Holz und Elfenbein
nichts zu danken. Ein schöneres, nachträgliches Geburtstagsgeschenk als mich den Wagen fahren zu lassen, hättest du mir nicht machen können.« Frank verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Ich weiß, entschuldige.« Er hatte Franks letzten Geburtstag komplett vergessen. Natürlich nicht aus Böswilligkeit, es war zu der Zeit gewesen als Alexis noch die Trennung von Henry verkraften musste und da war er kaum für seine Umwelt ansprechbar gewesen.
»Es ist nicht so sehr der Geburtstag, den du vergessen hast... Warum hast du nicht mit mir geredet!« Es klang vorwurfsvoll - zurecht. »Deine Großmutter meinte, es wäre dir damals so dermaßen schlecht gegangen. Du hättest es nicht gut verwunden, dass du dich von Henry getrennt hast.«
› Nicht gut verwunden‹ war die Untertreibung des Jahres. Genau deshalb hatte er doch England verlassen und war nach Genf ans Konservatorium gegangen. »Ich habe mit niemandem darüber gesprochen.« In der Tat hatte er seiner Familie nur das Nötigste gesagt, dass sie sich getrennt hätten, aber nicht, was genau damals vorgefallen war.
»Mit niemandem gesprochen, außer deinem guten Freund namens Glenfiddich... oder war es Glenmorangie?« Das waren bekannte Whiskymarken und Frank wusste um Alexis‘ Vorliebe für das schottische Nationalgetränk.
»Sowohl als auch, und noch ein bisschen geplaudert mit Jack Daniels.«
Alexis stand noch immer an der Tür und jetzt erhob sich Frank von seinem Sitzplatz, kam zu ihm herüber und stützte die Hände neben Alexis‘ Kopf ab, Frank war nur unwesentlich kleiner als er und sie konnten einander mühelos in die Augen sehen. »Ich sehe es dir genau an Alex. Du hast es noch lange nicht überwunden.«
Alexis war nicht so feige und wandte den Blick ab, er zuckte nur hilflos mit den Schultern. »Was schlägst du vor?«
»Das ist leicht. Du machst uns einen Earl Grey. Deine Großmutter war so freundlich und hat mir extra Scones mitgegeben als ich deine Sachen abgeholt habe.«
»Mach dir keine Illusionen, sie hat die Scones nicht selbst gebacken. Wahrscheinlich war es unsere Köchin.« Seine Großmutter war zwar eine gute Köchin und buk aus Leidenschaft, aber nur an zwei Anlässen im Jahr: An Weihnachten und dem Geburtstag der Queen.
Frank fuhr fort seinen Plan darzulegen, er beachtete Alexis‘ Einwand gar nicht: »Ich gehe währenddessen unter die Dusche, dann erzählst du mir alles. Als nächstes Freundschaftssex, dann schlafen wir ein paar Stunden und gehen in einen Club. Wie klingt das?«
»Mhm«, brummte Alexis. Freundschaftssex. So hatten sie es früher bezeichnet als sie miteinander geschlafen hatten, was damals doch ein paar Mal vorgekommen war.
»Okay, zuerst Freundschaftssex und dann den Tee?«, bot Frank als Kompromiss an.
»Sind wir dafür nicht inzwischen zu alt?« Alexis legte seine Hände auf Franks Arme. »Ich für meinen Teil muss nicht mehr ausprobieren wie es ist einem unschuldigen Jungen vom Land den Blowjob seines Lebens zu verpassen. Ich weiß allerdings nicht, wie es mit dir ist.«
»Verdammt, ich dachte ich krieg dich rum.« Frank lachte und küsste ihn kurz auf die Lippen.
»Ich glaube, ich habe deswegen nicht mit meiner Familie darüber gesprochen, weil sie mich alle gewarnt haben. Jeder hat es gesehen, dass Henry nicht der Richtige ist. Nur eben ich nicht.« Alexis saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Clubsessel und hatte das Kinn in die Hand gestützt. Frank hatte es sich im Schneidersitz vor der Couch auf dem Boden bequem gemacht. Mit dem Rücken lehnte er an dem Leder und sah zu Alexis hoch, während er an dem Teegebäck herumknabberte.
»Henry war mein Anlageberater«, begann Alexis zu erzählen.
»Oh?«
»Ja. So habe ich ihn kennen gelernt. Er war fünfzehn Jahre älter als ich, steckte mitten in der Scheidung. Zwei Kinder.«
»Ich wusste nicht, dass du was für ältere Männer übrig hast. Ist das deine neue Vorliebe? Denn einen Sugar Daddy hast du dir sicher nicht gesucht.«
»Also bitte Frank.« Als ob Alexis jemanden benötigte, der ihn haushaltete. Eher hätte er Henry mit den Zahlungen der Alimente unter die Arme greifen können. »Es war auf einer Cocktailparty, wir haben geredet. Er wusste, dass ich schwul bin und... irgendwie.« Alexis konnte es heute noch nicht richtig erklären und machte eine vage Handbewegung. »Er wollte es ausprobieren, er wollte einfach alles ausprobieren und so... Ja, es war okay.« Was sollte er da lang und breit erzählen. Er war glücklich
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