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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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gewesen mehr Unterrichtsstunden zu nehmen und in jeder freien Minute zu üben. Vor allem als ich dann mit der Orgel angefangen habe. Doch da war ich dann schon fünfzehn. Ich wurde nie dazu gezwungen mich ans Klavier zu setzen und niemand hat das von mir verlangt.«
    »Du weißt auch Fedri, dass es nur sehr wenige schaffen wirklich erfolgreich zu sein,« fuhr Alexis nach kurzer Stille fort. »Ich weiß nicht, ob ich es William wünsche Pianist zu werden. Es ist schon ein großer Druck und...« Wieder stoppte er.
    »Ein Druck, dem nicht jeder standhält, das wolltest du doch sagen.« Federico blickte ihn mit einem traurigen Lächeln an.
    Alexis schürzte die Lippen, dann aber nickte er. »Hätte ich es nicht sagen sollen? Aber es ist nun einmal die Wahrheit.«
    »Ich weiß.« Federico erhob sich und Alexis ging die paar Schritte zu ihm herüber. Er schloss ihn in die Arme.
    »Es ist die Wahrheit, aber deswegen schmerzt es nicht weniger«, murmelte Federico an Alexis‘ Schulter gelehnt.
    »Ah Alexis, hier bist du. Ich wollte... Oh!«
    Überrascht wandten sie beide den Kopf und irgendwie stellten sie sich dabei so ungeschickt an, dass Federicos Nase glatt an Alexis Wangenknochen stieß.
    »Au!« Federico hielt sich die Nase und musterte den Störenfried, der da in der Tür stand. Ein Mann, den er bis jetzt noch nie gesehen hatte. Doch dessen Verhalten und sein plötzliches Auftauchen im Haus ließ den Schluss zu, dass er wohl irgendwie zur Familie gehörte.
    »Gareth, was machst du denn hier?«, entfuhr es Alexis und ließ Federico los. »Solltest du nicht in Singapur sein? Oder sind Mum und Dad etwa auch hier?« Alexis blickte schon erwartungsvoll hinaus in die Eingangshalle.
    › Gareth?‹, schoss es Federico durch den Kopf und musterte den jungen Mann noch einmal eingehender. Den Sekretär, Assistent, Butler – was auch immer – von Alexis‘ Vater hatte er sich irgendwie älter und seriöser vorgestellt. Bestimmt nicht in zerschlissenen Lederklamotten und vor allem nicht... konnte es etwa sein, dass Gareth schwul war? Nein, oder doch? Die Art wie der Butler Alexis musterte. Ja, es musste so sein.
    Ha und da sollte Catherine noch einmal behaupten, sein Gaydar wäre unterentwickelt, triumphierte Federico in Gedanken während er sich die noch immer schmerzende Nase rieb.
    »Deine Eltern haben beschlossen eine Ayurvedakur zu unternehmen, weshalb ich mir eine Woche Urlaub nehme. Ich fahre zu meinen Eltern und wollte nur die Maschine holen.«
    »Ayurveda? Da frage ich mich, wer diese Idee hatte? Schön, dass ich auch einmal darüber informiert werde«, bemerkte Alexis knurrig. Mary-Alice hatte durchaus recht, wenn sie behauptete, die neue Familienkrankheit würde darin bestehen sich über alle Kontinente des Planeten zu zerstreuen.
    »Du musst Federico sein. Ich soll dir Grüße von Mr und Mrs Arrowfield ausrichten.«
    Federico nickte und ergriff die ausgestreckte Hand.
    »Ihn lassen sie extra grüßen und mir sagen sie nicht einmal, dass sie noch länger in Asien bleiben!«, echauffierte sich Alexis und schüttelte den Kopf.
    Gareth zwinkerte Federico amüsiert zu und holte dann eine Zeitschrift aus seinem Rucksack. »Du kannst ja jetzt mit deinen Eltern reden und ihnen das hier«, er warf Alexis das Heft zu, »erklären. Also ich bin dann weg, hab ja schließlich Urlaub.« Gareth setzte sich eine Sonnenbrille auf und schulterte seinen Rucksack. Dann war er schon wieder verschwunden.
    »Hmpf«, machte Federico, ging zum Fenster und sah gerade noch wie Gareth sich auf sein Motorrad schwang und davonbrauste.
    Doch Alexis beachtete ihn nicht. Der blätterte schnell die Illustrierte durch, die Gareth ihm dagelassen hatte. Es war eines dieser billigen Klatschblätter, die gerne in den Friseursalons und Wartezimmern der Arztpraxen auslagen. Natürlich konnte er sich denken, warum ihm Gareth die Zeitschrift gegeben hatte. Ja, da war es. Ein Foto von ihm und Federico und daneben ein kurzer Text, der sich in heftigen Spekulationen über Federicos Identität ausließ. Anscheinend gab es in der Redaktion der Illustrierten Niemanden, der sich in der Szene der klassischen Musik auskannte, sonst wüssten sie, wer Alexis‘ ›geheimnisvoller Lover‹ war.
    »Du lässt dich gut fotografieren«, meinte er mit einer gewissen Portion Humor und zeigte Federico das Bild. Dabei war der Schnappschuss geradezu unschuldig. Alexis hatte lediglich eine Hand an Federicos Wange gelegt gehabt, mehr auch nicht. Es war an jenem Sonntagmorgen in

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