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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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schrecklich nervös. Was würde diese Ärztin für ihn tun können? War sie wirklich besser als der Orthopäde, bei welchem er in Genf in Behandlung gewesen war? Konnte sie ihm helfen? Oder was, wenn auch sie ihm keine Hoffnung geben konnte? Wer konnte es dann noch?
    Federico nannte seinen Namen an der Anmeldung und wurde gleich gebeten doch ins Sprechzimmer zu gehen. Alexis und er sahen sich für einen Bruchteil einer Sekunde in die Augen, zum ersten Mal seit ihrem Streit heute Morgen. Alexis wartete nur auf eine kleine Andeutung, ein kleines Nicken, ob er Federico nicht doch begleiten sollte. Doch Federico wandte sich ab und folgte der Arzthelferin.
    Dr. Rhys-Weeks war eine zierliche Dame im besten Alter. Federico konnte sie sich beim besten Willen nicht in einem Operationssaal vorstellen. Dass so eine Frau mit solch feingliedrigen Händen Knochen richten und mit Hammer und Säge umzugehen vermochte schien ihm unglaublich.
    Sie war sehr freundlich zu ihm, nahm sich Zeit und hörte geduldig zu, als sie ihn gebeten hatte den Verlauf seines Leidens zu schildern. Danach untersuchte sie seine Hand, bog seine Finger in jede nur erdenkliche Richtung. Tastete die Gelenke auf Verdickungen und andere Auffälligkeiten ab. Schließlich ließ sie seine beiden Hände noch r öntgen.
    Erst dann, nach fast einer Stunde, ließ sie sich zu einer ersten Einschätzung herab. Dies war wohl durchaus als ein positives Zeichen für ihre Kompetenz und Gründlichkeit zu sehen. Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und bat Federico in die kleine Sitzecke am anderen Ende des Raumes.
    Federico wagte es nicht zu fragen und so wartete er ungeduldig bis sie ihre Lesebrille abgenommen und auf den Tisch gelegt hatte.
    »Haben Sie einen starken familiären Rückhalt, Mr. Batist? Und wenn ich mir die Frage erlauben darf, sind Sie finanziell unabhängig?«
    Das waren nicht unbedingt die Art von Fragen, die Federico von einer Ärztin erwartet hatte und er musste sie einigermaßen verdutzt angestarrt haben, denn sie lächelte verständig.
    »Lassen Sie es mich anders formulieren«, begann sie zu erklären. »Wenn Sie sich dazu entschließen sollten sich von mir behandeln zu lassen, dann steht Ihnen ein harter, steiniger Weg bevor. Mit Sicherheit werden Sie Rückschläge erleiden und...«
    »Dann gibt es eine Therapie?« Aufgeregt rutschte Federico auf dem Stuhl nach vorn und sein Herz begann wie von selbst schneller zu schlagen.
    Seine Euphorie war nicht zu überhören und schnell bremste ihn Dr. Rhys-Weeks wieder. »Zuerst einmal: Ja. Ich denke, bei Ihnen wurden noch nicht alle Mittel, die uns die moderne Chirurgie bietet, ausgeschöpft. Aber es wird nicht leicht, vor allem nicht für Sie selbst. Auch kann ich nicht für den Erfolg garantieren. Deshalb die Frage nach Ihrem familiären Hintergrund. Sie brauchen ein soziales Netz, das Sie – im wahrsten Sinne des Wortes – auffängt, falls wir keinen Erfolg haben werden. Sie brauchen auch jemanden, der Ihnen den Rücken stärkt. Wissen Sie, ich sehe so eine Therapie nicht nur als einen einzelnen Eingriff. Ich verfolge da eher einen ganzheitlichen Ansatz.« Sie griff zu einem Stift und begann auf einem Stück Papier eine Zeitachse zu malen.
    »Aber Sie meinen, ich kann wieder Klavier spielen?«, drängte Federico. Er brauchte keine netten Schaubilder und beachtete gar nicht, was sie da niederschrieb. Im Grunde ging es doch nur um diese eine Frage.
    »Möglicherweise... Wenn Sie kein Pianist wären, würde ich bei so einem Verlauf die Hand operieren und könnte damit allein schon ziemlich gute Ergebnisse für den Patienten erzielen. Doch Sie wollen Ihren Händen wieder Höchstleistungen abverlangen: Tägliches Üben und Konzerte. Ich denke nicht, dass Sie sich mit weniger zufriedengeben werden.«
    Federico schüttelte den Kopf.
    »Ich werde Sie operieren. Zuerst die rechte Hand, dann mit zwei Monate Abstand links.«
    »Links auch?« Also zwei Operationen.
    »Dadurch, dass Sie in der letzten Zeit, sei es bewusst oder unbewusst, die rechte Hand geschont haben, wurde Ihre linke übermäßig und einseitig strapaziert. Doch zuerst«, sie tippte auf ihr Blatt Papier, »müssen wir die Entzündungen unter Kontrolle bringen, vorher möchte ich Sie nicht operieren. Da Sie bereits Bandagen und Schienen getragen haben und dies nur von mäßigem Erfolg war, wird Ihr Handgelenk dieses Mal eingegipst.«
    »Wie soll ich dann noch Klavierunterricht erteilen?« Ein Klavierlehrer mit Gips. Das war undenkbar.
    »Daher

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