Holz und Elfenbein
London gewesen als sie nach dem Brunch mit Catherine und Michelle noch spazieren gegangen waren.
Federico schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte und nahm die Illustrierte so vorsichtig entgegen als ob es sich um ein Stück Sprengstoff handeln würde. »Dürfen die das?«
»Ja, dürfen sie«, nickte Alexis. »Das passiert ein-, zweimal im Jahr. Wenn es keine größeren Skandale im Königreich gibt, sind sogar die Arrowfields plötzlich für die Presse interessant. Versuch dir nichts dabei zu denken.«
»Ha, ha«, machte Federico schwach und blätterte weiter. Überrascht riss er dann die Augen auf.
»Was?«, machte Alexis alarmiert. »Etwa noch mehr Bilder?« In der Tat, die Redaktion der Zeitschrift versäumte es nicht ihre Leser mit einer ausführlichen Darstellung von Alexis‘ bisherigem gesellschaftlichen Leben zu versorgen und hatte alte Jugendsünden von ihm ausgegraben.
»Eine Modenschau?«, Federico lachte und musterte skeptisch die Fotos, die Alexis‘ Ausflüge auf den Catwalk dokumentierten.
»Das war ein Charity-Event«, verteidigte sich Alexis und ahnte schon, Federico würde ihn wochenlang deswegen aufziehen. Doch ansonsten schien Federico die Tatsache, dass er nun Klatschgegenstand der englischen Yellow Press geworden war, außerordentlich gut wegzustecken. Aber vielleicht lag es auch daran, dass er fürs Erste mit sich selbst zu tun hatte.
Eine Woche nachdem die Fotos von ihnen in einem dieser Käseblätter auftaucht waren, stand Federicos Operation an. Am Abend davor wusste Alexis nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Er selbst war ziemlich nervös, obwohl er es doch gar nicht war, der sich unters Messer legen musste. Gerne hätte er die Nacht gemeinsam mit Federico verbracht. Vielleicht würde ein bisschen Sex die Spannungen und Nervosität abbauen, doch Federico hatte nicht bei ihm bleiben wollen.
»Ich würde dich nur vom Schlafen abhalten«, hatte der wehmütig erklärt und sich in sein eigenes Zimmer zurückgezogen. Doch auch Alexis fand nicht die nötige Ruhe. Zu vieles beschäftigte ihn: Er hoffte, nein er betete dafür, dass die morgige Operation erfolgreich verlaufen würde.
Schließlich hielt er es nicht mehr in seinem eigenen Bett aus, womöglich war Federico ja ebenfalls noch wach. Vorsichtig lauschte er an Federicos Zimmertür, er vernahm zwar keine Geräusche, doch glaubte er einen Lichtschimmer unter der Tür zu erkennen. Er drückte die Klinke hinab, bemüht kein Geräusch zu verursachen, falls Federico doch schlafen sollte. Doch Federico saß hellwach mit angezogenen Knien, die er mit seinen Armen umschlungen hielt, auf dem Bett und starrte vor sich hin. Er wippte rhythmisch Hin und Her, was wohl an der Musik liegen musste, denn Alexis sah die weißen Ohrhörer eines iPods in Federicos Ohren. Deshalb bemerkte ihn Federico auch nicht und Alexis schloss wieder die Tür.
Er ging in das Erdgeschoss und nahm einen der besten Single Malts aus der Bar. Federico hatte den Whisky dringend nötig und er selbst konnte auch einen guten Schluck zur Beruhigung vertragen. Als er wieder mit Whiskyflasche und zwei Gläsern zu Federico zurückkehrte, bemerkte ihn dieser endlich und zog sich die Kopfhörer aus den Ohren.
»Ich weiß nicht, ob das vor der Operation so gut ist«, meinte er skeptisch zu Alexis als dieser die bernsteinfarbene Flüssigkeit in die Gläser einfüllte und eines davon Federico in die Hand drückte.
»Deine Operation ist erst in zwölf Stunden und es ist ja nur ein Schluck. Whisky kann man schließlich in allen Lebenslagen genießen!«
»Sag das nicht zu laut!«
»Warum?«
»Du klingst schon wie ein Alkoholiker.« Federico rückte zur Seite um Alexis Platz auf dem Bett zu bereiten.
Alexis lachte und setzte sich neben seinem Freund: »Nicht doch. Das Wort Whisky bedeutete ursprünglich ›Wasser des Lebens‹ und zum Leben gehört nun einmal Freude genau so wie Trauer... eben alle Lebenslagen.« Alexis nahm einen Schluck von dem gepriesenen ›Wasser des Lebens‹.
»Ah«, machte er genießerisch und schloss die Augen. »Ein guter Tropfen, dieser Glenvilet.«
»Trinkst du eigentlich auch Bourbon?«
»Nur, wenn es sein muss«, erwiderte Alexis trocken und mit solcher Abscheu, dass es Federico zum Lachen brachte. »Sicher gibt es auch guten Bourbon, aber ich habe ihn noch nicht für mich entdeckt. Was hast du gehört?« Da tippte Alexis bereits auf den Touchscreen des iPods und sah den Titel des abgespielten Stückes. Federico nahm ihm das
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