Ich habe nur versucht mich zu erinnern, wo g e nau ...“
    Ich schaue die Straße hinunter und versuche mich an Katjas Worte zu erinnern. Wo, hat sie gesagt, war das nur gleich? Ich gehe ein paar Schritte entlang des Bürgersteiges und versuche mich zu erinnern. Mein Herz klopft schneller. Ich kann ja schließlich nicht die gesamte Gegend abgrasen, bis ich dieses doofe Café endlich gefunden habe. Was soll‘s! Ich rufe einfach Katja an! Die kann mir bestimmt sagen, wo ich lang muss. Ich hole

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