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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Prompt landete er schon auf dem Boden und rieb sich das Kreuz. »Verdammt.«
    »Alles in Ordnung?« Alexis kniete neben ihm und blickte ihm besorgt in die Augen.
    »Ja, klar. Ich bin nur ausgerutscht. Diese Schuhe haben einfach kein Profil mehr.« Er wackelte mit dem besagten Schuh und Alexis half ihm wieder in die Höhe. Länger als unbedingt notwendig hielt der Organist seine Hand fest und sah ihn dabei noch immer an. Unbehaglich presste Federico die Lippen aufeinander, blickte auf den Boden und trat einen Schritt zurück. »Danke«, murmelte er und wandte sich ab. Er konnte nicht sagen, ob Alexis sich noch verabschiedete oder ihm sogar nachging, denn Federico eilte so schnell es ging davon.
    Als er endlich in sein Zimmer zurückkam, war Claude schon verschwunden. Er hatte Federico aber wenigstens ein Croissant und eine Tasse mit Kaffee, der inzwischen kalt war, übriggelassen. Auch Federico musste sich nun beeilen, wenn er noch duschen wollte und in Anbetracht seines morgendlichen Workouts stand dieser Punkt nicht zur Diskussion.
    Es war merkwürdig, befand er als er unter der Dusche stand. Irgendwie tat ihm das aufrichtige Interesse, das Alexis an ihm hegte, gut. Eben weil er spürte, dass es mehr war als pure Oberflächlichkeit. Wann hatte jemand schon zu ihm gesagt, dass er es etwas langsamer angehen sollte, weil er sich sonst nur selbst zugrunde richtete? Jetzt von Claude einmal abgesehen. Vielleicht hatte er mit dem Organisten einen neuen Freund gewonnen?
    Alexis wusste ja gar nicht wie recht er hatte in Bezug auf Federico. Die tägliche Belastung immer nur die beste Leistung abzuliefern zeigte ihre Spuren. Federico stellte die Dusche auf kalt und hielt sein rechtes Handgelenk unter den Wasserstrahl. Er musste sich wohl bei seinem Sturz gerade eben mit der Hand aufgefangen haben, denn er spürte ein schmerzhaftes Ziehen im Gelenk. ›Ausgerechnet die Rechte‹, dachte er und verzog den Mund als er anfing zu zittern. Wenigstens betäubte die Kälte den Schmerz. Seine rechte Hand hatte ihm schon vor einem halben Jahr einmal Probleme bereitet und er war gezwungen gewesen seinem Gelenk etwas Ruhe zu gönnen und einige Tage lang nicht zu spielen. Was natürlich für einen Pianisten seines Formats so etwas wie ein Weltuntergang war. Deshalb hatte er auch niemandem von diesem Problem erzählt.
    Dass Alexis ihn jedoch allen Ernstes für homosexuell gehalten hatte, das nagte noch immer an ihm. Und es war alles nur Claudes Schuld! Wenn dieser damals doch nur den Mund gehalten hätte. Als er seinen Mitbewohner während der Mittagspause in der Mensa sah, setzte er sich ihm gleich gegenüber und stellte das Tablett lautstark auf dem Tisch ab.
    »Wo warst du noch heute Morgen?«, erkundigte sich Claude und stocherte in seinem Salat herum. »Ich habe noch auf dich gewartet.«
    Federico ging erst gar nicht auf die Frage ein. »Mister Alexis Arrowfield hält mich für schwul«, raunte er. »Und daran bist nur du und dieses lächerliche Filmzitat schuld.«
    Claude grinste. »Oh Fedri. Wie heißt es so schön: Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch davon an. Was ist heute nur los?« Drehten ihm heute denn alle das Wort ihm Mund herum?
    »Stell dich nicht so an: Ein bisschen bi schadet nie!«
    Entweder wurden alle anderen langsam verrückt, oder er drehte durch. Federico schüttelte vehement den Kopf. »Sei bitte wieder ernst. Wenn Alexis das denkt, dann denken das andere vielleicht auch. Ich meine, gibt es da irgendetwas wie ich rede oder gehe, dass man denken könnte, ich wäre schwul?«
    Claude deutete mit der Gabel auf ihn. »Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du weniger auf die Meinung von anderen Leuten geben sollst.«
    »Das ist ein Problem, verdammt noch mal!«
    »Ganz und gar nicht. Fedri, ist okay. Es war einfach nur ein Missverständnis, warum stehst du da nicht einfach drüber? Du reitest nur noch mehr darauf herum, das macht es auch nicht besser.«
    Ja warum? Warum ließ es ihn nicht einfach kalt? »Ich weiß es nicht. Hey entschuldige, ich bin...«, er warf den Löffel in die Suppe zurück und strich sich frustriert durch die Haare.
    »Was ist passiert?« Nun sah ihn auch Claude besorgt an.
    »Gerade eben ist mir Dekan Haylen auf dem Gang begegnet. In Brüssel findet in ein paar Wochen irgendein Wettbewerb statt und das Konservatorium will ›seinen besten Mann‹ schicken. So hat er sich tatsächlich ausgedrückt.«
    »Das ist doch großartig!«
    »Nein, ich will es

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