Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holundermond

Holundermond

Titel: Holundermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
Vom Netzwerk:
»Das haben wir auch gefunden. Es ist in die Steinplatten im Kirchenboden eingemeißelt. Aber wir wissen nicht, was es bedeutet. Erst haben wir gedacht, unter dem Kreuz ist vielleicht eine geheime Kammer oder so. Aber die Platte lässt sich keinen Millimeter bewegen.«
    »Eine geheime Kammer?« Giovanni schaute von Flavio zu Viviane. »Aber es gibt eine geheime Kammer in der Kartause.«
    Flavio sprang so schnell auf, dass sein Stuhl mit lautem Krachen zu Boden fiel. »Es gibt eine geheime Kammer? Wo? Warum hast du das nicht schon eher gesagt?«
    Giovanni kratzte sich verlegen am Kopf. »Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr eine versteckte Kammer sucht. Der Raum, den ich meine, wurde erst vor Kurzem bei den Restaurierungsarbeitenentdeckt. Er war vor vielen Jahren zugemauert worden, und bis vor wenigen Monaten wusste kein Mensch, dass es einen solchen Raum je gegeben hat.« Giovanni stand auf und ging zur Theke. »Früher, als die Kartause noch als Kloster genutzt wurde, diente er den Mönchen vermutlich als Schatzkammer. Ah – hier ist ja der Plan!« Triumphierend zog er ein Stück Papier aus der Schublade und breitete es auf dem Tisch aus.
    »Das ist der Plan, der in Holzers Büro hing.« Nele stieß Flavio aufgeregt an.
    »Das mag sein.« Giovanni nickte. »Es gibt mehrere Kopien dieser Zeichnung. Diese hier hat mir dein Vater bei einem seiner letzten Besuche anvertraut.«
    »Mein Vater?« Nele berührte die Skizze mit ihren Fingern. »Warum?«
    »Keine Ahnung, Nele, wirklich nicht.« Giovanni zuckte mit den Achseln. »Er sagte nur, dass es besser sei, wenn ich den Plan aufbewahren würde.«
    »Nun, wer weiß, für was das gut war«, mischte sich Viviane ein. »Weißt du, wo diese geheime Kammer liegt?«
    »Ja.« Giovanni nickte. Dann zeigte er mit dem Finger auf eine Stelle auf dem Plan. »Hier etwa. Die Schatzkammer der Mönche befindet sich zwischen der Kirche und dem Speicher. Leider hat den Mönchen ihr Geheimversteck nicht sehr viel genutzt. Es wurde von den Türken schnell gefunden und genauso wie der Rest der Kartause geplündert.« Giovanni wollte den Plan wieder zusammenfalten.
    »Aber wir waren da und haben keine Tür gesehen!«, rief Nele zornig. Die ganze Geschichte mit der Schatzkammer konnte ihr wirklich gestohlen bleiben. Warum interessierte es hier eigentlich niemanden, wo Jan steckte?
    Viviane legte Nele beruhigend die Hand auf den Arm und wandte sich an Giovanni. »Wie hat man diese Kammer gefunden? Und wo ist der Eingang?«
    »Kommt mit, dann zeige ich es euch.«
    Sie erhoben sich und folgten Giovanni in die Kirche. Er ließ seinen Blick über den Boden gleiten, dann blieb er plötzlich stehen. »Hier ist es. Früher lag ein Teppich darüber, aber während der Restaurierungsarbeiten wurden auch die alten Teppiche entfernt.« Giovanni zeigte auf das eingemeißelte Kreuz im Steinfußboden, das auch schon Flavio aufgefallen war.
    »Das Kreuz! Ich wusste doch, dass darunter etwas verborgen sein muss!« Flavio ließ sich auf seine Knie sinken und kratzte in den Fugen der steinernen Platte.
    Giovanni packte ihn am Arm und zog ihn wieder auf die Füße. »Die Kammer ist nicht im Fußboden vergraben. Das Kreuz hat einen anderen Zweck. Stell dich hin.«
    »Welchen Zweck?«, fragte Flavio.
    »Jan hat es mir bei einem seiner ersten Besuche erklärt«, sagte Giovanni. »Kommt neben mich.« Er stellte sich mit den Füßen genau auf das Kreuz und wies auf das Altarbild. Aus dieser Perspektive waren die Figuren und Gegenstände auf der Leinwand nur schemenhaft zu erkennen. »Schaut euch Petrus an!«
    »Der Schlüssel«, murmelte Flavio. »Alles, was ich sehen kann, ist ein Schlüssel. Dort, der goldene, den Petrus in der Hand hält. Und er ist auch so ziemlich das Einzige, das man erkennen kann.«
    »Was denn für ein goldener Schlüssel?«, fragte Nele, die ein bisschen neugierig geworden war.
    »Der Schlüssel weist auf eine Stelle an der Wand. Dahinter befindet sich die Kammer, die nur über die Wendeltreppe zu erreichen ist, die zum Dachstuhl führt.«
    »Unglaublich!« Flavio schüttelte den Kopf.
    »Da der ursprüngliche Eingang zugemauert worden ist, hat man eine Öffnung über eine der Dachluken geschaffen. Erst später konnten die Fachleute einen Zusammenhang zwischen dem Kreuz im Fußboden und dem Schlüssel des Petrus erkennen.«
    »Über eine Dachluke? Heißt das, man kommt über das Dach in die Schatzkammer?«
    Giovanni nickte. »Aber die Kammer war leer, als sie gefunden wurde.« Er hob die

Weitere Kostenlose Bücher