Holy Shit
Fußbekleidung dem Tier Wasser, das dankbardavon trank. Diese gute Tat verschaffte ihr bei Allah Vergebung. So rührend die Geschichte ist, sie macht deutlich, wie tief Hund und Hure verachtet waren, da sie als Beispiel der erstaunlichen Barmherzigkeit Allahs dienen konnten.
Solches Mitleid hätten die Möpse ebenfalls verdient, denn mopsfidel hüpfen fette Möpse selten herum, weil sie durch die Nase in ihrem plattgezüchteten Gesicht kaum noch Luft bekommen. Der Urmops besaß dagegen eine klare Schnauze. Erst das reinrassige Schoßtier – das von vielen geliebt wird: »Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.« (Loriot) – eignete sich als Schimpfwort, vor allem wegen seines Übergewichts, das zu Ausdrücken führte wie »dicker Mops«, »Fettmops« oder »Moppel« in vielen Varianten (»Mopsgesicht«, »Moppelchen«, »Moppel-Ich«, »Mobbel«), das mürrisch aussehende Gesicht zum »fiesen Mops«, der übrigens in manchen Gegenden auch »fieser Möpp« heißt, auch zu »mopsig«, das »langweilig, mürrisch, dick«, aber auch »unbekümmert« bedeuten kann. Ein mopsgedackelter Windhundpinscher höbe angesichts derartiger Reinrassigkeitsmerkmale höchstens sein Bein auf der Promenade, wo er gemischt wurde.
»Promenadenmischung« klingt ebenso wie »(Wackel-)Dackel« als Schimpfwort direkt freundlich im Gegensatz zu »Pinscher«, »Bluthund«, »Windhund« oder »Bulldogge«, von »Kojote« und »Schakal« ganz zu schweigen. Warum nur geht es den Hundeartigen, wiewohl angeblich beste Freunde des Menschen, so schlecht? Nun, es fehlt ja nicht an Lobsprüche und Hundetreue ist redensartlich, aber des Hundes Demut, ja Unterwürfigkeit machte ihn suspekt, sein Schnüffeln in fast jedem Dreck und an fast jedem Genossen-Anus verdächtig, seine Anpassungsfähigkeit und Wankelmütigkeit zwischen Knurren und Kuschen verächtlich: »Lieber ein lebender Hund als ein toter Löwe«? Nein, das wollten Männer lange Zeit nicht sein.
Arme Hunde! Selbst der »dicke Hund« weist auf ihr ehedem gar zu häufiges Schicksal hin – eben sehr, sehr selten dick zu sein. Deshalb konnte sich der Ausruf »Dicker Hund!« für das Besondere, vor allem für schwere Fehler herausbilden.
Made, Schabe, Mistkäfer. Mit einem Insekt flucht sich’s perfekt
Nicht nur in Mexiko singt man begeistert das schmissige Schabenlied »La Cucaracha«, das angeblich schon im 15. Jahrhundert entstand. In seiner heutigen Form ist es ein Revolutionslied, in dem es um den ausgiebigen Marihuana-Konsum General Victoriano Huertas geht. Dessen Beiname war »La Cucaracha«, was »Küchenschabe« bedeutet, und ohne sein Quantum Drogen konnte er angeblich nicht laufen:
»La cucaracha, la cucaracha,
Die Küchenschabe, die Küchenschabe
Ya no puede caminar;
kann nicht gehen;
Porque no tiene, porque le falta
denn sie hat nicht, denn es fehlt ihr
Marihuana que fumar.«
Marihuana zum Rauchen.
Bei uns könnte man sich »General Küchenschabe« nur als schlimmste Beleidigung vorstellen, wie überhaupt Insektenbezeichnungen meistens höchst schimpflich sind. Nun gut, abgesehen von altmodischen Begriffen wie »Wuchtbrumme«, »flotte Biene« oder »toller Käfer« für ansehnliche Frauenspersonen. Der »Mistkäfer« dagegen wühlt im Dreck, die »Schwarze Witwe« frisst ihre Männer auf – nicht nur in Spinnengestalt, bleiche Menschen mit kriecherischen Eigenschaften bekommen als »miese Made« ihr Fett weg, wenn sie nicht gleich als widerliche Lebensmittelschädlinge und »Made im Speck« verflucht werden. »Mach ’ne Fliege!« drückt unzweideutig aus, dass man den Gesprächspartner wegwünscht wie unangenehme Aas- und Kotbekrabbler, deren Untergattung »Schmeißfliege« als Kraftausdruck selbst von Politikern verwendet wurde.
Und so sehr die Wespentaille auch bewundert werden mag, bedeutet »wepsig« doch störend unruhig, immer in hektischer Bewegung zu sein, als hätte man »Hummeln im Hintern«, und das regt nur auf.
Wesentlich lästiger und schwer loszuwerden ist »die Laus im Pelz«, deren Anhänglichkeit einem trotz ihrer Winzigkeit das Leben schwer macht. Wie wird man solche ekligen Typen los, die sich parasitär eingenistet haben? Man könnte einen Affen zu Hilfe und »Mich laust der Affe!« rufen. Ein Überraschungsausdruck, der wohl mit den Tieren der Drehorgelspieler zu tun hatte, die darauf dressiert waren, auf die Schultern Umstehender zu springen und die Menschen eifrig zu lausen, was großes Gelächter der anderen auslöste. Die Flöhe kommen
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