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Holunderliebe

Holunderliebe

Titel: Holunderliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Tempel
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unserem ungeborenen Kind und meinen Plänen, dich zu meiner Ehefrau zu machen. Der Mann müsste in den nächsten Tagen mit meiner Nachricht bei ihnen sein.«
    »Und dann?« Hemma musterte ihn neugierig. »Was glaubst du, was sie machen werden? Auf unsere Insel reisen und dich von dem Ort entfernen, wo du vom Pfad der Tugend abgewichen bist? Werden sie mich ansehen, oder werden sie mich verdammen?«
    Nachdenklich wiegte Thegan seinen Kopf. »Ich weiß es nicht. Es sind so viele Jahre ins Land gegangen, seit ich das Haus meiner Eltern verlassen habe. Mein Vater war damals schon alt, müde von zu vielen Kriegen. Wer weiß, wie es ihm heute geht, ob er sich überhaupt noch für so weltliche Dinge wie Eheschließungen und Kinder interessiert.« Er zögerte einen Augenblick, bevor er weiterredete. »Womöglich ist er auch schon nicht mehr am Leben. Dann wäre jetzt mein Bruder der Herr des Hauses.«
    »Und wie ist der so? Seid ihr gut miteinander ausgekommen?« Hemma merkte wieder einmal, dass sie den Vater ihres ungeborenen Kindes nicht sehr gut kannte. Über seine Familie sprach er so selten wie über die Kämpfe in Barcelona.
    »Madalfried?« Thegan runzelte die Stirn. »Er wurde dazu erzogen, der nächste Herr des Hauses zu sein. Für ihn ist es selbstverständlich, dass jeder genau das tut, was er für richtig hält. Wenn ich ehrlich bin, dann habe auch ich das gedacht – es ist eine gottgewollte Ordnung. Den einzigen Ausweg aus einem Dasein als Handlanger meines Bruders bot ein Leben als Krieger oder der Eintritt in das Kloster. Meine Mutter war gegen das Kloster, denn sie meinte, dort reife man nicht zu einem echten Mann, sondern nur zu einem Schwätzer. Also wurde ich Krieger. Und Madalfried hat über unsere Diener geherrscht. Wenn er heute schon die Nachfolge meines Vaters angetreten hat, dann habe ich keine Zweifel, dass er ein strenges Regiment führt. Er konnte Widerspruch noch nie leiden, und bis heute wird es keiner wagen, eine andere Meinung als Madalfried zu haben …«
    »Klingt eigentlich nicht nach einem netten Menschen«, murmelte Hemma. »Er kann mich sicher nicht leiden.«
    »Soll er ja auch gar nicht«, meinte Thegan und küsste sie zärtlich auf die Wange. »Es reicht mir, wenn er uns einfach in Ruhe lässt.«
    »Aber du wirst wieder arbeiten müssen. Deine Ersparnisse aus Barcelona sind nicht unendlich, das hast du mir selber gesagt. Und wo solltest du arbeiten, wenn nicht an Madalfrieds Hof? Oder als Krieger, was ich nicht hoffen möchte!«
    »In den Krieg möchte ich in der Tat nie wieder«, versicherte Thegan ihr. »Unter Madalfrieds Herrschaft wäre ich allerdings genauso unglücklich. Mir wird schon etwas einfallen. Lass uns von etwas Schönerem reden. Wie geht es denn unserem kleinen Nachkommen? Hat er sich heute schon bewegt?« Er legte seine Hand auf Hemmas runder werdenden Bauch.
    »Die Frage ist eher, wann er sich nicht bewegt«, meinte Hemma lächelnd. »Er zappelt in einem fort. Rothild warnt mich schon, dass er mir gegen Ende meiner Schwangerschaft mit seinen Tritten sicher die Rippen brechen wird. Angeblich ist das schon vorgekommen!«
    Thegan fühlte unter seinen Fingern die zarten Bewegungen des Kindes, und für einen Augenblick gab es für ihn nichts anderes mehr auf der Welt als dieses Wunder des Lebens. Er musste am nächsten Tag unbedingt weiter nach der richtigen Verwendung des maurischen Krauts suchen. Es durfte einfach nicht sein, dass er das Glück, das er jetzt mit beiden Händen fassen konnte, einfach wieder verlor.
    Und so brühte Thegan sich auch am nächsten Tag einen Tee mit den Blättern auf, die er am Vortag getrocknet hatte. Neugierig probierte er einen Schluck, während Walahfrid ihn neugierig ansah. »Schmeckt nur nach Heu. Vielleicht wie süßes Heu«, stellte er fest und streckte sich vorsichtig. »Ich werde dir berichten, wie es mir damit ergeht.«
    Den Rest des Tages verbrachte er damit, weitere Blätter für einen Tee zu ernten und zum Trocknen auf den heißen Stein im Gärtchen zu legen. Die Sonne machte mit ihrer Kraft zwischen zwei Gebeten die Blätter zu fein getrocknetem Kraut, das Thegan wieder sorgfältig in einen Tiegel packte. Immerhin konnte er keine schlechten Nebenwirkungen erkennen und probierte immer wieder, ob der Tee eine Wirkung auf seine Narben hatte. Bildete er es sich ein, oder war er eine Spur beweglicher geworden? Er hatte das Gefühl, dass sie sich auf der richtigen Fährte befanden.
    Schon einen Tag später konnten sie die

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