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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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völlig ausreichend und Federico hatte auch schon die Spritze in das Nervengeflecht in der Achsel bekommen. Sein gesamter rechter Arm wurde von Minute zu Minute schwerer und er verlor die Kontrolle darüber.
    »Ist das möglich?«, fragte Federico. Er hatte bis jetzt geglaubt er müsste bei vollem Bewusstsein bleiben und zuhören wie die Ärztin mit ihren Instrumenten in seiner Hand herumschaben und arbeiten würde. Allein der Gedanke ließ ihn schaudern.
    »Natürlich ist das möglich. Wir können Sie in einen Dämmerschlaf versetzen, dann brauchen Sie allerdings auch wieder etwas länger, um auf die Beine zu kommen.«
    Federico winkte nur ab, das wäre es ihm allemal wert. Noch einmal ließ sie dann Dr. Rhys-Weeks allein und Federico musste sich für die Operation umziehen. Seine Kleidung bestand nun aus grünen, weiten Hosen und einem ebenso wenig schmeichelhaften, passenden T-Shirt. Auch seine Schuhe hatte er ablegen müssen und stattdessen ein Paar Slipper aus Gummi bekommen. Alexis half ihm noch mit der OP-Haube, Federicos rechter Arm war nun fast komplett taub und nur mit Mühe hatte er noch die Einverständniserklärung unterschreiben können. Gerade steckte ihm Alexis die Haare unter die Haube. Dabei verharrten seine Finger auf Federicos Wangen und noch einmal küsste er ihn innig. Federico wusste nicht, ob es an der nun wirkenden Betäubung in seinem Arm lag oder es der Kuss war, doch seine ganze Haut kribbelte.
    »Das wird schon«, versicherte ihm Alexis mit einem Grinsen, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen und wirkte eher grimmig, denn aufmunternd.
    Doch schließlich mussten sie sich trennen und eine Schwester führte ihn in den Operationssaal. Der scharfe Geruch nach Desinfektionsmittel ließ ihn an ein anderes Krankenhaus denken, dem traurigen Tag an welchem er seine Eltern verloren hatte. Er hasste Krankenhäuser! Wie gut, dass er nach der OP wieder nach Hause konnte.
    Federico hörte kaum noch was die Schwester mit ihm sprach, mechanisch nahm er auf dem Operationstisch Platz und legte sich hin. Blinzelnd blickte er in das grelle Licht der Lampe und schloss die Augen. Irgendjemand steckte ihm einen Pulsmesser an die linke Hand und erklärte, dass man ebenfalls seinen Blutdruck unter Beobachtung haben würde und dass er nicht erschrecken sollte, wenn die Manschette, die nun an seinem Fuß angebracht war, sich aufpumpen würde.
    Gott, er wünschte sich, Alexis wäre jetzt bei ihm.
    Erst als eine der OP-Schwestern seine rechte Hand ergriff und auf dem Tisch festschnallte, öffnete er die Augen und wandte den Kopf. Sein Arm war zur Seite gestreckt und fixiert worden. Mit einem unguten Gefühl der Panik beobachtete er wie das rostbraune Jod auf seine gesamte Hand aufgetragen wurde. Am liebsten würde er aufspringen und einen Rückzieher machen.
    Es stank unangenehm und noch bevor ihn die Schwester sanft darauf hinwies, dass man das Operationsfeld noch mit Tüchern abhängen und er nichts sehen würde, hatte er den Kopf schon wieder auf die andere Seite gedreht.
    Die Tür zum Saal wurde erneut geöffnet und Dr. Rhys-Weeks kam herein. Sie hatte bereits ihre Hände geschrubbt und desinfiziert, denn sie hielt sie im rechten Winkel von sich gestreckt. Ganz so wie Federico es von zahlreichen Arztserien aus dem Fernsehen kannte. Während man ihr in den grünen Kittel und die Handschuhe half, injizierte man ihm das Sedativum. Zuerst spürte er nichts, doch dann wurde sein gesamter Körper so schwer wie ein Steinklotz. Federico vermochte kaum noch die Augen offenzuhalten und aus einem Reflex heraus kämpfte er noch dagegen an. Jemand strich ihm mit warmen Händen beruhigend über die Wangen, es war glücklicherweise das letzte, was er für die nächste Stunde spüren sollte.

    Alexis blickte unentwegt auf den Zeiger der großen Uhr, die im Wartezimmer über dem Türrahmen angebracht war. Doch noch musste er mindestens eine halbe Stunde warten, dabei erschien es ihm so als ob er bereits den halben Tag in diesem Zimmer verbracht hatte.
    Noch nicht einmal die durchdringenden Blicke der zwei anderen Patienten, die aufgeregt miteinander tuschelten und sein Konterfei mit einer Fotografie in einer Illustrierten verglichen – ein weiteres dieser Schmierenblätter hatte die Fotos von ihm und Federico abgedruckt – störte ihn.
    Es war geradezu eine Erlösung als endlich Dr. Rhys-Weeks persönlich zu ihm kam und ihn bat sie zu begleiten. Fast hätte er die Ärztin dafür in den Arm genommen als sie meinte, dass

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