Holy Shit
»durchtriebenes«, ausschließlich für Frauen, auch positiv für kluge Frau, die durch Methoden, die den Schimpfenden nicht zu Gebote stehen, erreicht, was sie will.
»Modell«: In Kleinanzeigen erstaunlicherweise immer noch zu findendes Synonym für Prostituierte, eigentlich aus den50er Jahren. Der übelmeinende Bürger vermutete, Frauen, die für Künstler Modell stünden, sündigten mit denselben auch, frei nach dem angeblichen Lovis-Corinth-Diktum: »Ich kann eine Frau nur malen, wenn ich mit ihr geschlafen habe.«
»Notgeil«: In gewissem Sinne Steigerung von »geil«, verzweifelt auf Sex aus sein.
»Nuttig«: Hauptsächlich Kleidung und Auftreten von Frauen, denen man zutraut, sich an jeden ranzuschmeißen.
»Nymphomanin«: Keinesfalls ein Mann, der für sehr junge Mädchen (»nymphets« heißen sie schon bei Vladimir Nabokov) schwärmt, sondern eine Frau, die dem angeblichen Vorbild der Nymphen nacheifert und Dauerlust auf großschwänzige Faune und Satyrn hat. Von dem einen wie dem anderen ist heute wenig zu sehen.
»Pantoffelheld«: Im Pantoffelkino (veraltet für Fernsehen) kommt er so häufig vor, dass er auch im Alltag zu bewundern sein wird. Er schmiegt sich angeblich den Wünschen seiner Frau wie ein Pantoffel an, unter dem er steht.
»Pervers«: Sind immer die anderen. Wörtlich übersetzt »durchgedreht«, wahrscheinlich durch die Mangel der jeweils herrschenden Moral. Als das, was man sich nicht zu tun traut, oft besonders begehrt.
»Eheliche Pflichten«: Alter Rechtsbegriff bei uns bis vor knapp fünfzig Jahren. Zur Redensart wurde Lady Alice Hillingdons (1857–1940) Tagebucheintrag: »Ich lege mich auf mein Bett, schließe die Augen, öffne meine Beine und denke an England.«
»Schande«: Seltsam emphatischer und unklarer Ausdruck, dessen zugehöriges Moralgesetz höchst unklar ist, wenn es nicht gleich fehlt. Schänden kann man Gräber und Frauen.
»Schäferstündchen«: Leider ausgestorbener Begriff der Marke »Stelldichein«, mit dem im letzten Jahrhundert sogar noch vor Gericht Geschlechtsverkehr umschrieben wurde.
»Schlampe«: Von schlampig, dies wiederum zu Mittelhochdeutsch »slampen« = »schlaff herabhängen« und erst auf liederliche Kleidung bezogen. Nicht zu verwechseln mit »schlampampen« oder »Schlampamps-Stündchen«. Ersteres heißt »schwelgen/schlemmen«, das Zweite ist ein Goethe-Ausdruck für die körperlichen Freuden der Liebe.
»Schürzenjäger«: >»Casanova« und >»Frauenheld«
»Schwanz ab«: >»Triebtäter«
»Schwanzgesteuert«: In gewisser Weise »mösengesteuert«, zumindest, was die Richtung angeht, deshalb andere Koordinaten des Lebenskurses blind vergessend.
»Triebtäter«: Das Unheimliche an sich in Gestalt eines Schwarzen Mannes, der vergleichsweise selten vorkommt, vergleichsweise reißerisch und ausführlich medial ausgebreitet und von allen unschuldigen und >»unbescholtenen« Bürgern mit Hass, Lynchparolen und Kastrationsforderungen (>»Schwanz ab!«) verfolgt wird.
»Unbescholten«: noch nicht ins Gerede der Tratschwütigen gekommen.
»Ein Verhältnis haben«: >»Wilde Ehe«, kann aber auch einen Betrug innerhalb eines solchen Verhältnisses bezeichnen.
»Willig«: In einschlägigen Anzeigen gern mit Frauen osteuropäischer Nationen verbunden, Steigerungswort zu »anschmiegsam«, nicht ganz das Gegenwort zu »unwillig«.
»Rassige Zigeunerin«/ »herumzigeunern«: Als klischeehaftes Bildmotiv und chartträchtiges Liedthema (»Zigeuner samma olle« von D’Raith-Schwestern und da Blaimer) nach wie vor international attraktiv und verbreitet, stockrassistisch, was Männer, die gern herumzigeunern, unter zungenschnalzenden Ehrbezeugungen verbergen. In der Regel auf Frauen mit Temperament und Kurven bezogen, die auch mal vollschlank sein dürfen. Gern verbunden mit bedauerndem »verblüht früh«.
12.
»Jodelschnepfe!« - »Winselstute!«
Die schönsten Flüche in der Literatur
Die schöne Welt der Kunst kennt die böse Welt der Flüche nur zu gut. Kreative Menschen kokettieren gern mit den Extremen. Der Kontrast zeigt dabei am meisten Wirkung, wie Loriots berühmter Filmsketch Kosakenzipfel beweist. Zwei Bürgerpaare üben sich hier bei einem Restaurantbesuch in höflicher Konversation, die zur Verbrüderung bis zum Du führt. Dann übernimmt Futterneid wegen der angeblich ungerechten Teilung des titelgebenden Desserts das Zepter. Schnell eskaliert der Streit und endet in maßloser Wut, so dass die beiden Frauen sich schließlich bei der Trennung mit
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