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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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High Society werden! Was ist nur passiert? Erst Gehirn einschalten, dann reden! Die jagen mich bestimmt gleich aus dem Raum.
    „Was ich meine ...“ Ich beiße mir auf die Unterlippe und habe sofort einen metallischen G e schmack im Mund. „ . .. also, ich wollte sagen, dass ... wir ... uns auf das konzentrieren sollten, was wir am besten können . Schreiben und unsere Leser mit unseren Erzählungen und Berichten begeistern.“
    Schweigen.
    Ich setze mich geräuschvoll hin. Das war‘s! Gleich drücken sie mir die Kündigung in die Hand. „Pumbi, was hast du dir nur dabei gedacht?“, höre ich Katjas Stimme schon in meinem Ohr.
    „Das ist doch alles totaler Blödsinn“, bläst sich der Typ im Anzug vorne an der Tafel auf. „Wir haben viele begeisterte Kunden, die uns schon seit Jahren die Treue halten. Sie haben doch selbst gehört, dass Frau Löhmer noch völlig neu ist und die Zusammenhänge im Vertrieb nicht kennt.“
    „Was Frau Löhmer vorgeschlagen hat, bezog sich auch nicht auf den Vertrieb“, mischt sich Benni ein. „Sondern vielmehr auf den Inhalt und auf die Aufmachung von Holiday Dream . Und ich muss sagen, ich kann mich ihren Worten nur anschließen. Die Holiday Dream ist seit Jahren eine solide Zeitschrift und hat ihren festen Platz auf dem Markt. Aber genau das ist der Punkt. Wir müssen neue Kunden gewinnen, um auch weiterhin zu bestehen, sonst laufen wir Gefahr zu vergreisen.“ Ich nicke dankbar in Bennis Richtung.
    Atemlose Stille. Alle Blicke sind nun auf Elisabeth Hirsekorn gerichtet.
    „Sehr interessant.“ Elisabeth Hirsekorns braune Augen leuchten. „Und an was hatten Sie genau gedacht?“
    Mein Herz schlägt schneller. Meine Hände sind ganz feucht vor Aufregung. Bestimmt habe ich Schweißflecken unter den Achseln und jeder kann sehen, wie ich schwitze. Eine grauenvolle Vorstellung, die nicht gerade zu meiner Entspannung beiträgt.
    „Äh ...“ fange ich an. „Wir könnten Berichte schreiben, die auch jüngere Leser ansprechen. Schüler, Studenten, junge Familien, die Urlaub machen wollen, sich aber keine teuren Luxush o tels leisten können. Alternative Reisevorschläge für Junge und jung Gebliebene. Mal was Neues.“ Ich überlege kurz. „Nehmen Sie zum Beispiel die Zeitschrift Brigitte . Die haben in den letzten Jahren eine Riesenkampagne gestartet, in der sie angekündigt haben, keine professionellen M o dels mehr für ihre Zeitschrift zu beschäftigen. Die Aktion hat eingeschlagen wie eine Bombe. Und warum?“ Ich lasse meinen Blick über die Anwesenden gleiten. Blondi hebt die Hand. Ich nicke ihr zu und bete, dass sie vielleicht doch schlauer ist als das Klischee der Blonden, das ihr anhaftet.
    „Weil die jetzt Frauen abbilden, die ganz normal aussehen.“ Nach Blondis Gesichtsau s druck zu urteilen, hat sie das Gefühl gerade eine Erleuchtung gehabt zu haben.
    „Genau. Frauen wie du und ich. Mit kleinen Schönheitsfehlern. Damit kann sich jede Frau identifizieren. Und genau so müssen wir es mit unseren Lesern machen“, beende ich meine kleine Ansprache. „Reisen, die jeder von uns gerne machen würde und sich auch leisten kann.“
    Plötzlich aufgeregtes Flüstern von allen Seiten. Nur Elisabeth Hirsekorn schweigt mit r e gungsloser Miene.
    „Also, ich finde die Idee gut“, dringt Miriams Stimme durch das allgemeine Gemurmel. „Wir hätten einen Grund ordentlich die Werbetrommel zu rühren und würden schon alleine dadurch eine Menge Leser auf uns aufmerksam machen. Marketingtechnisch ein genialer Schachzug. Und wer weiß? Vielleicht treffen wir tatsächlich den Nerv der Zeit. Ich meine, was haben wir zu verlieren?“ Sie sieht Elisabeth Hirsekorn geradewegs ins Gesicht. Die Verlagsch e fin trommelt ein kleines Stakkato mit den Fingern auf der Tischplatte. Dann zieht ein Lächeln über das faltige Gesicht und man hat das Gefühl, die Sonne geh t auf.
    „Gut. Dann erkläre ich das Meeting für beendet. Meine Herren, Sie können gehen. Wir werden uns zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zusammensetzen. Alle anderen aus dem redaktionellen Team Holiday Dream bitte ich zu bleiben.“ Mit einer Handbewegung entlässt sie die wartenden Angestellten. Der Mann im grauen Anzug bleibt neben Elisabeth Hirsekorn stehen und beugt sich vertraulich zu ihr herunter. „Wenn Sie eine Kopie meiner Präsentation haben möchten ...“
    „Ach, ich denke, das wird nicht nötig sein“, sagt Elisabeth Hirsekorn mit spöttischem Unte r ton in der Stimme.
    Oh mein Gott, merkt der

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