Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
Vom Netzwerk:
es auch nicht leicht für ihn zu einem Arzt zu gehen. Ich selbst hätte ganz schön Schiss.«
    Mary-Alice nickte ernst: »Ja, hoffentlich kann diese Dr. Rhys-Weeks ihm helfen.«
    »Hoffentlich.« Alexis wusste nicht, was er dann sonst noch für Federico tun sollte. Mit einem schweren Seufzen griff Alexis nach seinem Tee und blickte zu William herüber, der sich gefährlich weit über die Einfassung des Teichs beugte, was ihm wohl gerade auch seine Urgroßmutter sagte, denn mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck, richtete sich der Junge wieder auf. William hatte die gleichen schwarzen Haare und blauen Augen wie Alexis. Mindestens einmal in jeder Generation schienen diese Merkmale aufzutauchen. Aber was wusste Alexis schon von Vererbung. Doch es ließ sich nicht leugnen, dass William seinem Onkel sehr ähnlich sah. Man musste nur die Fotoalben der Familie zu Rate ziehen.
    »Was habt ihr Willie eigentlich gesagt über Federico und mich? Habt ihr es ihm erklärt?«, wandte sich Alexis einem nicht weniger wichtigem Thema zu. Mit Sicherheit würde der Kleine Fragen stellen, wer denn Federico sei und warum er hier lebte.
    »Wir haben ihm gesagt, dass Federico dein bester Freund ist und ihr euch sehr mögt. Das scheint ihm zu genügen... fürs Erste zumindest.« Mary-Alice beobachtete ihren Sohn und anhand ihrer Art die Lippen aufeinander zu pressen, sah Alexis, dass es ihr schwer fiel William nicht eine Warnung oder Ermahnung zuzurufen, der gerade die Hand nach einem der Karpfen ausstreckte und sich wieder weit über das Wasser beugte. Sie wusste, dass nichts Schlimmes passieren konnte, abgesehen von nassen Kleidern, und doch tat sie sich schwer damit ihren Sohn selbst diese Erfahrung machen zu lassen. Alexis fand es schon etwas merkwürdig, Mary-Alice war zu keiner Zeit, selbst unmittelbar nach Williams Geburt, eine der Müttern gewesen, die ihr Kind in Watte packten und übervorsichtig behandelten.
    »Ja und ich hoffe, diese Erklärung reicht noch für ein paar Jahre aus. Ich bin noch nicht bereit für diese Art von ›Gespräche‹«, schnaubte Eric und betrachtete ebenfalls seinen Sohn.
    Welche Eltern waren das schon? Solche Gespräche, die das Heranwachsen zwangsläufig mit sich brachten, waren doch für beide Seiten, Eltern und Kinder, eine etwas peinliche, im besten Falle unbeholfene, Situation. Alexis war mit einem Mal froh, dass er wohl nie die Verantwortung über ein Kind übernehmen musste. Es konnte einem schon Angst davor werden, gab es doch so viele Dinge, die man falsch machen konnte.
    Alle sahen sie überrascht auf als sie freudiges Hundegebell aus dem Wald hörten. William stand auf, den Karpfen und ihr Futter schon wieder vergessen und rannte auf die beiden Hunde zu, die jetzt gerade wie zwei Furien aus dem Wald stürmten. Dann erschallte ein schriller Pfiff – Alexis beneidete Federico darum, er selbst konnte nicht auf den Fingern pfeifen – und die Collies wurden augenblicklich langsamer. Sie tänzelten nervös auf der Stelle und warteten ungeduldig auf Federico, der jetzt gerade den Park betrat und wohl sichtlich verwundert darüber war, wer denn dieses Kind war, das so eifrig die Hunde streichelte und sich ihnen an den Hals warf. William mochte Benji, dem größeren der beiden Collies, gerade bis an die Schulter reichen.
    »Nun ja, er scheint nicht nur dich gut im Griff zu haben«, bemerkte Mary-Alice schmunzelnd und erhob sich um Federico entgegenzugehen und ihn zu begrüßen.

    Sie hatten in der Praxis nicht warten müssen. Wenigstens ein Gutes. Federico und Alexis hatten während der gesamten Fahrt kein Wort miteinander gewechselt. Dabei hätten sie ja genügend Gesprächsstoff gehabt. Federico war ziemlich überrumpelt gewesen heute Nachmittag so plötzlich vor Alexis‘ älterer Schwester und ihrer Familie zu stehen und er war leicht überfordert gewesen als William ihn gefragt hatte, ob er denn der beste Freund von Alexis wäre und dann weiter gesagt hatte: »Mum hat gemeint, dass Alexis noch nie einen besten Freund hatte und dass er jetzt sehr glücklich ist.«
    Besagter Glückspilz hatte beharrlich geschwiegen und als es an der Zeit war aufzubrechen war es Mary-Alice gewesen, die mit einem Stirnrunzeln auf ihre Armbanduhr geschaut hatte: »Wolltet ihr nicht gehen?«
    Sie hatten geschwiegen als sie das Gebäude, in dem die Praxis untergebracht war, betreten hatten. Zu einem gewissen Maß war Federico noch verärgert über Alexis‘ eigenmächtiges Handeln, zum anderen war er aber auch

Weitere Kostenlose Bücher