Holunderküsschen (German Edition)
an seinem Kaffee und sieht dann wieder zu mir. „Haben sie dir was in den Kaffee getan?“
„Nein.“ Ich stocke für einen Moment. Der Kerl ist ganz schön frech. „Was ich meine ... es ist absolut super mit dir hier zu sitzen.“ Wenigstens habe ich nicht gestottert.
Benni setzt seinen Becher wieder ab und vertieft sein Dauerlächeln noch ein wenig und sagt: „Jetzt erzähl doch mal . W arum tauchst du plötzlich bei der Holiday Dream auf? Was ist passiert? Wo wohnst du jetzt? Das letzte Mal, als ich mit dir etwas getrunken habe, bist du vor deinem Verlobten weggelaufen und wusstest nicht, was du machen sollst.“ Er zwinkert mir zu.
Das ist ja eine ganz neue Masche an Benni, einen auf Frauenversteher zu machen. Da kann ich mithalten! Ich streiche mir lasziv eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann höre ich mich mit e r staunlich tiefer Stimme sagen:
„Das wird dann aber eine lange Kaffeepause, Benjamin.“ Ich versuche seinen Namen so auszusprechen, als würde es sich dabei um eine zartschmelzende Schokolade handeln.
„Ich habe viel Zeit“, sagt Benni fröhlich. Und dann: „Du kannst ruhig bei »Benni« bleiben.“
Wie blöd von ihm. Damit hat er die ganze Stimmung kaputt gemacht. „Nein danke. »Be n jamin« gefällt mir besser. Wir sind doch schließlich erwachsen.“ War ich das? Sprach meine Stimme gerade diesen überaus lässigen, aber absolut dämlichen Satz?
Benni sieht mich genauso überrascht an, wie ich mich fühle. „Nachdem wir das geklärt h a ben, Julia – I ch darf dich doch Julia nennen? – “ , e r schmunzelt , „könntest du mir doch sagen, was in der Zwischenzeit, seit unserer gemeinsamen Zugfahrt, alles passiert ist.“
Mit einem Schlag werden mir wieder alle Dinge bewusst, die ich ihm im Zug anvertraut habe. Scheiße! Wie soll ich dabei locker bleiben und meinen Kaffee trinken, als wäre nie etwas gewesen?
„Ich bin zu Katja gezogen und habe mir eine Stelle gesucht, nachdem ich meinen alten Job gekündigt habe. Miriam hat mich eingestellt ... end of story.“ Boaaah, bin ich cool. Ganz die neue Julia. Ich nehme noch einen Schluck Kaffee. Meine Nase kitzelt ein bisschen. Das habe ich i m mer, wenn ich nervös bin.
Benni atmet tief ein und lächelt. „Du hast da etwas Schaum am Kinn.“ Als er es wegw i schen will, treffen sich unsere Blicke. Langsam beugt er sich zu mir.
Ach du lieber Gott. Das ist, das ist jetzt wirklich ... er will mich doch nicht etwa ... kü s sen???
Hatschiiii!
Erschrocken springen wir beide auf und dabei stoße ich zu allem Überfluss das Geschirr vom Tisch. Wenigstens war der Becher leer, so dass lediglich das Porzellan zu Bruch geht.
„Du hast wirklich ein klasse Timing“, murmelt Benni.
Mit den Füßen schiebe ich die Scherben zusammen. Die Stimmung ist natürlich voll im E i mer. Na toll! Ich habe mich mal wieder zum Vollhorst gemacht. Benni will mich küssen und ich niese. Wenigstens habe ich mich dieses Mal nicht übergeben. Die Kellnerin kommt mit einem Kehrbesen bewaffnet an unseren Tisch.
„Entschuldigung. Nies -A nfall“, stottere ich und deute mit dem Finger auf meine Nase.
„Schon gut“, winkt die Kellnerin ab . Mürrisch entfernt sie die verräterischen Spuren meines Missgeschicks. Na, damit wäre mein Ruf als Volltrottel der Nation wohl offiziell. Als sie geht, wirft sie Benni noch einen verführerischen Blick zu, soweit das geht, wenn man schmale Lippen und ein Gesicht wie ein Pfannkuchen hat. Aber das ist meine persönliche Meinung. Benni lächelt zurück.
„Möchtest du noch einen Kaffee?“, fragt Benni.
„Ist schon okay. Ich muss sowieso wieder ins Büro“, murmele ich achselzuckend. Was soll ich auch sonst sagen? Aber innerlich bin ich total verwirrt. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Warum wollte er mich küssen? Oder noch besser: Warum wollte ich, dass er mich küsst?
Als ich zurückkomme, liegt ein Zettel auf meinem Schreibtisch.
Hoffentlich war Ihr kleiner Ausflug produktiv. Ich erwarte noch vor dem Wochenende erste Ergebnisse. Elisabeth Hirsekorn.
Mist! Das hat mir gerade noch gefehlt. Erst die Sache mit Benni und jetzt auch noch das. Die Frau denkt bestimmt, ich nehme meine Arbeit nicht ernst. Die Tür zu meinem Büro fliegt auf.
„Da bist du ja endlich“ Emma sieht mich mit vorwurfsvoller Miene an. „Die Hirsekorn war da und wollte dich sprechen.“
„Habe ich bereits gemerkt. Was hast du ihr gesagt? War sie sauer auf mich?“
„Nee“ , Emma schüttelt den Kopf, „ich habe
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